Diskriminierungserfahrungen von Menschen aus muslimisch geprägten Herkunftsländern , Datum: 14.11.2023, Format: Forschungs­bericht, Bereich: Behörde , Wahrnehmungen in Bezug auf Alltagssituationen, die Benotung in der Schule, die Arbeits- und die Wohnungssuche

Im Forschungsbericht 48 wird untersucht, inwieweit Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern in verschiedenen Lebensbereichen Diskriminierung wahrnehmen. Berücksichtigt werden erlebte Benachteiligungen im Alltag, bei der Benotung in der Schule, bei der Arbeits- und Wohnungssuche.

Die Analysen beruhen auf den Daten der bundesweiten Repräsentativbefragung "Muslimisches Leben in Deutschland 2020", die im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz durchgeführt wurde.

Im Fokus der Betrachtungen stehen Diskriminierungswahrnehmungen von muslimischen Frauen und Männern. Dabei werden Zusammenhänge mit religions-, migrations- und integrationsbezogenen Merkmalen untersucht. Bei muslimischen Frauen wird beleuchtet, ob das Tragen eines Kopftuchs eine Rolle spielt. Zur Einordnung der Ergebnisse werden Unterschiede zwischen muslimischen Religionsangehörigen sowie Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Ländern, die keiner oder einer anderen Religion angehören, herausgearbeitet. Menschen ohne Migrationshintergrund bilden eine weitere Vergleichsgruppe.

Zentrale Ergebnisse

  • In Alltagsituationen, bei der Benotung in der Schule, bei der Arbeits- und Wohnungssuche nehmen Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern Benachteiligungen anteilig häufiger wahr als Menschen ohne Migrationshintergrund.
  • Zwischen der Religionszugehörigkeit und der Wahrnehmung von Diskriminierung besteht bei Menschen aus muslimisch geprägten Herkunftsländern kein Zusammenhang.
  • Die Herkunftsregion spielt eine deutlich wichtigere Rolle: Türkeistämmige Personen berichten häufiger von Diskriminierungserfahrungen als Personen mit Migrationshintergrund aus Südosteuropa.
  • Muslimische Frauen, die ein Kopftuch tragen, sehen sich in allen untersuchten Bereichen mit höherer Wahrscheinlichkeit benachteiligt als muslimische Frauen, die kein Kopftuch tragen.
  • Auch wenn es sich um subjektive Eindrücke handelt, spiegeln die Ergebnisse wider, dass sich viele Menschen aus muslimisch geprägten Herkunftsländern nicht als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft anerkannt sehen.

Autorinnen des Forschungsberichts sind Dr. Anja Stichs und Katrin Pfündel. Er ist Bestandteil einer dreiteiligen Publikationsserie zum breit gefächerten Themenbereich des gesellschaftlichen Zusammenhalts. In einem weiteren Bericht werden Einstellungen zu verschiedenen Aspekten der Zugehörigkeit zu Deutschland und gegenüber Angehörigen anderer gesellschaftlicher Gruppen untersucht (Forschungsbericht 47). Eine dritte Studie thematisiert interreligiöses Wissen und interreligiöse Kontakte in Bezug auf den Islam, das Christentum und das Judentum (Kurzanalyse 2|2023).

Zitation

Stichs, A. & Pfündel, K. (2023). Diskriminierungserfahrungen von Menschen aus muslimisch geprägten Herkunftsländern. Wahrnehmungen in Bezug auf Alltagssituationen, die Benotung in der Schule, die Arbeits- und die Wohnungssuche (Forschungsbericht 48). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. https://doi.org/10.48570/bamf.fz.fb.48.d.2023.mld2020.diskriminierung.1.0