Forschungszentrum begleitet die Beratungsstelle "Radikalisierung" ,
Anlässlich eines Festakts zum 10-jährigen Bestehen der Beratungsstelle "Radikalisierung" im Bundesministerium des Innern und für Heimat war auch das BAMF-Forschungszentrum als einer der Kooperationspartner der Beratungsstelle eingeladen. Seit 2016 wird dort umfangreiche Begleitforschung betrieben.
Die 2012 in Betrieb genommene Beratungsstelle "Radikalisierung" ist die zentrale Erstanlaufstelle für ratsuchende Angehörige und das Umfeld islamistisch radikalisierter Personen. Im Verlauf der letzten 10 Jahren ist sie angesichts eines sich stetig wandelnden Unterstützungsbedarfs kontinuierlich gewachsenen, hat ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut und zahlreiche neue Präventionsangebote geschaffen.
Anlässlich des Jubiläums hatte die Parlamentarische Staatssekretärin im BMI, Frau Rita Schwarzelühr-Sutter gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Bundeamtes, Dr. Michael Griesbeck, die Beratungsstelle und Netzwerkpartner am 7. November 2022 ins BMI eingeladen.
Im Rahmen dieses Treffens konnte Dr. Axel Kreienbrink, Leiter des BAMF-Forschungszentrums, einen Überblick über die jahrelange Begleitforschung geben, die 2016 mit einer ersten Evaluation der Beratungsstelle und des Netzwerks ihren Ursprung genommen hatte. Ausgehend von den dort festgestellten Bedarfen an Weiterentwicklung und Professionalisierung konnten in den Folgejahren, finanziert aus Mitteln des Nationalen Präventionsprogramm gegen Islamistischen Extremismus (NPP), zahlreiche Projekte umgesetzt werden.
Im Bereich Professionalisierung waren die netzwerkgemeinsame Erarbeitung von Standards in der Beratung des sozialen Umfelds (mutmaßlich) islamistisch radikalisierter Personen sowie der mit externen Partnern erarbeitete Qualifizierungslehrgang für Beratende in diesem Phänomenfeld wichtige Meilensteine. Der Lehrgang, der erfolgreich 2021/22 durchgeführt wurde, wird 2022/23 einen neuen Durchgang erleben.
Für den Bereich Aufbereitung von Trends und Entwicklungen ist zum einem das International Forum for Expert Exchange on Countering Islamist Extremism (InFoEx) zu nennen, dass gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) umgesetzt wurde und dem internationalen Austausch von Erkenntnissen aus Fachpraxis und Wissenschaft diente. Zum anderen konnte unter dem Namen FoPraTEx (Forschung-Praxis-Transfer im Phänomenbereich islamistischer Extremismus) ein Verbund wissenschaftlicher Mitarbeitender unter anderem bei den Partner-Beratungsstellen aufgebaut werden. Die Mitarbeitenden haben die Arbeit bei den lokalen Partner-Beratungsstellen durch eigene, praxisorientierte Forschung sowie das Aufarbeiten der Forschung anderer unterstützt und gemeinsam mit dem Forschungszentrum 2021 und 2022 zwei Sammelbände zu Erkenntnissen aus Forschung und Beratungspraxis im Phänomenbereich islamistischer Extremismus herausgegeben (SCHNITT:STELLEN und SCHNITT:STELLEN 2.0).
Gemeinsam von der Technischen Universität Berlin (TUB), dem Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) und dem Forschungszentrum des BAMF wurde auch das empirische Forschungsprojekt "Praxisorientierte Analyse von Deradikalisierungsverläufen (PrADera)" durchgeführt. Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, welche Gründe Personen dazu bewegt haben, sich von salafistischen Bewegungen abzuwenden oder umgekehrt in diesen zu verbleiben. Auch hierzu erschien 2022 ein umfangreicher und stark nachgefragter Forschungsbericht.
Schließlich wurden unter dem Aspekt der Qualitätssicherung auch die bundesfinanzierten Netzwerkpartner der Beratungsstelle nach externer Ausschreibung von einem Konsortium erfolgreich evaluiert. Der Bericht wird in Kürze erscheinen.
Das Treffen im Rahmen des Festakts diente dem Austausch der verschiedenen Netzwerkpartner aus Beratungsstellen, Behörden und Forschungseinrichtungen. Die Parlamentarische Staatssekretärin dankte dabei allen Teilnehmenden für ihre engagierte Arbeit vor dem anhaltenden Hintergrund der Herausforderung des islamistischen Extremismus.