Forschungsbericht: Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland , , Ergebnisse der ersten Welle der IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP Befragung
Quelle: BAMF (Coverbild: AdobeStock | Olga Yastremska, New Africa)
Der gemeinsame Forschungsbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des Forschungszentrums des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am DIW Berlin stellt vertieft zentrale Befunde aus der gemeinsamen Studie "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland" vor. Im Fokus der bundesweiten Studie stehen das Ankommen, die aktuellen Lebensumstände sowie Zukunftspläne der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland.
Die Analysen basieren auf rund 11.700 Interviews mit ukrainischen Männern und Frauen, die im Zeitraum vom 24. Februar bis zum 8. Juni 2022 nach Deutschland gekommen sind. Die Interviews wurden deutschlandweit auf Basis standardisierter Fragebögen online (CAWI) oder per Papierfragebogen (PAPI) im Zeitraum von August bis Oktober 2022 durchgeführt. Im Zuge der Stichprobenziehung wurden zunächst anhand des Ausländerzentralregisters (AZR) 100 Gemeinden mit einem hohen Anteil von ukrainischen Geflüchteten ausgewählt. Die ausgewählten Gemeinden wurden dann gebeten, Adressen dieser Zielpopulation zur Verfügung zu stellen. Durch Verwendung von Gewichten ist die Stichprobe repräsentativ für diese Grundgesamtheit. Die Studie ist als Längsschnittbefragung geplant, im Frühjahr 2023 wird eine zweite Befragungswelle durchgeführt. Erste zentrale Befunde aus der ersten Welle wurden bereits im Dezember 2022 im Rahmen einer Kurzanalyse veröffentlicht.
Zentrale Ergebnisse
Die Studie bietet erstmals für Deutschland repräsentative Daten zu den hier lebenden ukrainischen Geflüchteten. Darauf aufbauend werden in dem Forschungsbericht vertiefte Analysen zum Ankommen, der aktuellen Lebenssituation sowie Zukunftsplänen präsentiert. Diese Erkenntnisse können den Akteuren in den verschiedenen Politikbereichen dabei helfen, Rückschlüsse auf besondere Problemlagen und Unterstützungsbedarfe der ukrainischen Geflüchteten zu ziehen.
- Der ungewisse Kriegsverlauf und die rechtlichen Rahmenbedingungen prägen Lebensbedingungen und Bleibeabsichten von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern in Deutschland: 37 Prozent der Geflüchteten möchten für immer oder mehrere Jahre in Deutschland bleiben, 34 Prozent bis Kriegsende, 27 Prozent sind noch unentschieden und 2 Prozent planen, Deutschland innerhalb eines Jahres wieder zu verlassen.
- Die überwiegende Mehrheit der erwachsenen Geflüchteten sind Frauen (80 Prozent). Viele von ihnen sind ohne Partner (77 Prozent) nach Deutschland gekommen, 48 Prozent mit minderjährigen Kindern. 12 Prozent der Frauen sind mit Partner und minderjährigen Kindern nach Deutschland geflüchtet. Von den Männern leben 71 Prozent mit ihrer Partnerin in Deutschland.
- Verglichen mit der Gesamtbevölkerung ihres Herkunftslandes haben die Geflüchteten ein hohes Bildungsniveau: 72 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss.
- Nur wenige Geflüchtete haben zum Befragungszeitpunkt gute Deutschkenntnisse (4 Prozent). Die Hälfte der Befragten besuchte bereits einen Deutschkurs.
- 74 Prozent der Befragten wohnen in einer privaten Unterkunft, nur 9 Prozent in einer Gemeinschaftsunterkunft.
- Die Geflüchteten bewerten ihren Gesundheitszustand überwiegend als gut, ihre Lebenszufriedenheit ist im Vergleich zur deutschen Bevölkerung aber deutlich geringer.
- Auch das psychische Wohlbefinden geflüchteter Kinder fällt im Vergleich zu anderen in Deutschland lebenden Kindern niedrig aus.
- 17 Prozent der Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter sind zum Befragungszeitpunkt erwerbstätig. 71 Prozent der erwerbstätigen Geflüchteten üben eine Tätigkeit aus, die einen Berufs- oder Hochschulabschluss voraussetzt.
Die Geflüchteten äußern Unterstützungsbedarf insbesondere beim Erlernen der deutschen Sprache, bei der Arbeitssuche, bei der medizinischen Versorgung und bei der Wohnungssuche.
Hinweise: Inhaltlich identische Fassungen des Forschungsberichts sind in einem neutralen Design sowie beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erschienen.
Erste zentrale Ergebnisse der ersten Welle wurden im Rahmen einer Kurzanalyse bereits im Dezember 2022 veröffentlicht.
Zitation
Brücker, H., Ette, A., Grabka, M. M., Kosyakova, Y., Niehues, W., Rother, N., Spieß, C. K., Zinn, S., Bujard, M., Cardozo, A., Décieux, J. P., Maddox, A., Milewski, N., Naderi, R., Sauer, L., Schmitz, S., Schwanhäuser, S., Siegert, M., Tanis, K. & Stein-hauer, H. W. (2022): Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland: Ergebnisse der ersten Welle der IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Befragung (Forschungsbericht 41). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
https://doi.org/10.48570/bamf.fz.fb.41.d.2023.ukrlangbericht.1.0