Spracherwerb und soziale Kontakte schreiten bei Geflüchteten voran , , Vierte Welle der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten
Die BAMF-Kurzanalyse 4|2021 untersucht, wie sich zwischen 2016 und 2019 die sozialen Kontakte und Deutschkenntnisse bei Geflüchteten entwickelt haben.
Anhand von Daten aus den ersten vier Erhebungswellen der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten wird untersucht, wie sich zwischen 2016 bis 2019 der Spracherwerb, der Besuch von Sprachkursen, die Häufigkeit der Nutzung der deutschen Sprache sowie die sozialen Kontakte von Geflüchteten – insbesondere zu Deutschen – entwickelt haben. Mit Hilfe von Daten aus einer Zusatzbefragung, die im Sommer 2020 durchgeführt wurde und die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zum Gegenstand hatte, wird zudem analysiert, wie sich der Spracherwerb sowie die sozialen Kontakte im Zuge der Pandemie verändert haben.
Deutschkenntnisse und Sprachkursbesuche nehmen bei Geflüchteten auch 2019 weiterhin zu
Von 2016 bis 2019 nimmt unter den Geflüchteten, die zwischen 2013 und 2016 in Deutschland eingereist sind, der Anteil derjenigen beständig zu, die sich gute bis sehr gute Deutschkenntnisse attestieren. Fünf von zehn Geflüchteten beurteilten 2019 ihre Deutschkenntnisse als gut oder sehr gut, über gar keine Kenntnisse verfügten weniger als 5 Prozent, und über eher schlechte Kenntnisse weniger als 15 Prozent. Beim Besuch von Sprachkursen sind ebenfalls weitere Fortschritte sowie gewisse Sättigungseffekte zu verzeichnen. 90 Prozent der Männer und 79 Prozent der Frauen haben zwischen 2016 und 2019 an mindestens einem Sprachkurs teilgenommen.
Verbesserung der Deutschkenntnisse gelingt nicht allen Teilgruppen gleich schnell
Auch ältere Geflüchtete, Geflüchtete mit niedrigerem Bildungsniveau und insbesondere weibliche Geflüchtete mit (kleinen) Kindern investieren seit 2016 beständig Zeit in den Erwerb der deutschen Sprache. Aufgrund niedrigerer Ausgangsniveaus konnten diese Personengruppen bis 2019 jedoch verstärkt mittlere Sprachkenntnisse aufbauen und gaben – teilweise auch trotz Sprachkursbesuch – seltener an, dass sie über gute oder sehr gute Deutschkenntnisse verfügen. Jüngeren, besser gebildeten und männlichen Geflüchteten fällt der Spracherwerb leichter, so dass sich 2019 unter ihnen besonders viele Personen mit guten bis sehr guten Deutschkenntnissen befinden.
Geflüchtete haben vermehrt Kontakt zu Deutschen
Zwischen 2016 und 2019 verbringen Geflüchteten zunehmend Zeit mit Deutschen. Insbesondere am Arbeits- oder Ausbildungsplatz verbringen Geflüchtete häufig Zeit mit Deutschen. In der Nachbarschaft dagegen eher selten. Darüber hinaus hat die Zahl der Deutschen in den engen Netzwerken der Geflüchteten über die Jahre leicht zugenommen. So hat zwischen 2016 und 2019 die Zahl der Deutschen leicht zugenommen, mit denen die Geflüchteten persönliche Gefühle und Gedanken teilen können.
Kontakthäufigkeit zu Deutschen zwischen Teilgruppen unterschiedlich stark ausgeprägt
Ältere Geflüchtete, Geflüchtete mit schlechteren Deutschkenntnissen sowie weibliche Geflüchtete mit kleinen Kindern bauen Kontakte zu Deutschen langsamer auf als jüngere, männliche oder Geflüchtete mit besseren Deutschkenntnissen. Da bei älteren, weiblichen Geflüchteten und Geflüchteten mit schlechteren Deutschkenntnissen die Kontakthäufigkeit zu Deutschen teilweise sogar rückläufig ist, laufen diese Gruppen Gefahr, bei der sozialen Integration ins Hintertreffen zu geraten.
Die COVID-19-Pandemie kann positive Entwicklungen ausbremsen
Erste Ergebnisse zu Auswirkungen der COVID-19-Pandemie deuten darauf hin, dass während der Pandemie die Kontakte zu Deutschen abgenommen haben und es zu einer Stagnation oder sogar Verschlechterung der Deutschkenntnisse gekommen ist. Zudem deuten die Analysen daraufhin, dass besonders diejenigen Teilgruppen, die jeweils über niedrige Ausgangsniveaus verfügen, besonders stark von den Folgen der Pandemie betroffen sein könnten.
Die Kurzanalyse wurde verfasst von: Wenke Niehues Dr. Nina Rother und Manuel Siegert