Das Leben nach der Rückkehr: Langfristige Reintegration nach der geförderten Ausreise aus Deutschland , , Begleitstudie II zum Bundesprogramm StarthilfePlus
Quelle: BAMF (Coverbild von links: IOM/Beyond Borders Media 2022; IOM/Eric Gourlan; IOM/Jerry DE MARS)
Der Forschungsbericht 42 analysiert die langfristige Reintegration von aus Deutschland ausgereisten Migrantinnen und Migranten, die mit dem Förderprogramm des Bundes "StarthilfePlus" unterstützt wurden. Das Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Internationale Organisation für Migration (IOM) haben hierzu Rückkehrerinnen und Rückkehrern in verschiedenen Ländern befragt.
Im Jahr 2017 wurde das Rückkehrförderprogramm StarthilfePlus eingeführt, um mittellose Migrantinnen und Migranten, darunter Ausreisepflichtige, bei einer freiwilligen Rückkehr mit flexiblen Leistungen zu unterstützen. Das Forschungszentrum des BAMF und IOM begleiten das Programm seit 2017 im Rahmen eines mehrjährigen wissenschaftlichen Forschungsvorhabens. 2019 wurden mit dem Forschungsbericht "Geförderte Rückkehr aus Deutschland: Motive und Reintegration" erste Analysen und Erkenntnisse aus diesem Forschungsprojekt vorgelegt (StarthilfePlus Studie I).
Mit dem aktuellen Forschungsbericht (StarthilfePlus Studie II) werden langfristige Reintegrationsprozesse analysiert. Rückkehrerinnen und Rückkehrer wurden hierfür erstmals etwa acht Monate und zum zweiten Mal rund drei Jahre nach der Rückkehr befragt. Die Befragung fand in Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, in Irak, Georgien, Libanon, Nigeria, in der Russische Föderation und in der Ukraine statt. Für vertiefende Einblicke in die Perspektiven zurückgekehrter Frauen wurden zusätzlich 20 qualitative Leitfadeninterviews in Armenien, dem Irak und im Libanon durchgeführt.
Zentrale Ergebnisse
Hohe Zufriedenheit mit dem StarthilfePlus-Programm
Die große Mehrheit der Rückkehrerinnen und Rückkehrer ist mit dem Bundesprogramm StarthilfePlus zufrieden. Die Zufriedenheit mit der erhaltenen Unterstützung hält im Zeitverlauf an: Drei Jahre nach der Rückkehr sind mehr als vier von fünf Befragten mit der erhaltenen StarthilfePlus-Förderung zufrieden. Die erhaltene Unterstützung ist insbesondere für die Deckung des täglichen Bedarfs sowie für Wohnen und die medizinische Versorgung wichtig. Neben finanzieller Unterstützung erachten die Befragten auch sachbezogene Hilfen, beispielsweise bei der Suche nach einer einkommensschaffenden Beschäftigung, als hilfreich.
Die Reintegration verbessert sich im Zeitverlauf. Ungünstige Umstände, wie etwa eine instabile Sicherheitslage in einigen Ländern, erschweren jedoch das Leben nach der Rückkehr.
Im Zeitverlauf beziehen immer mehr der befragten Rückkehrerinnen und Rückkehrer Einkommen aus abhängiger oder selbstständiger Erwerbstätigkeit. Zudem ist eine große Mehrheit mit den Beziehungen zu ihrem sozialen Umfeld nachhaltig zufrieden. Trotz dieser positiven Ergebnisse berichten die Befragten weiterhin von vielfältigen Herausforderungen. So reicht das erzielte Einkommen häufig nicht aus, um den täglichen Bedarf für sich und die Familie zu decken. In einigen Ländern hat die Zufriedenheit mit der Sicherheitslage im Zeitverlauf abgenommen. Zudem haben viele Befragte nur wenig Vertrauen in die staatlichen Strukturen und nicht überall haben Rückkehrende Zugang zu öffentlichen Leistungen.
Frauen haben spezifische Reintegrationshürden
Rund 38 Prozent der Frauen erzielen ein Einkommen aus einer Beschäftigung im Gegensatz zu 75 Prozent der Männer. In qualitativen Interviews äußern Frauen jedoch mehrheitlich den Wunsch nach einem eigenständig erwirtschafteten Einkommen, welches ihnen im Alltag durch höhere Zugangsbarrieren zum Arbeitsmarkt erschwert wird. Frauen im Irak und im Libanon thematisieren in den Interviews zudem deutlich geschlechtsspezifische Einschränkungen und Vorurteile, welche sie im öffentlichen Leben erfahren. Diese reflektierte Sichtweise zeugt von einer hohen Motivation, die eigene Lebenssituation verbessern zu wollen.
Dieser Forschungsbericht wurde verfasst von: Christian Kothe, Lukas Otte (IOM), Dominique Reischl (IOM), Şeyma Uluköylü (IOM), Tatjana Baraulina und Franziska Clevers (IOM)
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Zitation
Kothe, C., Otte, L., Reischl, D., Uluköylü, Ş., Baraulina, T. & Clevers, F. (2023). Das Leben nach der Rückkehr: Langfristige Reintegration nach der geförderten Ausreise aus Deutschland. Begleitstudie II zum Bundesprogramm StarthilfePlus (Forschungsbericht 42). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
https://doi.org/10.48570/bamf.fz.fb.42.d.2023.starthilfeplus2.1.0