Dossier: Resettlement , , Dauerhafte Aufnahme besonders Schutzbedürftiger
14 Tage Friedland ,
In der Landesaufnahmeeinrichtung Niedersachsen - Standort Grenzdurchgangslager Friedland werden grundsätzlich alle Resettlement-Flüchtlinge für die ersten 14 Tage in Deutschland untergebracht. Mit Wegweiserkursen, Sprachkursen und individueller Migrationsberatung werden sie auf das Leben in den Kommunen vorbereitet.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Grenzdurchgangslagers Friedland der Landesaufnahmeeinrichtung Niedersachsen sind routiniert und auf die Ankunft und Aufnahme der relativ großen Gruppen, die über Resettlement oder humanitäre Aufnahme Programme kommen, vorbereitet. Gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden vor Ort bieten sie den Menschen Unterkunft, Verpflegung sowie Beratung, Ansprechpartner, Ruhe. In Wegweiserkursen vermitteln sie erste Einblicke in die Kultur und die Sprache des noch fremden Landes.
In der Regel kommen die Resettlement-Flüchtlinge nach langer Reisedauer mit mehrstündigem Flug am späten Nachmittag in Friedland an. Direkt nach der Ankunft werden sie von Heinrich Hörnschemeyer, dem Standortleiter des Grenzdurchgangslagers, begrüßt. Er gibt erste Informationen zum weiteren Aufenthalt und den Formalitäten. Nach dem Abendessen gibt es noch einiges zu tun. Die Familien melden sich an und bekommen ein Zimmer zugeteilt, das direkt bezogen wird.
"Wenn die Personen in Friedland ankommen, atmen sie erst einmal durch: Jetzt sind wir hier, wir sind in Sicherheit", erklärt Heinrich Hörnschemeyer, Standortleiter des Grenzdurchgangslagers Friedland.
Die 14 Tage im Grenzdurchgangslager Friedland werden genutzt, den Menschen möglichst viele Informationen über Deutschland mit auf ihren Weg zu geben, denn, "die Resettlement-Flüchtlinge kommen mit einem ganzen Koffer von Fragen"
, so Johanna Hamoodi, Projektleiterin resettlement.de Caritas Friedland
Ab dem zweiten Tag werden in den Wegweiserkursen des Landes Niedersachsens allgemeine Informationen über das Leben in Deutschland vermittelt. Meist sind hier bereits die NGOs eingebunden. Es werden verschiedene Themen behandelt wie Gesundheitswesen, Aufbau der Bundesrepublik, Beruf, Ausbildung und Schule. Ebenso findet der erste Sprachunterricht statt. Die Kinder werden zeitgleich zu den Kursen der Erwachsenen betreut. Mit viel Freude werden dort erste Wörter geübt, gezählt und gesungen.
Die Unterbringung an einem gemeinsamen Ort und die vielfachen Wege der Information und des Erwartungsmanagements bereiten die Menschen auf das Leben in Deutschland vor. "Friedland ist ein sehr gutes Modell mit Vorbildcharakter",
so Corinna Wicher, Gruppenleiterin Internationale Aufgaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.
Migrationsberatung klärt individuelle Fragen
Als Ergänzung zu den Wegweiserkursen bieten Caritas Friedland und Innere Mission Einzelgespräche im Rahmen der Migrationsberatung an. So können im vertraulichen Raum individuelle und ganz praktische Fragen geklärt werden. Wie steht es um die medizinische Versorgung am neuen Wohnort? Gibt es die Möglichkeit, weitere Familienangehörige nachzuholen? Wie werden die Kinder bei der Schule angemeldet oder Zertifikate für den Beruf anerkannt?
"Die Resettlement-Flüchtlinge sind hoch motiviert, werden aber oft von Regularien, die sie in Deutschland vorfinden, ernüchtert. Das betrifft vor allem die Bereiche Arbeit, Bildung und Familiennachzug"
, erklärt Johanna Hamoodi, Projektleitung Resettlement.de.
Um die Erwartungen zu managen und Ängste abzubauen, hat die Caritasstelle Friedland auch die sogenannten Buddy-Meetings ins Leben gerufen. Bereits länger in Deutschland lebende Resettlement-Flüchtlinge erzählen in ihrer Herkunftssprache den Neuankommenden im Grenzdurchgangslager von ihren Erfahrungen in Deutschland.
"Die Entscheidung, wer wohin kommt, trifft das Bundesamt anhand des Königsteiner Schlüssels. – Dabei versuchen wir, die familiären Verbindungen zu bereits in Deutschland lebenden Verwandten innerhalb der Quote zu berücksichtigen, um ihnen den Neustart und die Integration zu erleichtern",
erklärt Thomas Langwald, Referatsleiter Resettlement im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Sobald das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mitteilt, in welchen Bundesländern oder Kommunen die Resettlement-Flüchtlinge aufgenommen werden, ergeben sich weitere und konkretere Fragen. Wenn es möglich ist, vermitteln die Mitarbeitenden der Migrationsberatung teilweise schon Kontakte zu Beratungsstellen am neuen Wohnort. Dies ist wichtig, denn in den wenigstens Fällen gibt es dort eine Ansprechperson, die sich um die persönlichen Anliegen kümmern kann. Durch die Aufnahme über das Resettlement-Programm, bei dem vieles organisiert wurde, müssen die Resettlement-Flüchtlinge nun lernen, wie sie ihr Leben wieder selbstständig organisieren. Diese Schritte müssen sie am neuen Wohnort alleine bewältigen. Eine Checkliste mit Anlaufstellen soll ihnen dabei helfen.
"Resettlement-Flüchtlinge sind ja besonders schutzbedürftige Personen, die aber trotzdem auch Fähigkeiten mitbringen, die Ziele haben, die Wünsche haben. Das heißt, man muss ganz viele Perspektiven von Anfang an mit im Blick haben, wenn man auf die Person trifft. Diese besonderen Gegebenheiten sollten auch die kommunalen Behörden berücksichtigen, aber auch natürlich die Aufnahmegesellschaft oder NGOs."
Eva Lutter, Projektleiterin resettlement.de der Caritas Friedland
Am letzten Tag in Friedland wird abgeklärt, wie und wohin es weiter geht. Für manche folgt die nächste Aufnahmeeinrichtung im aufnehmenden Bundesland, für manche steht bereits eine Wohnung bereit. Resettlement-Flüchtlinge können sich in der Regel innerhalb dieser ersten 14 Tage in Friedland gut auf ein Leben in Deutschland einstellen.
Heinrich Hörnschemeyer persönlich schätzt das Resettlement-Verfahren als positiv ein: "Alle wissen, worauf sie sich einlassen. Man hat mit den Menschen Gespräche geführt, sie auf das Leben in Deutschland schon ein bisschen vorbereitet. Viele Verwaltungsschritte hat man schon getan, Interviews geführt, Sicherheitsüberprüfung, alles gemacht. Wir wissen, wer kommt, und glauben zu wissen, dass er gerne hierherkommt und sich integrieren will. Und die Personen wissen, wenn sie hier ankommen, dass sie eine positive Perspektive haben."