Schnell und erfolgreich Deutsch lernen – wie geht das? , Datum: 24.01.2017, Bestellnummer: FFWP72, Format: Working Paper, Bereich: Behörde

Die Studie (Working Paper 72) bildet den Abschluss des Forschungsprojekts "Erklärungsansätze für Unterschiede beim Zweitspracherwerb" und präsentiert relevante Einflussfaktoren auf den Zweitspracherwerb, die in einer Sekundärdatenanalyse des BAMF-Integrationspanels auf den empirischen Prüfstand gestellt werden.

Individuelle Lernvoraussetzungen beeinflussen den Deutscherwerb maßgeblich

Insbesondere eine höhere Bildung, bereits vorhandene Sprachlernerfahrung, eine linguistisch verwandtere Erstsprache, bessere Kenntnisse in der Erstsprache sowie ein geringeres Alter wirken sich positiv auf den Deutscherwerb im Integrationskursverlauf aus. Ein stärkeres Interesse für die deutsche Sprache und Kultur sowie Spaß am Kurs fördern den Deutschlernerfolg zusätzlich. Ebenso machen Kursteilnehmende, die im Kurs sowie außerhalb des Kurses, zum Beispiel zu Hause, mit Freunden oder in der Nachbarschaft, häufiger Deutsch sprechen, besonders große Fortschritte im Deutscherwerb.

Kursteilnehmende profitieren besonders von Lehrkräften mit Migrationshintergrund und gleichgeschlechtlichen Kursleitenden

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Dr. Nina Rother

Position: Referatsleiterin

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Teilnehmende, deren Lehrkräfte einen Migrationshintergrund, aber ein anderes Herkunftsland als die Teilnehmenden selbst haben, verzeichnen dabei besonders große Lernerfolge. Dies wird auf eine gesteigerte Modellfunktion und gegebenenfalls vorhandene, eigene Deutschlernerfahrung der Kursleitenden zurückgeführt. Kursteilnehmerinnen erzielen in Kursen mit weiblichen Lehrkräften besonders großen Deutschkenntniszuwachs.

Kurszusammensetzung weniger wichtig, aber Außendifferenzierung und kleine Kursgrößen hilfreich

Außendifferenzierung und kleinere Kursgrößen entlasten die Kursleitenden und helfen ihnen, gezielt auf die individuellen Bedürfnisse in heterogenen Lerngruppen einzugehen. Die Voraussetzung für vergleichbare Deutschkenntniszuwächse in erstsprachlich homogenen und heterogenen Kursen ist, dass die Teilnehmenden im Kurs vorwiegend Deutsch sprechen und nicht in eine andere gemeinsame Sprache wechseln. Dieses Risiko besteht eher in homogenen Gruppen.

Erschwerte Lebenssituation von Geflüchteten ist zu berücksichtigen

Die Studie bestätigt die Wirksamkeit des Integrationskurses als Instrument zum Deutscherwerb für Kursteilnehmende mit und ohne Fluchthintergrund gleichermaßen. Geflüchtete und Zuwanderer mit anderen Migrationsmotiven unterschieden sich nicht hinsichtlich ihres Deutschkenntniszuwachses im Kursverlauf. Dies weist darauf hin, dass die Kursleitenden in der Lage sind, den besonderen Bedürfnissen der Teilnehmenden mit Fluchthintergrund Rechnung zu tragen. Für den schnellen und erfolgreichen Deutscherwerb ist es unerlässlich, dass die Kursleitenden die erschwerte Lebenssituation von Geflüchteten unter anderem in Hinblick auf das Asylverfahren, die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften, Traumabewältigung sowie gesundheitliche Beschwerden berücksichtigen und auch die unterrichtlichen Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet sind.

Datenerhebung und Auswertung

Was ist das BAMF-Integrationspanel, welche Daten werden dort erhoben?

Beim Integrationspanel wurden Integrationskursteilnehmende bei Kursbeginn, Kursende, sowie ein Jahr und drei Jahre nach Kursende befragt. Neben Angaben zu den Kursteilnehmenden liegen zudem Informationen zum jeweiligen Kurs sowie zu den Kursleitenden vor. Die vorliegenden Sekundärdatenanalysen beziehen sich auf die Angaben von 2.082 Teilnehmenden und ihren Kursleitenden bei der ersten und zweiten Befragung in den Jahren 2007 und 2008.

Wie wurden die Daten ausgewertet?

Um die komplexen Zusammenhänge zwischen Deutscherwerb im Kursverlauf und dafür relevanten Einflussfaktoren genauer zu betrachten, wurde eine multivariate Regressionsanalyse durchgeführt. So können Nettoeffekte der einzelnen Faktoren bei gleichzeitiger Kontrolle anderer Einflussgrößen identifiziert werden. Das heißt, auf diese Weise kann zum Beispiel der Effekt des Fluchthintergrunds von anderen in der Analyse berücksichtigten Variablen zum Beispiel der Aufenthaltsdauer, isoliert werden.

Autorinnen der Studie: Jana Anne Scheible und Dr. Nina Rother