Auf ein Wort mit der Leiterin des BAMF-FDZ , Datum: 10.02.2022, Format: Meldung, Bereich: Forschung

Seit einem halben Jahr steht der Wissenschaftsgemeinschaft mit dem BAMF-Forschungsdatenzentrum ein neuer Datenservice für die Migrations- und Integrationsforschung bereit. Im Interview stellt Dr. Marie-Christine Laible, die neue Leiterin des Forschungsdatenzentrums, den Datenservice vor.

Seit der Eröffnung des Forschungsdatenzentrums des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FDZ) können Forscherinnen und Forscher Registerdaten aus dem Ausländerzentralregister (AZR) für eigene Forschungsvorhaben beantragen. Für die Antragstellung steht ein Webportal bereit und auch der Datenaustausch erfolgt über eine verschlüsselte Plattform. Vielfach nehmen Forschende das Beratungsangebot des Forschungsdatenzentrums wahr, bevor sie Daten beantragen. Beispielsweise haben das FDZ-Team bereits folgende Fragen erreicht, welche allesamt mit "ja" zu beantworten waren:

"Kann ich mit dem AZR-Forschungsdatensatz 2021 einen detaillierteren Verlauf des Schutzstatus von ausländischen Personen nachvollziehen?"

"Ist es möglich mit dem AZR-Forschungsdatensatz 2021 Änderungen im aufenthaltsrechtlichen Status im Zuge des Fachkräfteeinwanderungsgesetztes zu analysieren?"

"Gibt es im AZR-Forschungsdatensatz 2021 bei der Gruppe der Asylsuchenden Informationen zum Bildungsstand?"

"Kann ich mit dem AZR-Forschungsdatensatz 2021 Umzüge und Schutzstatus von ausländischen Personen gemeinsam analysieren?"

Neue Leiterin bringt wissenschaftliche und FDZ-Expertise mit

Zum 15. Januar hat Dr. Marie-Christine Laible die Leitung des Forschungsdatenzentrums des BAMF übernommen. Die Ökonomin hat in den letzten Jahren im Forschungsdatenzentrum der Bundesagentur für Arbeit im IAB gearbeitet. Gleichzeitig war sie als Forscherin mit Fragen der empirischen Arbeitsmarkt- und Migrationsforschung befasst.

Im Interview beleuchtet Marie-Christine Laible das Datenangebot und den Service des BAMF-FDZ.

Welches Angebot kann das BAMF-FDZ Forscherinnen und Forschern machen?

Eine Frau lächelt in die Kamera. Dr. Marie-Christine Laible Quelle: © BAMF

Dr. Laible: Aktuell werden drei verschiedene Datensätze aus dem Ausländerzentralregister zur Verfügung gestellt: der AZR-Forschungsdatensatz 2021 am Gastwissenschaftsarbeitsplatz bei uns vor Ort im BAMF, Adressdaten für wissenschaftliche Befragungen und vollständig anonymisierte Auswertungen aus dem Gesamtbestand. Das Ausländerzentralregister beinhaltet Informationen ausländischer Personen, die sich nicht nur vorübergehend im Bundesgebiet aufhalten und bietet sich daher – wie kaum ein anderer Datensatz – für die Migrations- und Integrationsforschung an.
Das BAMF-FDZ ist noch jung, daher wird der Datenbestand sukzessive erweitert. Zukünftig werden Befragungsdaten, die im Forschungszentrum erhoben wurden, aufbereitet und für die Wissenschaftsgemeinschaft zugänglich gemacht. Dies wird beispielsweise die Repräsentativbefragung ausländischer Migrantengruppen (RAM 2015) sein. Dazu werden weitere Registerdatensätze das Portfolio des BAMF-FDZ in Zukunft erweitern.

Was ist das Besondere am BAMF-FDZ?

Dr. Laible: Als FDZ eines Bundesamtes nehmen wir eine besondere Rolle ein. Einerseits erfüllen wir unseren gesetzlichen Auftrag, bestimmte Daten des Bundesamtes der Forschungsgemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Dafür haben wir Daten-, Datenschutz- und Datensicherheitsexpertinnen und -experten in einem kompetenten Team zusammengebracht. So wird die Datenbereitstellung für die Wissenschaft verbessert und die nachhaltige leistungsfähige Dateninfrastruktur mit dem BAMF-FDZ ausgebaut.
Hierbei war uns wichtig, zum einen den wissenschaftlichen FAIR -Prinzipien (kurz für "Findable, Accessible, Interoperable, and Re-usable") für Forschungsdaten zu entsprechen, aber vor allem die gesetzlichen Zugangsvoraussetzungen und Schutzvorschriften erfüllen zu können. Zum anderen ist es unser Ziel, qualitativ hochwertige Daten für die Forschungsgemeinschaft zu erschließen. Dabei stellen wir den Servicegedanken gegenüber unseren Datennutzenden in den Vordergrund.
Wir engagieren uns beim ständigen Ausschuss Forschungsdateninfrastruktur des KonsortSWD und gewährleisten so den Austausch mit anderen Forschungsdatenzentren, sowie Qualitätsstandards und Sichtbarkeit – diese Aktivitäten kommen wiederum unseren Datennutzenden zu Gute.

Zum Schluss noch eine allgemeine Frage: Welchen Nutzen haben Forschungsdatenzentren für die Wissenschaft?

Dr. Laible: Die Forschung braucht Daten – denn nur diese ermöglichen es, spannende und relevante Fragestellungen aus Wissenschaft und Politik evidenzbasiert zu beantworten. Manchmal ist die Datenerhebung und Aufbereitung mit großem Zeit- und Ressourcenaufwand verbunden. Dabei sind Daten nicht gleich Daten, sie müssen einen gewissen Qualitätsanspruch erfüllen. Schließlich ist bei der Datengenerierung auch der Persönlichkeitsschutz der Individuen zu wahren. Einigen Forscherinnen und Forschern ist daher die eigene Datenerhebung nicht möglich. Ein Forschungsdatenzentrum eröffnet der Wissenschaft somit die vielfältige Nutzung verschiedenster Datensätze und gewährleistet gleichzeitig die Vergleichbarkeit und datenschutzkonforme Auswertung dieser Daten.

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BAMF-Forschungsdatenzentrum

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