Zwischenbericht III zum Forschungsprojekt "Evaluation der Integrationskurse (EvIk)" , , Analysen und Erkenntnisse zu Kursteilnehmenden, Kursspezifika, Lehrkräften und Integrationskursträgern zu Kursbeginn
Quelle: BAMF (Coverbild: © AdobeStock | Monkey Business)
Der Forschungsbericht 46 liefert als Zwischenbericht III zum Forschungsprojekt "Evaluation der Integrationskurse (EvIk)" datenbasierte Einblicke in das Geschehen in Integrationskursen zu Kursbeginn. Im Rahmen des EvIk-Projekts gelang es, von Herbst 2021 bis Frühling 2022 über 3.000 Teilnehmende, etwa 350 Lehrkräfte und über 200 Träger zu befragen. Der Fokus lag dabei auf den zwei Kursarten mit den höchsten Teilnehmendenzahlen: den Allgemeinen Integrationskurs und den Alphabetisierungskurs.
Die Befragungen sind Teil wiederholter Erhebungen im langfristig angelegten EvIk-Projekt. Ziel ist es, Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung des Integrationskurssystems aufzuzeigen.
Ergebnisse des EvIk-Zwischenberichts III
Kursteilnehmende
Teilnehmende der Allgemeinen Integrationskurse unterscheiden sich in wesentlichen sozio-demografischen Merkmalen von Teilnehmenden an Alphabetisierungskursen. Letztere sind im Durchschnitt älter und häufiger verheiratet, leben aber auch häufiger örtlich getrennt von ihrem Partner bzw. ihrer Partnerin. Zudem wohnen Teilnehmende an Alphabetisierungskursen häufiger in Mehrpersonenhaushalten. Dies ist auf eine höhere Anzahl von Kindern im Haushalt zurückzuführen. Der Anteil an Müttern mit (Klein-)Kindern ist in beiden untersuchten Kursarten, insbesondere aber im Alphabetisierungskurs, jedoch niedrig. Die Analysen deuten darauf hin, dass die Betreuung der Kinder in der Regel von den Frauen übernommen wird und Frauen tendenziell erst dann den Weg in den Kurs finden, wenn eine externe Kinderbetreuungsmöglichkeit vorliegt.
Zwischen den Kursarten zeigen sich starke Unterschiede bezüglich der Lernvoraussetzungen für den Deutscherwerb, da ein erheblicher Anteil der Alphabetisierungskursteilnehmenden keine Schule besucht hat und seltener Erfahrungen mit formellem Sprachlernen aufweist sowie mehrheitlich einen Fluchthintergrund hat.
Alphabetisierungskursteilnehmende haben in ihrem privaten Umfeld schlechtere Lernbedingungen als Teilnehmende der Allgemeinen Integrationskurse, da ihnen häufig ein Raum zum ungestörten Lernen fehlt und häufige Sorgen um im Ausland lebende Familienangehörige die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen können.
Zusammensetzung der Integrationskurse
Die Kurszusammensetzung hinsichtlich des Geschlechts, des Bildungsniveaus, des Alters, der Aufenthaltsdauer in Deutschland und der Anzahl an Geburtsländern der Teilnehmenden ist sowohl in den Allgemeinen Integrationskursen als auch in Alphabetisierungskursen als eher heterogen einzustufen.
Mit Blick auf den Anteil an Teilnehmenden mit Fluchthintergrund zeichnet sich bei den Allgemeinen Integrationskursen kein klares Muster ab. Die Alphabetisierungskurse sind dagegen angesichts des (hohen) Anteils an Teilnehmenden mit Fluchthintergrund als überwiegend homogen einzustufen.
Lehrkräfte
In den Integrationskursen unterrichten häufig Frauen. Die Zusammensetzung der Lehrkräfte ist ethnisch vielfältig, der Altersdurchschnitt ist hoch.
Die Lehrkräfte verfügen über eine Qualifikation im Bereich Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache durch ein Studium oder eine spätere vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) anerkannte Zusatzqualifikation. Die Mehrheit der Lehrkräfte kommt über den Weg der Direktzulassung in das Integrationskurssystem. Andere Wege (z. B. über verschiedene Weiterbildungsangebote) zeigen die Offenheit der Zulassungsprozesse. Das Interesse an Fort- und Weiterbildungen (des BAMF und anderer Einrichtungen) ist unter den Lehrkräften hoch.
Die Lehrkräfte geben eine hohe Arbeitszufriedenheit an. Es zeichnet sich aber auch ab, dass einige der Lehrkräfte die Teilnehmendenzahl im aktuellen Kurs als zu hoch ansehen. Zudem haben es einige der Lehrkräfte, insbesondere in Alphabetisierungskursen, mit Teilnehmenden mit multiplen Problemlagen zu tun.
Kursträger
Viele Träger haben eine langjährige Erfahrung in der Durchführung von Integrationskursen und stellen mindestens ein Zusatzangebot wie eine Sozialberatung speziell für Migrantinnen und Migranten in Deutsch oder der Erstsprache oder Räume zum Selbststudium bereit. Auch eine Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) ist häufig vor Ort oder fußläufig erreichbar. Nur wenige Träger bieten zusätzliche Angebote zur Kinderbetreuung oder -beaufsichtigung an, vor allem aufgrund fehlender Räumlichkeiten, hoher bürokratischer Hürden und eines Mangels an geeignetem Personal.
Die Träger berichten von einer hohen Anzahl an Honorarkräften sowie großen Schwierigkeiten, geeignetes Lehrpersonal zu finden, vor allem für den Alphabetisierungskurs. Das gefundene Lehrpersonal zu halten, stellt hingegen für die Mehrzahl der Träger keine Schwierigkeit dar.
Der Forschungsbericht wurde verfasst von: Ramona Kay, Dr. Christian Babka von Gostomski, Dr. Salwan Saif, Dr. Pia Homrighausen, Dr. Jan Eckhard und Dr. Nina Rother
Zitation
Kay, R., Babka von Gostomski, C., Saif, S., Homrighausen, P., Eckhard, J. & Rother, N. (2023). Zwischenbericht III zum Forschungsprojekt "Evaluation der Integrationskurse (EvIk)". Analysen und Erkenntnisse zu Kursteilnehmenden, Kursspezifika, Lehrkräften und Integrationskursträgern zu Kursbeginn (Forschungsbericht 46). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
https://doi.org/10.48570/bamf.fz.fb.46.d.2023.evik.zb3.1.0