Geflüchtete Frauen in Deutschland , , Freizeitverhalten und soziale Kontakte
Die BAMF-Kurzanalyse 2|2021 beschäftigt sich mit dem Alltagsleben geflüchteter Frauen und ihrer sozialen Integration.
Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, wie sich das Alltagsleben und die soziale Partizipation von geflüchteten Frauen im Vergleich zu männlichen Geflüchteten sowie Frauen mit und ohne Migrationshintergrund gestalten. Die Untersuchung basiert auf Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten aus 2018 und den Vorjahren.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Unterschiedliche Startvoraussetzungen bei geflüchteten Frauen und Männern
Vergleicht man geflüchtete Männer und Frauen, zeigen sich – bei aller Heterogenität innerhalb der Gruppen – Unterschiede hinsichtlich der sozialen Teilhabevoraussetzungen: Frauen verfügen über einen durchschnittlich niedrigeren Bildungsstand, sind seltener erwerbstätig und weisen weniger ausgeprägte Kenntnisse der deutschen Sprache auf. Demnach ist ihre strukturelle, kulturelle und soziale Integration noch nicht so weit vorangeschritten wie bei geflüchteten Männern.
Mehrheit der Frauen ist stark im Familienkontext eingebunden
Geflüchtete Frauen reisen überwiegend im Familienkontext ein und leben in Deutschland auch in diesem: Sie wohnen häufiger mit (Klein-)Kindern zusammen, sind eher verheiratet und investieren einen großen Anteil ihrer täglichen Zeit für die Kinderbetreuung und die Erledigung von Haushaltstätigkeiten. Damit sind sie stärker im Familienkontext eingebunden als geflüchtete Männer, aber auch als Frauen mit anderem und ohne Migrationshintergrund.
Geringere Partizipation an Freizeitangeboten
Verglichen mit geflüchteten Männern besuchen geflüchtete Frauen seltener Sport- und/oder Kulturveranstaltungen und treiben weniger häufig selbst Sport. Ähnliche Geschlechtsunterschiede in diesen Aktivitätsbereichen finden sich auch bei Frauen mit anderem und ohne Migrationshintergrund. Insgesamt zeigt sich bei geflüchteten Frauen im Vergleich zum Vorjahr 2017 aber eine leichte Zunahme an Aktivitäten.
Kinder fördern die soziale Teilhabe
Geflüchtete Frauen pflegen seltener Kontakte zu Deutschen als geflüchtete Männer. Allerdings zeigen multivariate Analysen, dass hierfür ihre unterschiedlichen soziostrukturellen Lebensumstände, wie beispielsweise eine geringere Erwerbstätigkeit oder schlechtere Deutschkenntnisse, ausschlaggebende Einflussfaktoren sind, nicht das Geschlecht an sich.
Das Vorhandensein von Kindern im Haushalt erweist sich hingegen als positiver Faktor für die Kontaktaufnahme zu Personen der Aufnahmegesellschaft. Durch ihre Kinder könnten Geflüchtete häufiger in Kontakt zu Deutschen zu kommen, indem sie im Umfeld der Kinder, beispielsweise auf dem Spielplatz oder in der Schule, auf Deutsche treffen. Des Weiteren leben Frauen häufiger in privaten Unterkünften und nicht mehr in Gemeinschaftsunterkünften wie es bei Männern mit Fluchthintergrund häufiger noch der Fall ist. Dies könnte wiederum zu mehr Begegnungen im Alltag, beispielsweise beim Einkaufen führen, und sich positiv auf die soziale Integration auswirken.
Kurzanalyse wurde verfasst von: Cristina de Paiva Lareiro