Zwischenbericht I zum Forschungsprojekt "Evaluation der Integrationskurse (EvIk)" , Datum: 17.09.2019, Bestellnummer: FFFB33, Format: Forschungs­bericht, Bereich: Behörde , Erste Analysen und Erkenntnisse

Der Forschungsbericht 33 legt als Zwischenbericht I zum Forschungsprojekt "Evaluation der Integrationskurse (EvIk)" erste Analysen und Erkenntnisse zur Wirkungsweise der Integrationskurse mit besonderem Fokus auf die Teilnehmendengruppe der Geflüchteten vor. Im Fokus des Berichts stehen dabei insbesondere Analysen zu (fluchtspezifischen) Einflussfaktoren auf den Kurszugang und -erfolg.

Das Forschungszentrum des BAMF (BAMF-FZ) führt das Forschungsprojekt "Evaluation der Integrationskurse (EvIk)" durch. Dabei wird die Wirkungsweise der Integrationskurse mit besonderem Fokus auf die Teilnehmendengruppe der Geflüchteten erforscht. Der mit dem Forschungsbericht 33 vorgelegte Zwischenbericht I präsentiert erste Erkenntnisse bezüglich insbesondere zweier Teilaspekte des Studienvorhabens. Zum einen werden Einflussfaktoren auf den Kurserfolg auf Ebene von Kursteilnehmenden, Lehrkräften und Kursträgern analysiert. Zum anderen finden sich Erkenntnisse zu Schnittstellen von Bundes- und Landesangeboten der Sprachförderung und der Wertevermittlung.

Die Erkenntnisse des Zwischenberichts I beruhen insbesondere auf ersten qualitativen Erhebungen mit 21 vom BAMF-FZ selbst durchgeführten Interviews mit Teilnehmenden, Lehrkräften und Trägern sowie auf Sekundärdatenanalysen mittels der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten 2016 und 2017 sowie auf Sonderauswertungen aus der Integrationskursgeschäftsdatei (InGe) des BAMF.

Ergebnisse des EvIk-Zwischenberichts I

Zugang zum Integrationskurs

Der Zugang zum Integrationskurs gelingt Geflüchteten häufiger, wenn sie keine anderen, evtl. konkurrierenden Deutschkurse besuchen und sie über ein Mindestmaß an Bildung verfügen. Bei geflüchteten Frauen ist eine Kursteilnahme wahrscheinlicher, wenn keine Kinder unter vier Jahren im Haushalt leben und wenn Kontakte zu Deutschen bestehen.

Integrationskursbesuch

Geflüchtete mit Integrationskursbesuch attestieren sich bessere deutsche Sprachkenntnisse als ohne Integrationskursbesuch.

Deutscherwerb

Auch bei Geflüchteten wirken beim Deutscherwerb die gleichen Mechanismen wie bei anderen Teilnehmendengruppen: Aspekte von Motivation (z.B. Asylstatus), Gelegenheiten (z.B. Kontakte, Aufenthaltsdauer) und Effizienz (z.B. Bildung, Alter, Analphabetismus) haben einen Einfluss auf den Deutscherwerb.

Risiko durch fluchtspezifische Problemlagen

Fluchtspezifische Aspekte (gesundheitliche Belastungen, Trennung von Familienmitgliedern, beengte Wohnverhältnisse etc.) betreffen nur eine Minderheit der Geflüchteten. Sind diese aber im Kurs kumuliert vorhanden, kann sich dies negativ auch auf den Deutscherwerb aller Kursteilnehmenden auswirken.

Alphabetisierungskurse

In Alphabetisierungskursen kommen nicht selten "multiple Problemlagen" der geflüchteten Teilnehmenden zusammen. Insofern ist bereits das Erreichen von Niveau A2 als Erfolg zu werten.

Lehrkräfte

Qualitative Analysen zeigen zum einen, dass die Auseinandersetzung mit Konflikten zu Werten und politischen Einstellungen der Teilnehmenden während des Unterrichts belastend für die Lehrkräfte sein kann. Darüber hinaus sind Lehrkräfte auch immer wieder mit weiteren Herausforderungen, wie etwa dem Umgang mit lernungewohnten, aber auch mit traumatisierten Teilnehmenden konfrontiert, was häufig eine zu niedrige Lernprogression impliziert.

Orientierungskurse

Im Orientierungskurs zeigt sich nicht selten eine "Testfokussierung" der Teilnehmenden, weniger Interesse besteht hingegen häufig an den eigentlichen Inhalten.

Schnittstellen zu anderen Integrationsmaßnahmen

Bezüglich der Schnittstellen des Integrationskurses wird deutlich, dass geflüchtete Teilnehmende motiviert sind, weiterführende Berufssprachkurse zu besuchen, aber nur eine Minderheit diesen Weg im betrachteten Zeitraum auch gegangen ist. Zudem besteht häufig nur wenig Kenntnis über entsprechende Sprach- und Beratungsmaßnahmen. Die Nutzung von Beratungsangeboten ist sehr gering, wenn es auch positive Beispiele für eine enge Verzahnung gibt.

Hinweis

Die BAMF-Kurzanalyse 3|2020 "Problemlagen geflüchteter Integrationskursteilnehmender: Bedarfe und Nutzung von Migrationsberatungsangeboten" und die BAMF-Kurzanalyse 4|2020 "Fluchtspezifische Faktoren im Kontext des Deutscherwerbs bei Geflüchteten: Familienkonstellation, Gesundheitsstand und Wohnsituation" basieren auf dem Forschungsbericht 33 (siehe "Downloads" unter "Weitere Informationen").

Verfasserinnen und Verfasser des Forschungsberichtes: Anna Tissot, Johannes Croisier, Giuseppe Pietrantuono, Andreea Baier, Lars Ninke, Nina Rother, Christian Babka von Gostomski