Soziodemographische Merkmale, Berufsstruktur und Verwandtschaftsnetzwerke jüdischer Zuwanderer ,
Die jüdische Zuwanderung erfolgt häufig im Familienverbund, die Geschlechts- und Altersstruktur ist gleichmäßig. Damit ist die demographische Struktur der jüdischen Zuwanderer typisch für eine klassische Auswanderung und unterscheidet sich deutlich von der Alters- und Geschlechtszusammensetzung bei Arbeitsmigranten.
Ein beträchtlicher Anteil der jüdischen Zuwanderer ist eigenen Angaben zufolge nicht jüdischer Abstammung und äußert auch keine Zugehörigkeit zur jüdischen Religion. Dies weist auf einen hohen Anteil an interethnischen Ehen hin. Die Familien- und Verwandtschaftsstruktur gibt Hinweise auf eine gute soziale Einbettung in lokale Verwandtschaftsnetzwerke.
Überdurchschnittliches Bildungsniveau der jüdischen Zuwanderer
Hinsichtlich der Berufsstruktur unterscheiden sich jüdische Zuwanderer sowohl von klassischen Arbeitsmigranten, die vor allem im Arbeitsmarktsegment mit niedrigen Qualifikationsanforderungen beschäftigt sind, als auch von Spätaussiedlern und der deutschen Allgemeinbevölkerung. Denn sie weisen ein überdurchschnittlich hohes Niveau der Bildungs- und Berufsqualifikation auf. Ein sehr hoher Anteil im erwerbsfähigen Alter hat einen wissenschaftlichen Beruf erlernt und im Herkunftsland ausgeübt.
Angesichts des relativ hohen Qualifikationsniveaus der jüdischen Zuwanderer scheint es besonders wichtig zu sein, dass die Berufsabschlüsse und die Berufserfahrungen anerkannt werden, wozu häufig eine Weiterqualifizierung notwendig sein wird. Unter der Bedingung des Erwerbs deutscher Sprachkenntnisse bieten die Ressourcen dieser Zuwanderergruppe bei geeigneter Förderung grundsätzlich gute Voraussetzungen für eine Integration in den Arbeitsmarkt.
Die hier vorliegende Beschreibung der demographischen Merkmale, der Nationalitäts- und Religionszugehörigkeit, der Berufsstruktur und der Verwandtschaftsnetzwerke beruht auf den Daten der 1.061 jüdischen Zuwanderer, die im Jahr 2005 in der Landesaufnahmestelle des Freistaates Bayern eingetroffen sind.
Verfasserin des Working Papers: Sonja Haug unter Mitarbeit von Michael Wolf