Vernetztes Diversity-Management , , Interkulturelle Handlungskompetenz, Diversitätssensibilität und Antidiskriminierung im Einsatz
Mehrere Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Bundes- und Landesbehörden haben sich im Qualifizierungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) getroffen, um sich über ihre jeweiligen Ansätze der Diversitätssensibilisierung, der Antidiskriminierung und der interkulturellen Handlungskompetenz auszutauschen.
Dr. Sebastian Gradinger, Leiter des BAMF-Qualifizierungszentrums, begrüßte die Teilnehmenden. Dabei betonte er die Wichtigkeit des behördenübergreifenden Austausches, da verschiedene Praktiken und Ansätze bereits erprobt und bewährt seien, aber diese Bemühungen auch ausgebaut werden müssten. Die Weiterqualifizierung aller Mitarbeitenden und Führungskräfte zu Diversität, Antidiskriminierung und interkultureller Kompetenz sei ein wichtiger Bestandteil moderner Verwaltungen und müsse mit entsprechendem Ernst und Ressourcen verfolgt werden. So lasse sich eine gelassene und gleichzeitig starke Haltung zum Thema fördern. "Das BAMF hat hier in den vergangenen Jahren erste wichtige strukturelle und inhaltliche Weichen gestellt und kann sich mit dem neu etablierten Schulungskonzept im Themenfeld sehen lassen. Ausruhen können wir uns deswegen aber nicht und werden diesem Weg weiter folgen"
, so Dr. Gradinger.
Ansätze und Perspektiven der verschiedenen Behörden
Es war das erste Vernetzungstreffen, an dem das BAMF, die Bundeswehr Universität Hamburg, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sowie die Polizei Bayerns und das Landeskriminalamt Bayerns teilnahmen. In ihren jeweiligen Institutionen sind die Teilnehmenden entweder für die Ausbildung der Mitarbeitenden im Themenfeld mitverantwortlich oder begleiten konzeptionell und wissenschaftlich Prozesse der diversitätssensiblen und antidiskriminierenden Organisationsentwicklung. Die Teilnehmenden berichteten bei dem Treffen aus ihren jeweiligen Behörden und den dort verfolgten Ansätzen. Dabei wurden sowohl Unterschiede in den behördlichen Verankerungen des Themenbereichs, aber auch zahlreiche gemeinsame Herausforderungen deutlich.
Quelle: © BAMF
Volker Harks, Seminarleiter der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz beim BBK präsentierte Ansätze und bewährte Übungen aus der Ausbildungsarbeit für Einsatzkräfte in besonderen Belastungssituationen. Er warb für eine differenzierte Perspektive, wonach Situationen und Krisenlagen nicht allein aus einer kulturellen – und oftmals kulturalisierenden – Brille betrachtet werden dürften, sondern auch die persönliche und situative Eigenlogik mitbetrachtet werden müssen. Für die Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit sei zudem die wissenschaftliche Begleitforschung und Evaluation des Schulungsansatzes wichtig, wie sie im Fall des BBK durchgeführt wurde. Hieraus entstanden auch verschiedene Veröffentlichungen und Lehrmaterial.
Quelle: © BAMF
Dr. des. Ellen Kollender, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für interkulturelle und vergleichende Bildungsforschung der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg (HSU), erläuterte Ansätze einer diskriminierungssensiblen Organisationsentwicklung. Sie verwies dabei auf die sehr guten aktuellen Entwicklungen an der HSU. Dort wurde die "Richtlinie zum Schutz vor Diskriminierungen und Gewaltanwendungen" zur Förderung von Chancengleichheit erarbeitet und von Senat und Hochschulleitung angenommen. Ziel der Richtlinie ist eine umfassende diskriminierungssensible Hochschulentwicklung. Neben Schulungen, Fort- und Weiterbildungen für die Studierenden und Mitarbeitenden der HSU ist auch die Einrichtung transparenter und verbindlicher Beschwerdewege und -verfahren vorgesehen. Damit werden von Diskriminierung Betroffenen ganz im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes verbesserte Unterstützungs- und Beschwerdemöglichkeiten eingeräumt. Zudem sprach sich Kollender dafür aus, die Themen Rassismus, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus stärker bei der Konzeption von Schulungen für Mitarbeitende in staatlichen Sicherheitsbehörden zu berücksichtigen.
Quelle: © BAMF
Dr. Sabine Bergstermann (LKA Bayern), Fritz Schweibold (Polizeiinspektion Landshut), Carina Stabauer (Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei) und Alexander Bürger (Bayerische Bereitschaftspolizei) berichteten davon, dass die interkulturelle Ausbildung bei der Bayerischen Polizei den Kolleginnen und Kollegen mehr Handlungssicherheit und Stressabbau im Einsatz biete. Gleichzeitig werde die Bayerische Polizei in der Bevölkerung positiver wahrgenommen.
Janne Grote (BAMF-Forschungszentrum), Özlem Karakoc und Katrin Smith (beide BAMF-Qualifizierungszentrum) stellten die neue Schulung "Antidiskriminierung und Diversitätssensibilisierung" vor, an der seit 2018 bereits zahlreiche Mitarbeitende teilgenommen haben. Das neu entwickelte Schulungskonzept nimmt das Zusammenspiel verschiedener Diversitätsmerkmale (u.a. Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter, Behinderungen sowie nationale und kulturelle Selbst- und Fremdzuschreibungen) in den Blick. Die Schulungen sensibilisieren dafür, wie Vorurteile, pauschal ablehnende Haltungen sowie individuelle, institutionelle und strukturell-gesellschaftliche Diskriminierungen und Rassismus wirken. Für die nachhaltige Etablierung der Maßnahme hat das BAMF bereits begonnen hausinterne Trainerinnen und Trainern für die Schulungen auszubilden (weitere Informationen zum Schulungskonzept finden Sie auch im Beitrag "Respektvolles Miteinander üben" unter "Beiträge").
Keine einmalige Angelegenheit
Quelle: © BAMF
2020 soll das Treffen wiederholt werden, um sich über die weiteren Entwicklungen in den einzelnen Institutionen auszutauschen und einen erneuten Perspektivenwechsel zu ermöglichen. Spezifische Aspekte und Methoden der Diversitätssensibilisierung, Antidiskriminierung sowie der interkulturellen Handlungskompetenz sollen dann besonders im Fokus stehen. Ebenso soll die Verknüpfung mit den Themen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus erfolgen.