Digitales Lehren und Lernen im Integrationskurs , , Herausforderungen und Potenziale aus der Sicht der Lehrkräfte
Das Working Paper 91 befasst sich mit den Erfahrungen der Integrationskurslehrkräfte hinsichtlich der Verwendung von digitalen Medien und Unterrichtsformen in den Integrationskursen während der COVID-19-Pandemie. Es zeigt auf, welche Vor- und Nachteile digitaler Unterrichtselemente von Lehrkräften wahrgenommen wurden und welche Voraussetzungen aus ihrer Sicht bestehen müssen, um digitale Medien und virtuelle Unterrichtsformate erfolgreich in den Integrationskursen anwenden zu können.
Die Datengrundlage bilden 17 Interviews mit insgesamt 19 Lehrkräften von Allgemeinen Integrationskursen und Alphabetisierungskursen aus allen Bundesländern sowie drei Experteninterviews mit Mitarbeitenden der zuständigen Arbeitsbereiche des BAMF. Die Studie entstand im Rahmen des Projektes "Evaluation der Integrationskurse (EvIk)", welches Integrationskurse aus verschiedensten Perspektiven untersucht, um Anhaltspunkte zur Weiterentwicklung des Integrationskurssystems zu gewinnen.
Wesentliche Ergebnisse
- Befürwortung der Verwendung digitaler Medien: Fast alle befragten Lehrkräfte empfinden digitale Medien und Unterrichtsformate als Bereicherung in ihrem Unterricht und sprechen sich für eine weitere zukünftige Nutzung aus, bei der analoge und digitale Unterrichtselemente häufiger kombiniert werden können.
- Erfahrungen mit digitalem Unterricht abhängig von der schriftsprachlichen Kompetenz und dem Bildungshintergrund der Teilnehmenden: Die Nutzungsmöglichkeiten digitaler Lernprogramme und anderer Medien sind abhängig von den Voraussetzungen, welche die Teilnehmenden mitbringen. Teilnehmende mit einem vergleichsweise hohen Bildungsniveau und Erfahrungen im Umgang mit Internetanwendungen können digitale Medien und Unterrichtsformate leichter nutzen als Teilnehmende aus Alphabetisierungskursen, die sich häufig nur mit der Unterstützung anderer in digitalen Angeboten zurückfinden.
- Spezifische Vorteile des digitalen Unterrichtens: Diese bestehen aus Sicht der Lehrkräfte darin, dass sich Partner- und Gruppenarbeiten sehr schnell organisieren und umstrukturieren lassen. Ein weiterer Vorteil des digitalen Unterrichts ist die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien und Internetanwendungen.
- Negative Auswirkungen digitaler Unterrichtsformate auf die soziale Funktion: Ein bedeutsamer Nachteil rein virtueller Unterrichtsformen ist aus Sicht der Lehrkräfte hingegen das Fehlen der persönlichen Begegnungen vor und nach dem Unterricht, was zu einer Schwächung der sozial-integrativen Funktion der Integrationskurse führt, da diese auch Orte der interkulturellen Begegnung, der geigenseitigen Unterstützung, des Erfahrungsaustauschs und der Entstehung persönlicher Beziehungen sind.
- Didaktische Unterstützung bei der Nutzung von digitalen Medien und Unterrichtsformaten: Die Lehrkräfte wünschen sich bei der Aufgabe der flexiblen und situationsgerechten Einbindung digitaler Elemente in die Unterrichtspraxis Unterstützung durch vorbereitende Schulungen. Dies unterstreicht die Bedeutung von Initiativen des BAMF zum Ausbau digitaler Kompetenzen bei den Integrationskurslehrkräften wie die Erweiterung der Zusatzqualifizierung für Integrationskurslehrkräfte um das Wahlpflichtmodul "Medienkompetenz".
Das Working Paper wurde verfasst von: Ramona Kay, Dr. Jan Eckhard und Dr. Anna Tissot