Religionszugehörigkeit und religiöse Alltagspraxis bei Geflüchteten , Datum: 21.01.2025, Format: Kurzanalyse, Bereich: Behörde

Die BAMF-Kurzanalyse 1|2025 widmet sich der Religionszugehörigkeit, der Religiosität sowie der religiösen Alltagspraxis von Geflüchteten, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland gekommen sind.

Die Analysen sind im Rahmen des Projekts "Analysen zu Religion im Migrationskontext" (AReMi) entstanden und basieren auf den Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten aus dem Jahr 2021. Es wird untersucht, welche Bedeutung die Religion für das Leben der Geflüchteten hat und in welchem Ausmaß sowie in welcher Form sie ihren Glauben praktizieren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Besuch religiöser Veranstaltungen inklusive der persönlichen Gründe für die Teilnahme bzw. für das Fernbleiben. Des Weiteren wird die Nutzung digitaler religiöser Inhalte und Angebote beleuchtet. Der Bericht untersucht auch Veränderungen religiöser Merkmale im Zeitverlauf unter Einbeziehung von Daten derselben Personen aus früheren Jahren, wobei auch die Auswirkungen der COVID19-Pandemie thematisiert werden.

Zentrale Erkenntnisse

Geflüchtete sind überwiegend religiös und leben ihren Glauben aktiv

Die deutliche Mehrheit der Geflüchteten gehört im Jahr 2021 einer Religion an, vorwiegend dem Islam. Dabei bezeichnen sich die Religionsangehörigen mehrheitlich als gläubig und ihr Glaube hat meist einen hohen Stellenwert in ihrem Leben. Bei christlichen und muslimischen Religionsangehörigen spiegelt sich diese ausgeprägte Religiosität auch in einer hohen Gebetshäufigkeit wider, aber nicht immer im Besuch religiöser Veranstaltungen. Christliche Geflüchtete besuchen deutlich häufiger religiöse Veranstaltungen als Angehörige nicht-christlicher Religionen.

Zeitliche Konflikte und unpassende Angebote stehen dem Besuch religiöser Veranstaltungen teilweise entgegen

Die Gründe für oder gegen den Besuch religiöser Veranstaltungen können sehr vielfältig sein. So ist beispielsweise im Islam der Moscheebesuch nur für Männer eine religiöse Pflicht. Geflüchtete, die zwar einer Religion angehören, aber nie religiöse Veranstaltungen besuchen, nennen neben nicht näher spezifizierten sonstigen Gründen insbesondere zeitliche Hinderungsgründe sowie einen Mangel an passenden Angeboten. Teilweise wird der Besuch als nicht wichtig für die Ausübung des Glaubens erachtet. Geflüchtete, die einer Religion angehören und zumindest gelegentlich an religiösen Veranstaltungen teilnehmen, tun dies vor allem aus religionsbezogenen Gründen, z.B. aus religiöser Pflicht, oder aus individuellen Gründen, z.B. weil die Teilnahme Kraft und Zuversicht gibt.

Nutzung digitaler religiöser Inhalte als weiterer Aspekt der religiösen Alltagspraxis

Erstmals wurde im Rahmen der IAB-BAMF-SOEP-Befragung auch die Nutzung digitaler religiöser Inhalte und Angebote als weiterer Aspekt religiöser Alltagspraxis untersucht. Rund jede fünfte Person nimmt solche Angebote mindestens monatlich in Anspruch, wobei die Nutzung sehr vielfältig ist. Die Analysen zeigen auch, dass digitale religiöse Inhalte insbesondere eine Ergänzung zu nicht digitalen religiösen Aktivitäten darstellen und weniger ein Ersatz für fehlende Angebote geeigneter religiöser Veranstaltungen sind.

Die Kurzanalyse wurde verfasst von: Dr. Amrei Maddox

Zitation

Maddox, A. (2025). Religionszugehörigkeit und religiöse Alltagspraxis bei Geflüchteten (Kurzanalyse 01|2025). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. https://doi.org/10.48570/bamf.fz.ka.01/2025.d.2025.religion.1.0