Neue Impulse für Kursleiterinnen , Datum: 30.09.2024, Format: Meldung, Bereich: Integration , Dr. Anja Böttinger und Damaris Schabel über das Programm "Migrantinnen einfach stark im Alltag" und ihre Einblicke von der Future Education Conference in Graz

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge fördert unter dem Programmtitel "Migrantinnen einfach stark im Alltag" (MiA-Kurse) Empowerment-Maßnahmen für Frauen. Dr. Anja Böttinger und Damaris Schabel vom Institut für Interkulturelle Kommunikation e. V. Berlin begleiten das Bundesprogramm seit mehreren Jahren und tragen so zu dessen Qualitätssicherung und Weiterentwicklung bei. Im Laufe der Zeit sind unter anderem Kursmaterialien entstanden und dutzende Kursleiterinnen fortgebildet worden. Kürzlich präsentierten sie die MiA-Kurse und das neue MiA-Kurspaket 2 als Ergebnis ihrer Projektarbeit im Rahmen der Future Education Konferenz an der Universität Graz. Im Interview berichten sie, wie wichtig Weiterbildung auch für die MiA-Kursleiterinnen ist.

Sie waren mit zwei Beiträgen über Kurse des Programms "Migrantinnen einfach stark im Alltag" auf der Future Education Konferenz in Graz. Welchen Mehrwert konnten die Teilnehmenden aus Ihren Vorträgen über die MiA-Kurse mitnehmen?

Böttinger: Der interdisziplinäre Charakter der Veranstaltung war für alle Teilnehmenden, auch für uns, ein großer Gewinn. Die Komplexität des Themas "Lernen" wurde ebenso abgebildet wie die Herausforderungen, vor denen alle Lehrenden aktuell stehen, sei es der Umgang mit Künstlicher Intelligenz oder Mehrsprachigkeit im Unterricht. Was MiA gegenüber den anderen präsentierten Angeboten ausmacht, ist dass die Ressourcen und Fähigkeiten der Kursleiterinnen so individuell genutzt werden und damit auch das Kursangebot sehr spezifisch auf die Teilnehmerinnen abgestimmt wird.

Schabel: Das Interesse des Publikums richtete sich nach meinem Vortrag vor allem auf die Lehrkräfte: Wer sind die MiA-Kursleiterinnen? Wie arbeiten sie und wie können sie das Kursangebot fortlaufend professionalisieren und sich fortbilden? Das MiA-Kurspaket mit all seinen konkreten Unterrichtsvorschlägen und Tipps für die Kursgestaltung ist da ganz klar ein didaktisches Werk, dass die Kursleiterinnen in ihrem Lehralltag sehr unterstützt und ihre Kompetenzen stärkt. Das können sie dann wiederum auch an die Kursteilnehmerinnen weitergeben.

Schabel: "Der Unterricht endet nicht an der Klassenzimmertür oder nach Abschluss der Projektlaufzeit."

Konnten Sie im Rahmen der Konferenz thematische Schwerpunkte ausmachen, die auch für die MiA-Kurse relevant sind?

Böttinger: Eines war in vielen Vorträgen der Konferenz Thema: Die Rolle der Lehrkraft. Welche Bedeutung hat das Auftreten der Lehrkraft? Welche Kompetenzen brauchen Lehrkräfte, um die Schülerinnen und Schüler zu unterstützen? Wie können sich Lehrende weiterbilden und wie bringen sie das Gelernte in die Klassenzimmer? Das ist natürlich auch für die MiA-Kursleiterinnen relevant, damit sie die Kursinhalte qualifiziert weitergeben können.

Schabel: Im Rahmen der Konferenz habe ich beobachtet, dass der Trend ganz klar dahingehend läuft, Lehrangebote weiterzudenken. Der Unterricht endet nicht an der Klassenzimmertür oder nach Abschluss der Projektlaufzeit. Wir müssen an den Kursleiterinnen dranbleiben und ein offenes Ohr für ihre Fragen behalten, sei es zur persönlichen Weiterentwicklung oder zum konkreten Umgang mit tagesaktuellen Themenkomplexen wie KI.

Zum MiA-Kurspaket 2 bieten Sie aktuell Online-Fortbildungen für Kursleiterinnen an. Was ist der Hintergrund?

Böttinger: Das MiA-Kurspaket bietet besondere Formen der Binnendifferenzierung. Es richtet sich an verschiedene Sprachniveaus und es werden auch frauenspezifische Themen behandelt, die in anderen Materialien gar nicht auftauchen, zum Beispiel Frauengesundheit. Da das Material in einem sehr partizipatorischen Prozess zusammen mit Trägern und Kursleiterinnen erarbeitet worden ist, haben wir es mit sehr praxisnahen Übungen zu tun. Den Umgang mit den Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, versuchen wir im Rahmen der Fortbildungen zu transportieren. Die pädagogischen Vorerfahrungen der Kursleiterinnen sind sehr unterschiedlich. Deshalb arbeiten wir in den Fortbildungen auch mit den Methodenbausteinen des Kurspakets: Nicht nur "was mache ich", sondern auch "wie mache ich es".

Böttinger: "Auch für die Kursleiterinnen kann MiA eine Brücke zum Integrationskurs sein."

Ein "Halbzeit-Resümee": Wie liefen die ersten zwei Fortbildungen und was erwarten Sie von den kommenden Terminen?

Böttinger: Wir möchten den Teilnehmerinnen in den Fortbildungen neben dem Umgang mit dem Kurspaket auch Perspektiven aufzeigen. Für viele Lehrkräfte sind die MiA-Kurse ein guter nebenberuflicher Einstieg in das Kursleitungsgeschehen. Langfristig können sie aber auch durch Fort- und Weiterbildungen ihr Repertoire erweitern und so zum Beispiel auch als hauptberufliche Integrationskursleiterinnen arbeiten. Auch für die Kursleiterinnen kann MiA eine Brücke zum Integrationskurs sein.

Das MiA-Kurspaket 2 Format: Handbuch

Das MiA-Kurspaket 2 greift die Themenschwerpunkte des MiA-Konzepts auf und enthält zusätzlich spezielle Kapitel zu den Aspekten Kennenlernen, Lernen lernen und Alphabetisierung. Es beinhaltet eine große Auswahl an praxiserprobten Kursbausteinen mit vielfältigen Kopiervorlagen.