Call for Papers zur MIMAP-Abschlusskonferenz , Datum: 19.09.2024, Format: Informationsblatt, Bereich: Behörde

"Migrantinnen und Migranten mit Ausreisepflicht: Empirische Erkenntnisse und methodische Ansätze"

Der Umgang mit Migrantinnen und Migranten mit Ausreisepflicht ist ein zentrales Thema der politischen Debatte über wirksame Migrationssteuerung. Die Komplexität und die Herausforderungen, die mit dem Thema Duldung und Ausreisepflicht einhergehen, erfordern einen vielschichtigen Ansatz in Forschung und Politikgestaltung. In Deutschland hat die Politik jüngst konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Zahl der Menschen mit Ausreisepflicht zu reduzieren. Dabei verfolgt sie zwei zentrale Strategien: Zum einen werden mit dem Chancen-Aufenthaltsrecht Wege in einen legalen Aufenthalt aufgezeigt, zum anderen soll durch Maßnahmen wie dem Rückführungsverbesserungsgesetz die Ausreise von Menschen mit Ausreisepflicht beschleunigt werden. Die tatsächlichen Auswirkungen dieser Regelungen sind bislang kaum untersucht.

Auf der MIMAP-Abschlusskonferenz möchten wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen und mit unterschiedlichen methodischen Zugängen (qualitativ, quantitativ, ethnographisch, Mixed Methods) zusammenbringen, die empirisch zu Menschen mit Ausreisepflicht forschen oder innovative methodische Ansätze nutzen, um diese schwer erreichbaren Gruppen zu untersuchen. So soll die Konferenz zu einem besseren Verständnis der Situation von Migrantinnen und Migranten mit Ausreisepflicht beitragen sowie Ergebnisse präsentieren, die in die Asyl- und Migrationspolitik eingebracht werden können. Unter Menschen mit Ausreisepflicht verstehen wir Personen "ohne legalen Aufenthaltsstatus in dem Land, in dem sie sich aufhalten" (vgl. Kraler & Ahrens, 2023), unabhängig von ihrem Weg in die aufenthaltsrechtliche Illegalität und unabhängig davon, ob sie den Behörden bekannt sind oder nicht.

Das Forschunsprojekt MIMAP

Die "Machbarkeitsstudie zu Im-/Mobilität ausreisepflichtiger Personen in Deutschland (MIMAP)" umfasst Analysen von Im-/Mobilitätsverläufen (Peitz, 2023) sowie Forschung zu Aspirationen (Johnson, i.E.; Stache, Johnson, Peitz, Carwehl, i.E.) und zur Lebenssituation abgelehnter Asylsuchender (Stache, 2024). Darüber hinaus erprobt das Projekt die Anwendbarkeit eines App-basierten Respondent-Driven Samplings (RDS) zur Befragung dieser Zielgruppe (Peitz, Stache, Johnson, 2024).

Themen und Fragestellungen

Wir freuen uns über Beiträge, die sich in unterschiedlichster Form mit Menschen mit Ausreisepflicht beschäftigen. Die Einreichungen können, müssen sich jedoch nicht, an den folgenden Fragen orientieren und beinhalten im Idealfall Empfehlungen an Personen aus Politik und Praxis:

Wege in die und aus der Ausreisepflicht: Welche aktuellen Einschätzungen gibt es zur Gesamtzahl oder zu Statuswechseln von Menschen mit Ausreisepflicht bzw. zu diesbezüglichen Trends und Prognosen auf lokaler, nationaler oder internationaler Ebene? Welche Auswirkungen haben die Erfüllung bzw. Beendigung der Ausreisepflicht durch freiwillige Rückkehr, Abschiebung, Weiterwanderung oder den Erhalt einer Aufenthaltserlaubnis? Gibt es erkennbare Muster und ändern sich diese Muster im Zeitverlauf oder als Folge von Gesetzesänderungen?

Teilhabe, Wohlbefinden und Alltagsleben: Unter welchen Bedingungen (z.B. Wohnen, Arbeit) leben Personen mit Ausreisepflicht? Wie wirkt sich die Ausreisepflicht auf gesellschaftliche Teilhabe, Identität, Lebenszufriedenheit und Gesundheit aus? Welche Rolle spielen Agency, soziale Netzwerke und Diskriminierung bei der Lebensgestaltung? Wie erleben Personen mit Ausreisepflicht Phasen von Aktivität und Passivität? Welche Ungleichheiten existieren, z. B. hinsichtlich des Geschlechts?

Agency, Netzwerke und die Aushandlung von Im-/Mobilität: Wie zentral sind Überlegungen zu Rückkehr oder Weiterwanderung im Alltag und wie aktiv entscheiden sich Migrantinnen und Migranten für den Verbleib trotz fehlender Aufenthaltserlaubnis? Welche formellen und informellen Akteure spielen eine Rolle bei der Aushandlung der individuellen Rückkehr- oder Bleibeentscheidung? Welche Informationen und welche externen Faktoren sind für Entscheidungsprozesse relevant? Ändern sich die Im-/Mobilitätsbestrebungen im Laufe der Zeit?

Methodische und ethische Aspekte: Was sind vielversprechende und innovative Ansätze, "Do's and Don'ts" der empirischen Forschung in Bezug auf schwer erreichbare, schwer zugängliche und/oder vulnerable Migrantengruppen? Wie werden datenschutzrechtliche Aspekte verständlich sowie ethisch korrekt vermittelt und eingehalten? Welche Rolle und Verantwortung nehmen Forscherinnen und Forscher, die mit solchen Gruppen arbeiten, ein? Welche Chancen und Risiken birgt der Einsatz digitaler Erhebungsinstrumente (Web, App, soziale Medien)? Wie können Rücklaufquoten, Erfassungsgrad, Repräsentativität und Datenqualität verbessert werden?

Hinweise zur Einreichung und Organisatorisches

  • Abstracts von max. 300 Wörtern (bevorzugt auf Englisch) sollten bis zum 30. November 2024 über das Anmeldeformular "MIMAP-Abschlusskonferenz / MIMAP closing conference" eingereicht werden. Die Autorinnen und Autoren werden über die Entscheidung zur Annahme der Beiträge bis zum 31. Januar 2025 informiert.
  • Der Call for Papers richtet sich auch an Beiträge, die aktuell noch in Arbeit sind.
  • Die Beiträge können in Form eines Vortrages oder als Poster präsentiert werden.
  • Es gibt eine begrenzte Anzahl von Plätzen für Personen, die sich nicht aktiv mit einem Vortrag oder Poster beteiligen. Informationen zur Anmeldung stellen wir im Frühjahr 2025 bereit.
  • Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos. Reise- und Unterbringungskosten müssen von den Teilnehmenden selbst getragen werden.
  • Es ist eine Keynote geplant, bei der aktuelle Erkenntnisse zum Thema diskutiert werden sollen.
  • Fragen richten Sie bitte an: mimap.conference[at]bamf.bund.de