Migrationsbericht 2019: 1,6 Mio. Zugewanderte , , Zwei Drittel der Zugewanderten kommen aus Europa
Im Jahr 2019 sind rund 1,6 Millionen Menschen nach Deutschland zugezogen, rund 1,2 Millionen haben das Land verlassen. Damit ist die Zuwanderung nach Deutschland per Saldo zum vierten Mal in Folge zurückgegangen. Der Wanderungssaldo schrumpfte auf gut 327.000 Personen. Leicht zugenommen hat dabei jedoch die Zahl der Menschen, die nach Deutschland kommen, um hier zu arbeiten oder zu studieren.
Größer darstellen Quelle: BAMF | Lopez
Zwei Drittel der Zugewanderten kommen aus Europa. Während die Fluchtmigration weiter deutlich zurückgeht, beginnen in Deutschland immer mehr Menschen aus dem Ausland ein Studium oder treten eine Arbeitsstelle an. Diese Trends und Zahlen gehen aus dem durch das Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge erarbeiteten Migrationsbericht 2019 der Bundesregierung hervor.
Der Bericht gibt einen Überblick über das Migrationsgeschehen in Deutschland und enthält neben allgemeinen Wanderungsdaten eine detaillierte Analyse der verschiedenen Zuwanderungsgruppen. Auch werden die Auswirkungen der Zuwanderung auf die Bevölkerungsstruktur dargestellt.
Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort: Die humanitäre Zuwanderung nimmt weiter kontinuierlich ab, dafür kommen mehr Menschen nach Deutschland, um hier zu arbeiten oder zu studieren,
fasst Andrea Schumacher, Vizepräsidentin des Bundesamts, die zentralen Ergebnisse des Migrationsberichts 2019 zusammen."Die Attraktivität des Standorts Deutschland hat bei diesen Personengruppen nochmals leicht zugenommen."
2019 lebten in den deutschen Privathaushalten 21,2 Millionen Menschen, die selbst oder bei denen mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht seit Geburt besitzt. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil der Menschen mit Migrationshintergrund von 26,0 %. Mehr als die Hälfte davon sind deutsche Staatsangehörige.
"Besonders übersichtlich stellen diese Entwicklungen die interaktiven Diagramme dar, die erstmals die Ergebnisse des Migrationsberichts veranschaulichen“
, zeigte sich Andrea Schumacher von dem neuen digitalen Format begeistert.
Der neue Webauftritt startet in der KW 50 und ergänzt die ausführliche Gesamtversion des Berichts durch einen modularen Zugang für die Nutzerinnen und Nutzer. Neben der Darstellung der wichtigsten Entwicklungen werden u.a. zentrale Begriffe und die verwendeten Datenquellen genauer erläutert. Daneben erleichtern viele Abbildungen den visuellen Zugang zu den Themen des Migrationsberichtes.
Der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erstellte Migrationsbericht 2019 wurde am 2. Dezember 2020 durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat vorgestellt. Neben umfassenden Wanderungsdaten zu Deutschland enthält der Bericht einen europäischen Vergleich zum Migrationsgeschehen und zur Asylzuwanderung. Er behandelt das Phänomen der irregulären Migration und informiert über die Struktur und Entwicklung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Deutschland.
Die zentralen Ergebnisse im Überblick
Nettozuwanderung geht das vierte Jahr in Folge zurück
Nachdem die Zuwanderung im Jahr 2015 insbesondere aufgrund des hohen Zuzugs von Asylsuchenden mit rund 2,1 Millionen Zuzügen und einer Nettomigration von 1,1 Millionen Personen einen neuen Höchststand erreichte, ging die Gesamtmigration nach Deutschland in den vier Folgejahren wieder zurück. 2019 wurden rund 1,6 Millionen Zuzüge und 1,2 Millionen Fortzüge erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr ist damit die Zuwanderung nach Deutschland um 1,7 % gesunken, die Abwanderung hingegen um 3,9 % gestiegen. Entsprechend wurde ein Wanderungssaldo von +327.060 verzeichnet, ein etwas geringerer Wert als 2018 (+399.680).
Migration größtenteils aus bzw. in europäische Staaten
Das Migrationsgeschehen in Deutschland ist vor allem durch Zuwanderung aus bzw. Abwanderung in an-dere europäische Staaten gekennzeichnet. So kamen im Jahr 2019 66,4 % aller zugewanderten Personen aus einem anderen europäischen Land, davon 51,1 % aus Staaten der EU und 15,3 % aus sonstigen europäischen Staaten. Auch bei den Fortzügen war Europa die Hauptzielregion. Etwa zwei Drittel aller abwandernden Personen zogen im Jahr 2019 aus Deutschland in ein anderes europäisches Land (67,2 %) - davon 56,0 % in andere EU-Mitgliedstaaten (2018: 54,3 %) und 11,2 % in andere europäische Länder.
Zuwanderung aus humanitären Gründen weiterhin rückläufig
Die Asylantragszahlen spiegeln den fortschreitenden, deutlichen Rückgang der Fluchtmigration wider: Von 2016 auf 2018 gingen die Erstantragszahlen von 722.370 auf 161.931 zurück (-77,6 %), im Jahr 2019 verringerte sich die Zahl der erstmaligen Asylanträge erneut um 12,0 % (142.509 Erstanträge). Davon entfielen 31.415 Anträge (22,0 %) auf in Deutschland geborene Kinder im Alter von unter einem Jahr. Die Zahl der Asylantragstellenden fiel damit, nachdem sie zwischen 2008 und 2016 neun Jahre in Folge angestiegen war, unter das Niveau von 2014 (173.072 Erstanträge).
Leichter Rückgang des Familiennachzugs
Auch die Migration aus familiären Gründen hat abgenommen. Insgesamt haben 96.633 der im Jahr 2019 eingereisten Personen einen Aufenthaltstitel aus familiären Gründen erhalten. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der erteilten Aufenthaltserlaubnisse aus familiären Gründen damit um 0,5 % (2018: 97.129).
Etwas mehr Studierende aus dem Ausland
Die Zahl der Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer, die ihr Studium in Deutschland aufgenommen haben, ist im Jahr 2019 erneut leicht angestiegen. Ihre Zahl hat sich von 109.995 im Jahr 2018 auf 110.974 im Jahr 2019 erhöht (+0,9 %). Damit wurde im Jahr 2019 die bislang höchste Zahl an Bildungsausländerinnen und Bildungsausländern unter den Erstsemestern an deutschen Hochschulen verzeichnet.
Erneut leichte Steigerung bei der Erwerbsmigration aus Nicht-EU-Staaten
Betrachtet man die Erwerbsmigration von Drittstaatsangehörigen (nach §§ 18 bis 21 AufenthG a. F.), so zeigt sich in den letzten Jahren ein fast kontinuierlicher Anstieg bei der Zahl der Zuzüge: Im Jahr 2019 sind 64.219 Personen eingereist, die einen Aufenthaltstitel für eine Erwerbstätigkeit erhielten, was einen er-neuten Anstieg von 5,5 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet (2018: 60.857). 39.394 (61,3 %) davon kamen für eine qualifizierte oder hochqualifizierte Tätigkeit nach Deutschland, dazu zählen u. a. Inhaberinnen und Inhaber einer Blauen Karte EU, unternehmensintern transferierte Arbeitskräfte (ICT), Forschende und selbständig tätige Personen. Hauptherkunftsländer von Erwerbsmigrantinnen und –migranten sind die Westbalkanstaaten (Bosnien-Herzegowina, Serbien einschließlich des ehemaligen Serbien und Mon-tenegro, Kosovo, Nordmazedonien und Albanien), die Vereinigten Staaten, die Türkei und Indien.
Zuwanderung von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern auf konstantem Niveau
Nach einem kontinuierlichen Rückgang von 2001 (rund 98.500 Personen) bis 2012 (rund 1.800 Personen) konnte in den Folgejahren auch bei der Zuwanderung von Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern und ihrer Familienangehörigen ein leichter Wiederanstieg registriert werden, bedingt durch gesetzliche Änderungen, die vor allem den Familiennachzug erleichterten. Im Jahr 2019 wurden 7.155 Personen als zuwandernde Spätaussiedlerinnen bzw. Spätaussiedler inkl. ihrer Familienangehörigen registriert. Dies entspricht annähernd dem Niveau des Vorjahres (2018: 7.126 Personen).
Deutschland im europäischen Vergleich Zielland Nummer eins
Im europäischen Vergleich (Gesamt- und Asylzuwanderung in absoluten Zahlen) ist Deutschland weiterhin ein Hauptzielland von Migration und hat im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität gewonnen. Hohe Zuwanderung verzeichneten in der EU daneben auch das Vereinigte Königreich, Spanien und Frankreich.
26 % der Bevölkerung Deutschlands haben einen Migrationshintergrund
2019 lebten nach Zahlen des Mikrozensus in den deutschen Privathaushalten 21,2 Millionen Menschen, die selbst oder bei denen mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht seit Geburt besitzt. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil der Menschen mit Migrationshintergrund von 26,0 %. Mehr als die Hälfte davon sind deutsche Staatsangehörige. Selbst zugewanderte Personen leben im Durchschnitt seit rund 21 Jahren in Deutschland, gut ein Drittel davon (35,5 %) aber weniger als zehn Jahre.