Hürden beim Zugang zum Integrationskurs , , Alltagserfahrungen geflüchteter Frauen mit Kleinkindern
Die BAMF-Kurzanalyse 3|2021 beschäftigt sich mit den Alltagserfahrungen geflüchteter Frauen mit Kleinkindern und den Hürden, die diesen Frauen den Zugang zu einem Integrationskurs erschweren können. Sie liefert eine tiefergehende Betrachtung der zugrunde liegenden Wirkungsmechanismen, die sowohl Herausforderungen als auch Potenziale beinhalten. Als Teilprojekt ist die vorliegende Kurzanalyse im Rahmen des Forschungsprojekts "Evaluation der Integrationskurse" (EvIk) entstanden.
Die Kurzanalyse beruht auf Auswertungen von 16 qualitativen Interviews mit geflüchteten Teilnehmerinnen von MiA-Kursen, die noch nicht oder nicht mehr an einem Integrationskurs teilnehmen sowie mit Kursleiterinnen von MiA-Kursen, die über ein breites Erfahrungswissen hinsichtlich der Herausforderungen bei Frauen im Zugang zu Integrationsmaßnahmen verfügen. Bei MiA-Kursen handelt sich um ein Kursangebot speziell für Frauen mit Migrationshintergrund. Durch eine qualitative Methodenwahl können Erfahrungen, Handlungen und Bewertungen der Befragten in besonderem Maße erfasst und als Erklärungsansätze herangezogen werden. Ziel war es zu untersuchen, welche Hürden beim Zugang zum Integrationskurs bestehen, welche Unterstützungsmöglichkeiten sich die Befragten wünschen und welche Potenziale sie dabei sehen. Bei der Analyse wird zwischen strukturellen und individuell-familiären Hürden unterschieden.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Mangel an Kinderbetreuung
Der Mangel an Regelbetreuungsangeboten stellt für geflüchtete Frauen mit Kleinkindern eine bedeutsame strukturelle Hürde für den Zugang zum Integrationskurs dar. Erschwerend kann hinzukommen, dass geflüchtete Frauen aus individuell-familiärer Motivation bestimmte Kinderbetreuungsangebote nicht in Anspruch nehmen.
Geographische Entfernung
Eine weitere strukturelle Hürde ist die geografische Entfernung zwischen Wohnort und Ort des Integrationskurses bzw. der Kinderbetreuung, welche in strukturschwachen Gegenden verstärkt auftritt. So gaben einige der befragten Frauen an, es nicht gewohnt zu sein, den Weg zum Integrationskurs ohne Begleitung zu absolvieren.
Rahmenbedingungen und klassische Rollenvorstellungen
In der Wahrnehmung der befragten Kursleiterinnen zieht das Jobcenter durch seine Verpflichtungspraxis häufig den Integrationskursbesuch der (Ehe-)Männer zeitlich dem der (Ehe-)Frauen vor. Die klassische Rollenaufteilung zwischen den (Ehe-)Partnern stellt eine weitere individuell-familiäre Hürde dar, die die identifizierten strukturellen Hürden, wie fehlende Kinderbetreuungsangebote, vornehmlich zum Problem der Frauen machen.
Verbesserungsvorschläge aus Sicht der Befragten
Die Wünsche und möglichen Verbesserungsvorschläge der befragten Kursleiterinnen und -Teilnehmerinnen reichen von der Förderung und Ausweitung des Bundesprogrammes "Migrantinnen einfach stark im Alltag" (MiA-Kurse) bis hin zu einer an den Integrationskurs angekoppelten Kinderbeaufsichtigung.
Kurzanalyse wurde verfasst von: Anna Tissot unter Mitarbeit von Joana Zimmer