Geflüchtete Frauen in Deutschland: Sprache, Bildung und Arbeitsmarkt ,
Das BAMF-Forschungszentrum legt eine neue Kurzanalyse zur Situation geflüchteter Frauen in Deutschland vor. Dabei werden wissenschaftliche Erhebungen mit Daten aus Verwaltungsstatistiken verknüpft. Die Ergebnisse zeigen: Geflüchtete Frauen sind hoch motiviert zur gesellschaftlichen Teilhabe, benötigen aber aufgrund von "Startnachteilen" besondere Unterstützung.
Zwischen 2012 und 2016 haben über 500.000 Mädchen und Frauen in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung gesucht. Die Kurzanalyse 01/2017 des BAMF-Forschungszentrums beleuchtet ihre Situation. Im Fokus stehen der Erwerb der deutschen Sprache, die mitgebrachten schulischen und beruflichen Qualifikationen und der Arbeitsmarktzugang in Deutschland. Dabei werden unterschiedliche Datenquellen und Analysemethoden miteinander kombiniert: In Zitaten aus einer qualitativen Studie zu Resettlement-Flüchtlingen kommen geflüchtete Frauen direkt zu Wort, während Daten aus quantitativen Studien und aus der Asyl- und der Integrationsgeschäftsstatistik größere Trends aufzeigen. Mit multivariaten Analyseverfahren wird zudem untersucht, ob bestimmte Befunde – etwa: schlechtere Deutschkenntnisse von geflüchteten Frauen im Vergleich zu Männern – tatsächlich mit dem Geschlecht in Zusammenhang stehen oder durch andere Faktoren wie die Schulbildung erklärt werden können.
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Ein wesentlicher Befund der Kurzanalyse ist, dass Nachteile geflüchteter Frauen bei der mitgebrachten Schul- und Berufsbildung sowie beim Spracherwerb in Deutschland offenbar dadurch entstehen, dass sie schlechter als Männer Zugang zu entsprechenden Institutionen und Bildungsgängen finden. Ist hingegen der Einstieg erfolgt, sind die messbaren Erfolge denen der Männer vergleichbar. Dies zeigt sich u.a. bei den bundesweiten Integrationskursen, die geflüchtete Frauen derzeit noch unterdurchschnittlich häufig und in größerem zeitlichem Abstand zur Einreise besuchen. Das BAMF setzt an dieser Stelle besonders an, um Frauen die Teilnahme an den Kursen zu ermöglichen, u. a. durch die seit diesem Jahr wieder verstärkte begleitende Kinderbetreuung. Das Angebot der "niederschwellligen Frauenkurse" ermöglicht Frauen, die noch keinen Integrationskurs besuchen können oder wollen, eine erste Orientierung am Ankunftsort, darunter auch schon Asylbewerberinnen mit noch nicht abgeschlossenem Verfahren.
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Die Erwerbsbeteiligung geflüchteter Frauen in Deutschland ist im Vergleich zu geflüchteten Männern und auch zu anderen Bevölkerungsgruppen deutlich geringer. Gleichzeitig ist das Ausmaß der Teilzeit- und geringfügigen Beschäftigung höher, was jedoch generell bei Frauen der Fall ist. Die Erwerbstätigkeit ist deutlich auf bestimmte Branchen konzentriert, u. a. das Reinigungs- sowie das Tourismus-, Hotel- und Gaststättengewerbe. Vermutlich liegt die Ursache für die insgesamt nachteilige Arbeitsmarktposition weiblicher Flüchtlinge in einer Kumulation mehrerer Faktoren (schlechtere Qualifikationen, weniger Erwerbserfahrung, geringere/spätere Beteiligung am Spracherwerb, familiäre Verpflichtungen). Der Wunsch nach Erwerbstätigkeit ist jedoch bei einer deutlichen Mehrheit der Frauen vorhanden.
Verfasserinnen der Kurzanalyse: Dr. Susanne Worbs, Tatjana Baraulina