Die Wohnhistorie Geflüchteter in Deutschland ,
In der BAMF-Kurzanalyse 1|2022 wird unter Berücksichtigung der einschlägigen gesetzlichen Regelungen untersucht, wie häufig und aus welchen Gründen Geflüchtete seit ihrer Einreise in Deutschland umgezogen sind.
Die Analyse basiert auf Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten, insbesondere einer retrospektiven Zusatzerhebung ihrer Wohnhistorien im Befragungsjahr 2019. Hierbei wurde jeder Wohnort inklusive der jeweiligen Verweildauern, der Unterkunftsart und dem Umzugsgrund seit der Ankunft in Deutschland erfragt. Im Zentrum der Kurzanalyse stehen die Umzugshäufigkeit sowie Umzugsgründe, die Aussagen über die Wichtigkeit behördlicher Zuweisung erlauben. Darüber hinaus werden der Zusammenhang zwischen der Verweildauer in Gemeinschaftsunterkünften bis zum Umzug in private Wohnungen und soziodemographische Merkmale untersucht.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Anerkannte Geflüchtete ziehen häufig um
Die Mehrheit der Geflüchteten, die in den Jahren 2013 bis einschließlich 2016 nach Deutschland gekommen sind, ist bereits mehr als einmal umgezogen. Dies gilt insbesondere für Personen, die bis 2015 eingereist sind und einen Schutzstatus innehaben. Unter den mobilen Personen lässt sich bei der Verweildauer in der ersten Unterkunft eine deutliche Polarisierung feststellen: Viele ziehen schnell nach der Ankunft um, andere verweilen länger als 18 Monate in ihrer ersten Unterkunft.
Behördliche Zuweisung als Hauptgrund für Umzug
Hinsichtlich der Umzugsgründe lässt sich zusammenfassen, dass Geflüchtete auch mindestens drei Jahre nach ihrer Einreise vorwiegend aufgrund behördlicher Zuweisung umziehen und ihren Wohnsitz nehmen. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer und einer steigenden Anzahl an Personen, die über freie Wohnortwahl verfügen, verliert dieser externe Grund aber an Bedeutung und individuelle Gründe werden wichtiger. Bei der Betrachtung der Umzugsdistanz wird deutlich, dass Geflüchtete häufig den Wohnort und nicht nur die Unterkunft innerhalb eines Wohnorts wechseln.
Mehrheit ist Übergang in Privatunterkunft gelungen
Die Analyse der Übergänge von Gemeinschafts- in Privatunterkünfte zeigt, dass dem Großteil der Personen mit Schutzstatus der Übergang bereits gelungen ist. Vor allem aber Personen, deren Asylantrag nach 2016 entschieden wurde und die eher jünger und kinderlos sind, scheinen mehr Zeit zu benötigen, um in eine private Unterkunft umzuziehen.
Die Kurzanalyse wurde verfasst von: Dr. Kerstin Tanis