Kinder und Jugendliche nach der Flucht , Datum: 21.07.2019, Format: Kurzanalyse, Bereich: Behörde

Die BAMF-Kurzanalyse 5|2019 beschäftigt sich mit der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien nach der Flucht.

Anhand der Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten werden verschiedene Dimensionen des Alltags und der Teilhabe von minderjährigen Geflüchteten betrachtet, um so beispielsweise einen Einblick zu gewinnen, mit wem und wie geflüchtete Kinder und ihre Familien in Deutschland leben, mit wem Jugendliche ihre Freizeit verbringen, wie gut sie die deutsche Sprache beherrschen und ob sie sich in Deutschland willkommen fühlen.

Mehrheit der Kinder lebt mit (Teilen der) Kernfamilie zusammen

Die Kinder in den Familien lebten durchschnittlich mit ein bis zwei Geschwistern und einem oder beiden Elternteilen zusammen. Drei Viertel der geflüchteten Familien lebten zum Befragungszeitpunkt schon in Privatunterkünften, welche den Kindern in der Regel mehr räumliche Rückzugsmöglichkeiten bieten als Gemeinschaftsunterkünfte. So gaben die dort lebenden Kinder häufiger an, über ein eigenes Zimmer oder einen eigenen Schreibtisch zu verfügen.

Leben und Alltag aus der Perspektive der Minderjährigen: Mädchen und ältere Jugendliche als besondere Gruppe

Die Kinder und Jugendlichen berichten zu großen Teilen davon, in der Gesellschaft angekommen zu sein:

  • Sie schätzten ihre Deutschkompetenzen als gut oder sehr gut ein (86 Prozent).
  • 75 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, ihre Freizeit täglich, mehrmals die Woche oder jede Woche mit Deutschen zu verbringen,
  • und obwohl zwei Drittel angaben, die Menschen aus ihrem Herkunftsland (sehr) oft zu vermissen, konnten sich fast alle von ihnen vorstellen, in Deutschland zu bleiben (95 Prozent).

Kontakt

Cristina Gockeln

Position: Wissenschaftliche Mitarbeiterin

E-Mail: Nachricht schreiben

In der Gesamtschau der Ergebnisse fällt auf, dass sich Mädchen und ältere Jugendliche (in der Altersgruppe zwischen 16 und 17 Jahren) von den anderen Befragten unterscheiden: Obwohl beide Gruppen von besonders hohen Deutschkompetenzen berichteten, gaben sie am häufigsten an, in der Freizeit keinen Kontakt zu Deutschen zu pflegen. Befragte Mädchen fühlten sich im Zeitverlauf auch weniger willkommen. Darüber hinaus waren ältere Jugendliche beider Geschlechter tendenziell unzufriedener mit ihrem Leben. Dies könnte daran liegen, dass sie alters- und geschlechtsabhängig unterschiedliche Gelegenheiten für Kontakte haben: Ältere Jugendliche besuchen seltener noch eine Schule und sind in der Regel stärker in die Unterstützung der Eltern eingebunden. Die Möglichkeiten für den Kontakt zu Gleichaltrigen sind dadurch begrenzt. Die geflüchteten Familien stammen zudem zu nicht unerheblichen Teilen aus Kulturkreisen, in welchen aufgrund der religiösen und kulturellen Prägung andere Normen und Umgangsformen zwischen den Geschlechtern üblich sind als in Deutschland. Geschlechtergemischte Freizeitangebote eigenen sich daher möglicherweise nur bedingt für die Gewährleistung sozialer Teilhabe von geflüchteten Mädchen.

Verfasserin der Kurzanalyse: Cristina de Paiva Lareiro

Dieser Download ist in weiteren Sprachen verfügbar