Intensivkurs in Peine: 16 Teilnehmende lernen Deutsch im Turbo-Tempo , Datum: 02.06.2023, Format: Meldung, Bereich: Integration , Integration: Neues Angebot in der Kreisvolkshochschule feiert erfolgreiche Premiere

Premiere in Peine: Erstmals haben elf Frauen und fünf Männer aus dem Ausland am ersten Intensiv-Integrationssprachkurs der Kreisvolkshochschule (KVHS) teilgenommen. Alle haben mit richtig guten Ergebnissen bestanden. Von September bis März absolvierten sie ein wahres Turbo-Programm.

"Im regulären Integrationssprachkurs lernen die Teilnehmenden die deutsche Sprache in 600 Unterrichtsstunden, dazu kommen noch 100 Stunden Orientierungskurs", erklärte KVHS-Leiterin Stefanie Laurion am Freitag bei der Zertifikatsübergabe im Werkforum Herner Platz. Der Intensivkurs umfasse nur 400 Deutschstunden und 30 Stunden Orientierungskurs. "Das ist eine tolle Herausforderung."

Die Teilnehmenden kommen überwiegend aus der Ukraine, aber auch aus dem Sudan, Syrien oder Montenegro. Der Deutschkurs vermittelt auf der Stufe B1 grundlegende Grammatikkenntnisse und trainiert schriftlich und mündlich Situationen aus Alltag und Beruf. Geprüft wird in den vier Bereichen Lesen, Hören, Schreiben und Sprechen. Der Orientierungskurssetzt sich aus den Modulen "Politik in der Demokratie", "Geschichte und Verantwortung" sowie "Mensch und Gesellschaft" zusammen und vermittelt staatsbürgerliche Kenntnisse. Beides wird zum Beispiel für die Einbürgerung gebraucht.

"Eine großartige Leistung" bescheinigte den Männern und Frauen auch Kreis-Sozialdezernentin Professor Dr. Andrea Friedrich. "Integration geht über Sprache", sagte sie. "Dafür brauchen wir flexible Angebote, engagierte Lehrende und Menschen, die lernen wollen und sagen, ich möchte Teil dieser Gesellschaft sein."

Großes Lob und Dank von allen Beteiligten gab es für die Lehrerinnen Caterina Reisner, Nicole Pesendorfer und Katrin Stülpe.

"Wir haben viel Spaß gehabt, und unsere Lehrerinnen waren sehr, sehr gut", sagte Vitalii Hula. "Wir haben viele Fragen gehabt und viele Antworten bekommen."

Der 36-jährige Arzt wohnte in der Nähe von Kiew und ist vor 13 Monaten mit seiner Frau, ebenfalls Ärztin, und ihren drei Kindern im Alter von fünf, drei und einem Jahr vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen. Zurzeit lebt er in Vöhrum. Deutsch sei eine sehr schwere Sprache, und er habe viel lernen müssen - wegen der Kinder überwiegend abends und nachts.

Jetzt ist seine Frau mit dem Deutschkurs an der Reihe. Dann geht es weiter mit den Kursen B2 und C1, damit sie als Ärzte arbeiten können.

Porträtaufnahme eines Mannes Mohamed Nourelhuda aus dem Sudan ist Zahnarzt. Er hofft, dass auch seine Verlobte nach Deutschland kommen kann. Quelle: © Jan Tiemann

Mohamed Nourelhuda ist Zahnarzt und vor 18 Monaten aus dem Sudan vor dem Krieg geflohen. Der 43-Jährige wohnt zurzeit in Bülten.

"Deutsch sprechen ist schwer für mich, aber schreiben ist gut." Auch er will weiter lernen, um als Zahnarzt arbeiten zu können. Er ist alleine nach Deutschland gekommen und hat noch sechs Geschwister, die zum Teil in den USA leben.

Vor allem vermisst er seine Verlobte, die noch im Sudan ist. "Ich hoffe, dass sie auch kommen kann."

Die jüngste Teilnehmerin mit jetzt 19 Jahren ist Daria Bohach aus dem ukrainischen Odessa. Sie ist mit ihren Eltern und ihrem 14-jährigen Bruder Dimytro geflohen und seit August in Peine.

"Die deutsche Sprache war nicht schwer zu lernen", sagte die junge Frau, die ihrer Familie beim Deutschlernen hilft. Sie spricht außerdem Ukrainisch, Russisch, Englisch, ein bisschen Chinesisch und Französisch und lernt zurzeit auch Bulgarisch. Sie studiert online an der Uni in Odessa. "Ich bin fast Sprachwissenschaftlerin."

Jetzt möchte sie in Deutschland studieren und Englisch- oder Deutschlehrerin werden. Peine sei klein und ruhig, ihre Eltern könnten sich hier gut erholen.

Die 19-Jährige überlegt nach Hannover oder Braunschweig zu ziehen, wo sie viele Freunde hat. "Braunschweig mag ich besonders, weil mich die Architektur ein bisschen an meine Heimatstadt Odessa erinnert."

Porträtaufnahme einer Frau Oksana Holub aus der Ukraine will in Deutschland Marketing oder Management studieren. Quelle: © Jan Tiemann

"Nein, es war gar nicht schwer Deutsch zu lernen", lautete auch die spontane Antwort von Oksana Holub. Die 23-Jährige ist mit ihrem Freund vor einem Jahr aus dem ukrainischen Luhansk geflohen.

"Meine Eltern leben in der Ukraine, aber es geht ihnen gut." Sie möchte in Deutschland bleiben und hier Marketing oder Management studieren. Die Leute in Peine seien sehr nett, aber auch sie zieht es nach Hannover oder Braunschweig.

Der Beitrag ist erschienen am 21.04.2023 in der Peiner Allgemeine Zeitung.