Dossier: Reintegration in Kosovo , Datum: 20.09.2017, Format: Dossier, Bereich: Rückkehr , Reintegrationsprojekt

Eine Brücke zurück in die Zukunft , Datum: 20.09.2017, Format: Meldung, Bereich: Rückkehr , URA-Projektsteckbrief

2007 startete URA als EU-Projekt, seit 2009 liegt es in der Hand Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, das gemeinsam mit einigen Bundesländern und karitativen Organisationen das Reintegrationsprojekt URA in Pristina/Kosovo durchführt.

Es ist EU-weit das größte seiner Art und beispielhaft für Entwicklung eines Landes durch nachhaltige Reintegration von Rückkehrenden. In den zehn Jahren seines Bestehens hat URA unter anderem dazu beigetragen, dass auch der kosovarische Staat im Bereich der Reintegration seiner Bürgerinnen und Bürger aktiv geworden ist.

"Ura" ist das albanische Wort für Brücke – und eine solche Brücke bauen die Kolleginnen und Kollegen des gleichnamigen Zentrums in der kosovarischen Hauptstadt für Rückkehrende aus Deutschland. Viele dieser Rückkehrerinnen und Rückkehrer haben in den 90er-Jahren vor dem Balkan-Krieg Schutz gesucht, andere kamen in den vergangenen Jahren aufgrund falscher Vorstellungen vom deutschen Asylrecht und ihren Möglichkeiten nach Deutschland. Sie müssen oder wollen in ihr Herkunftsland zurückkehren. In dieser Situation braucht es mehr als guten Willen und finanzielle Unterstützung um sich in Kosovo ein neues, selbstbestimmtes Leben mit Chancen und Perspektiven aufzubauen. Das Projekt URA begleitet und unterstützt dabei. Es fördert eine nachhaltige Reintegration der Einzelnen; fördert die Qualifikation potenzieller Arbeitnehmender für den lokalen Markt oder befähigt Menschen, selbst ein Gewerbe zu eröffnen. Dabei hat es die Menschen hinter der Geschichte im Blick.

Die tragenden Pfeiler der Brücke zurück nach Kosovo sind deshalb eine individuelle Sozialberatung, Arbeitsvermittlung, psychologische Betreuung und je nach Bedarf finanzielle Hilfen. Jeweils eine Sozialberaterin/ein Sozialberater und eine Arbeitsvermittlerin/ein Arbeitsvermittler betreuen Familien oder einzelne Personen im Team. Zur Sozialberatung gehören Hilfen bei der Bewältigung des neuen und ungewohnten Alltags, bei Behördengängen oder der medizinischen Versorgung. Die Arbeitsvermittler von URA kennen den Arbeitsmarkt genau: Sie besitzen gewachsene Kontakte vor Ort und suchen immer neue Unternehmen, die Stellen zu besetzen haben. In manchen Fällen ist aber auch die einfache Finanzierung von Arbeitsgeräten, mit denen gelernte Handwerkerinnen und Handwerker dann ihren Beruf ausüben und den Lebensunterhalt für sich und die Familie bestreiten können, der Schlüssel zum Erfolg. Viele der URA-Berater haben selbst Rückkehr-Erfahrung und kennen sowohl das Leben außerhalb und innerhalb Kosovos als auch die schwierige Phase, die ihre Klienten gerade durchlaufen, sehr gut. (siehe "Die Brückenbauer")

Darüber hinaus arbeitet URA vor Ort eng mit anderen Organisationen zusammen. Es bestehen Kooperationen mit der AWO Nürnberg, die ebenfalls ein Beratungszentrum vor Ort unterhält und mit einem Ausbildungszentrum der Diakonie Kosova. (siehe "Enge Zusammenarbeit mit allen Akteuren")

In manchen Fällen gestaltet sich die Rückkehr schwieriger. Gerade die ehemaligen Bürgerkriegsflüchtlinge sind erfahrungsgemäß vor besonders große Probleme gestellt: Traumatische Erlebnisse, die in der Ferne verdrängt werden konnten, werden wieder präsent. Diese Menschen haben bei URA die Möglichkeit, durch Naim Basha betreut zu werden, dem international anerkannten Trauma-Psychologen des Zentrums. (siehe "Meine Klienten sind Helden")

Schlaglicht: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die Mitarbeitenden tragen das Projekt seit Beginn durch ihr Engagement und ihre Kompetenzen. Sie bauen Netzwerke und Kooperationen vor Ort auf und haben so für fast jede Rückkehrerin und jeden Rückkehrer eine individuelle Lösung. Die Vernetzung und teilweise eigenen Rückkehrerfahrungen helfen ihnen bei der Beratung und (psychologischen) Betreuung der Rückkehrenden. Für die Vermittlung in Arbeit nutzen sie gewachsene Kontakte und suchen immer neue Unternehmen, die Stellen zu besetzen haben. Auf diese Netzwerke konnten sie entsprechend zurückgreifen als 2015 und 2016 die Zahl der Rückkehrenden noch einmal stark zunahm.

Schlaglicht: Rückkehrenden die Hand reichen

Die inzwischen 20 Mitarbeitenden von URA in Pristina sind und bleiben die treibende Kraft hinter dem Projekt. Als Sozialberater, Arbeitsvermittler, Psychologen etc. gehen sie auf jeden Menschen in der jeweiligen Situation ein. Sie erarbeiten mit jedem einzelnen einen Weg, der es ihm ermöglicht, sich in Kosovo wieder einzuleben und selbst für sich und seine Familie zu sorgen. Behutsam aber bestimmt helfen sie beim Neustart. "Doch die Menschen müssen mit den Behörden zusammenarbeiten", so Manuel Plate, Durchführungsverantwortlicher für URA in Pristina.

Schlaglicht: Durchführung GIZ

Seit August 2016 ist die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesamtes für die Durchführung des Reintegrationsprojektes URA verantwortlich. Ziel ist es, den kohärenten Ansatz der Bundesregierung im Bereich Rückkehr umzusetzen.

Die GIZ ist überwiegend mit Projekten zur Festigung der institutionellen Strukturen in den Herkunftsländern tätig, um so langfristig die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. URA ist ein Beispiel, wie Entwicklungszusammenarbeit durch Reintegration funktionieren kann, denn es hat in zehn Jahren zur Festigung von Strukturen in Kosovo beigetragen. Die Beauftragung der Durchführung durch die GIZ ist Ausdruck dafür, dass die Bundesregierung beim Thema Rückkehr verstärkt kohärent und ressortübergreifend arbeiten möchte. Durch den Austausch der Projektverantwortlichen zur Beratung werden Synergien geschaffen. Übergeordnetes Ziel ist es, die Stellen und Strukturen in Kosovo langfristig zu stärken und so Perspektiven für die Menschen in ihrem Herkunftsland sowie Möglichkeiten für eine legale Migration zu schaffen.

Perspektivisch soll das Konzept von URA nach Willen des Bundesministeriums des Innern und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung durch die GIZ auch in andere Herkunftsländer übertragen werden. "URA ein Projekt, das sich um die Personen direkt kümmert. Die Beraterinnen und Berater wissen, mit wem sie arbeiten", so Samira Ajzeri, Portfolio Managerin der GIZ Kosovo.

Die Beraterinnen und Berater von URA sind über die anderen Angebote der GIZ vor Ort informiert und mit den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Programmen vernetzt. Sie bauen mit an der Brücke, damit die Menschen, die zurückkehren, wieder im Land ankommen können. Wenn sie sich darauf einlassen, geht URA einen Stück des Weges mit ihnen.

(te/lt)

Blätterfunktion

Inhalt

  1. Eine Brücke zurück in die Zukunft
  2. Ankunft am Flughafen
  3. Die Brückenbauer
  4. Vor Ort: Ein Tag im Feld
  5. "Meine Klienten sind Helden"
  6. URA ist ein Projekt, das lebt.
  7. Enge Zusammenarbeit mit allen Akteuren