Fit für das Unterrichten in den Berufssprachkursen mit der neuen Zusatzqualifizierung , Datum: 11.03.2021, Format: Meldung, Bereich: Integration

Seit Juli 2016 führt das BAMF Berufssprachkurse durch, die ein modularisiertes Sprachförderangebot im Anschluss an den Integrationskurs darstellen. Viele Lehrkräfte haben in ESF-BAMF- und Berufssprachkursen bereits wichtige Kenntnisse erlangt und erste Kompetenzen zur Vermittlung von berufsbezogenen Deutschkenntnissen erworben. Nun gibt es für sie ein standardisiertes Fortbildungsangebot des BAMF. In Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten hat das Bundesamt eine neue kompetenzorientierte Weiterbildung für DaF-/DaZ-Lehrkräfte entwickelt, die bereits zum Unterrichten in Integrationskursen zugelassen sind. Die "Additive Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte in Berufssprachkursen (ZQ BSK)" umfasst 80 Unterrichtseinheiten (UE) mit dazwischengeschalteten Praxis- und Reflexionsphasen und ermöglicht es Lehrkräften, die nach § 18 Abs. 5 der Deutschsprachförderverordnung (DeuFöV) geforderte Qualifikation zur Vermittlung berufsbezogener Sprachkenntnisse zu erwerben.

Hintergrund der neuen Zusatzqualifizierung

Gemäß § 18 Abs. 5 DeuFöV müssen Lehrkräfte, um in den Berufssprachkursen unterrichten zu können, ab dem 01.01.2022 eine Qualifikation zur Vermittlung berufsbezogener Deutschsprachkenntnisse vorweisen. Zu diesem Zweck wurde 2020 im Auftrag des BAMF von der telc gGmbH in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis eine neue Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte in Berufssprachkursen nach § 18 Abs. 5 DeuFöV entwickelt.

Mit diesem neuen Qualifizierungsangebot werden die Lehrkräfte dazu befähigt, verschiedene Formen des berufsbezogenen Deutschunterrichts auf den Sprachniveaustufen A2 bis C2 gemäß den konzeptionellen Vorgaben des BAMF professionell umzusetzen.

Herausforderungen der Berufssprachkurse

Das Unterrichten im Berufssprachkurs stellt hohe Anforderungen an die Professionalität der unterrichtenden Lehrkräfte und erfordert ausgeprägte pädagogische Kompetenzen und Kenntnisse über die Arbeits- und Berufswelt. Das Angebot der Berufssprachkurse beinhaltet aktuell sowohl allgemein berufsorientierte Sprachkurse auf den Niveaus A2 bis C1 als auch berufsbereichsspezifische Angebote wie den Spezialkurs "Akademische Heilberufe" oder "Gewerbe / Technik".

In diesen Kursen sollen die Lehrkräfte die Kursteilnehmenden handlungsorientiert und authentisch unterrichten, um sie sowohl zur berufsübergreifenden als auch zur berufsfeldspezifischen Kommunikation zu befähigen. Die Teilnehmenden sind hinsichtlich ihrer Herkunft, Lerngewohnheit, ihrer beruflichen Vorerfahrungen, Biografien und Erstsprachen sehr heterogen, was von den Lehrkräften bei der Unterrichtsvorbereitung und Durchführung stets berücksichtigt werden muss. Zudem müssen die Kursteilnehmenden in Berufssprachkursen zunehmend mit schriftsprachlichen Kommunikationsformen vertraut gemacht werden, die auch in der Prüfungsvorbereitung eine wichtige Rolle spielen.

Hierbei bewegen sich viele Lehrkräfte noch auf ungewohntem Terrain, insbesondere bei Kommunikationsanforderungen in nichtakademischen Berufen und Arbeitsfeldern. Beispielsweise muss sich in arbeitsrechtliche, arbeitsschutzrelevante sowie betriebliche Regelungen eingearbeitet werden. Ein professionelles Reflektieren der eigenen Rolle als Lehrkraft und die Gestaltung eines handlungsorientierten Unterrichts bilden dabei die Basis der Vermittlung berufsbezogener Deutschkenntnisse.

Innovative Inhalte begegnen den Bedarfen der Lehrkräfte

Bereits vor Absolvieren der Zusatzqualifizierung bewerten die an der ZQ BSK teilnehmenden Lehrkräfte anhand eines Fragebogens ihre schon vorhandenen Kompetenzen, um sich auch mit Hilfe einer Beratung bei der Einrichtung optimal auf die Zusatzqualifizierung vorzubereiten. Ein Punktesystem macht hier schon zu Anfang auf entsprechende Bedarfe aufmerksam und hilft mit Empfehlungen, diese gezielt vor Beginn der additiven ZQ BSK zu füllen.

Die Fortbildung beinhaltet acht verschiedene Module mit Workshop-Phasen im Umfang von 70 UE, die durch 10 UE begleitete Praxiserprobungs- und Reflexionsphasen ergänzt werden. Während dieser Phasen werden beispielsweise Exkursionen oder Gruppeninterviews durchgeführt. Hinzu kommen unbegleitete Praxiserprobungs- und Reflexionsphasen, in denen die Lehrkräfte selbst unterrichten oder hospitieren – die hier gewonnenen Erkenntnisse bilden die Basis für das jeweils folgende Modul. Selbstlernphasen stellen darüber hinaus sicher, dass die Lehrkräfte sich intensiv mit theoretischen Konzepten, z. B. zu Berufssprache, Methodik und Didaktik, Schlüsselkompetenzen und den konkreten Gegebenheiten der Arbeitswelt, v.a. in nichtakademischen Berufen, auseinandersetzen. Am Ende der Zusatzqualifizierung steht das Verfassen eines Portfolios.

Inhaltlich orientiert sich die ZQ BSK am neu entwickelten Kompetenzprofil für Lehrkräfte in Berufssprachkursen, baut aber z. B. auch auf dem Lernzielkatalog für Berufssprachkurse (2019) auf. Damit stechen vor allem die Module "Grundlagen der Berufspädagogik", "Berufsbezogene linguistische Kompetenz", "Aufgaben, Rollen und professionelles Handeln der Lehrkräfte in Berufssprachkursen" sowie "Interkulturalität und Integration in den Arbeitsmarkt" hervor, die in diesem Umfang in keiner bisher existierenden Fortbildung enthalten sind. Mit dem Modul "Digitale Kompetenz" wird zudem eine intensive Einarbeitung ins virtuelle Unterrichten ermöglicht, welches insbesondere für Berufssprachkurse relevant ist.

Die genannten Module gehen damit auf aktuelle Bedarfe bei den Lehrkräften ein, die sich so in Zukunft noch sicherer in der Vorbereitung ihrer Kursteilnehmenden auf die Arbeitswelt fühlen können.

Anbieter und Anmeldung

In einem zweistufigen Auswahlverfahren wurden 31 Einrichtungen zur Durchführung der Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte in Berufssprachkursen zugelassen. Alle haben nachweislich Erfahrung in der Lehrkräftequalifizierung und setzen als Qualifizierende in der ZQ BSK nur vom BAMF genehmigte Referentinnen und Referenten ein. Seit September 2020 setzen die Einrichtungen die Zusatzqualifizierung um, das Angebot wächst stetig. Die Zusatzqualifizierung wird deutschlandweit angeboten und kann aktuell pandemiebedingt wie alle anderen Zusatzqualifizierungen auch zu 100 Prozent virtuell stattfinden. In diesem Fall werden die 80 Unterrichtseinheiten statt als Präsenz-Workshop als Live-Videokonferenz mit Interaktionsmöglichkeit durchgeführt.

Zur Anmeldung weisen Lehrkräfte direkt bei der ZQ-BSK-Einrichtung ihre Zulassung nach § 15 Abs. 1 oder Abs. 2 IntV sowie eine Unterrichtstätigkeit im Umfang von mindestens 300 UE in Integrations- und/oder Berufssprach-kursen nach § 45 a AufenthG nach. Ein Antrag beim BAMF ist vor der Anmeldung zur ZQ BSK nicht notwendig.

Parallel zur Zusatzqualifizierung können Lehrkräfte bereits die Erweiterung ihrer Zulassung auf Berufssprachkurse beim BAMF beantragen, die dann mit abgeschlossener ZQ BSK und nachgewiesenem Sprachniveau (mindestens C1, für Berufssprachkurse mit Ziel C1 und C2 ist das nachzuweisende GER-Niveau C2 notwendig) ausgesprochen wird.

Alternativ können ausgewählte Hochschulabschlüsse und Fortbildungen, viele davon mit einer Frist, anerkannt werden, was unter Umständen zu einer Direktzulassung ohne die Notwendigkeit des Besuchs einer ZQ BSK führen kann. Nicht möglich ist dagegen die Teilnahme an einzelnen Modulen der ZQ BSK, auch gibt es keine verkürzte Form der Zusatzqualifizierung. Alle Informationen zum Zulassungsverfahren, zur Anmeldung und zu Anbietern sind unter www.bamf.de/Zulassung-ZQ-BSK zu finden.