BAMF-Newsletter Nr. 07/2020 ,
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Die zweite Corona-Welle wird wahrscheinlich kommen. Darin sind sich Experten einig. Die Frage ist nur, wann sie kommen und wie groß der Peak sein wird. Und das liegt allein bei uns allen. Halten wir die AHA-Regeln (Abstand-Hygiene-Alltagsmaske) weiterhin konsequent ein, wird es nicht so schlimm werden wie bei der ersten Welle.
Bleibt die Frage: Schaffen wir das? Haben wir genügend Geduld, um auf einen Impfstoff zu warten, bis wir wieder das Leben von vor der Pandemie führen können? Mindestens bis dahin werden wir uns mit einer "neuen Normalität" begnügen müssen. Das bedeutet: Spitzensport in leeren oder zumindest überwiegend leeren Stadien, Breitensport auch nur mit großen Einschränkungen. Doch beides ist enorm wichtig für die Integration von neu hinzugekommenen Menschen in unsere Gesellschaft.
Da ist der syrische Flüchtling, Wael Shueb, der in diesen Tagen eigentlich in Tokio starten sollte, bei den Karate-Wettkämpfen der Olympischen Spiele als Mitglied des IOC-Flüchtlingsteams. Doch auch Olympia wurde wegen der Pandemie verschoben – zunächst um ein Jahr auf den Sommer 2021. Doch auch dies ist nicht gewiss, denn niemand kann derzeit vorhersagen, wie die Lage dann aussehen wird.
Der Syrer ist erst seit fünf Jahren in Deutschland, beherrscht unsere Sprache aber inzwischen fließend. Die in den Integrations- und Berufssprachkursen erworbenen Grundlagen kann er täglich anwenden – beim eigenen Training, in seinem Beruf als Fitness- und besonders als Karatetrainer, der Kindern und Jugendlichen die Faszination seines Sports näherbringt. Integration durch Sport funktioniert – auch, wenn es durch die Corona-Pandemie derzeit nicht einfach ist, sich in Geduld zu üben, bis ein "normales" Training wieder möglich sein wird.
Die Integrationsleistung ist natürlich auch im Breitensport weit verbreitet, allerdings derzeit noch mehr die Einschränkungen. Sportvereine müssen auch weiterhin zahlreiche Auflagen erfüllen, können keinen geregelten Trainingsbetrieb anbieten oder gar zu Wettkämpfen fahren.
Das durch das Bundesamt geförderte Projekt "Start with a Friend Verein(t)" bringt Menschen und Vereine zusammen, die ihren Sport als Hobby ausüben möchten. Ohne großen Leistungsdruck, dafür mit sehr viel Spaß und noch mehr gegenseitigem Austausch. Allerdings geht es hier nicht ausschließlich um Sport, sondern auch um andere Aktivitäten, und da ist glücklicherweise mehr möglich.
Wichtig ist und bleibt der Austausch, das zeigen die Beispiele aus diesen Beiträgen. Es muss nicht unbedingt bei einem gemeinsamen Hobby passieren, jedoch erleichtert das den ersten Schritt aufeinander zu. Und ist der erste Schritt einmal getan, wird ein gegenseitiger Austausch deutlich einfacher als aus der Distanz. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, die wir auch weiterhin einhalten sollten.
Herzlichst
Jochen Hövekenmeier
Pressesprecher des BAMF