Zehn Jahre Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer ,
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und die die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) vor Ort erbringenden Trägerverbände sprachen sich für eine Begleitforschung zur MBE aus. Kern des Projekts stellt die Befragung von 1.254 ehemaligen und aktuellen MBE-Ratsuchenden zu ihren Erfahrungen mit dem Beratungsangebot der MBE dar, die sogenannte BAMF-MBE-Klientenbefragung 2014. Zur Einordnung der Resultate wurden ergänzend zwölf qualitative Experteninterviews mit MBE-Beratern durchgeführt.
Die MBE erreicht Menschen aus einer Vielzahl von Herkunftsländern
Die befragten MBE-Ratsuchenden stammen aus 98 Herkunftsländern mit Schwerpunkt auf die Länder Türkei (16 Prozent), Russische Föderation (18 Prozent) und übrige GUS-Staaten (20 Prozent). Vorhandene Potenziale (z.B. schulische Bildung) werden oftmals nur unzureichend am Arbeitsmarkt umgesetzt: Auch Personen mit Berufsausbildung und Akademiker sind mehrheitlich un- bzw. angelernt beschäftigt.
Hohe Vielfalt im Beratungsgeschehen
Eine hohe Vielfalt ist im Beratungsgeschehen bezüglich der Themenbandbreite, Beratungssprachen und -formen festzustellen. Hierbei sticht der Themenbereich „Kontakt-/Formularhilfe" hervor, welcher für 47 Prozent der Befragten Anlass zum Aufsuchen der Beratung bot.
Unter den Befragten zeigt sich ein recht schneller Zugang zur MBE (62 Prozent fanden innerhalb der ersten drei Jahre in Deutschland in die Beratung), oft über informelle Informationskanäle.
Die Nutzung der MBE ist stark bedarfsorientiert und individuell - längere Zeiträume der Inanspruchnahme gehen jedoch nicht zwangsläufig mit einer intensiven Nutzung einher.
Sehr positive Bewertung der MBE
Strukturelle Rahmenbedingungen wie Öffnungs- und Wartezeiten sowie die Dauer der Beratungseinheiten werden überwiegend positiv bewertet. Gleichzeitig stellen Anregungen bezüglich eines Ressourcenausbaus die zweithäufigste Kategorie von Verbesserungsvorschlägen seitens der befragten Klienten dar.
Die sprachliche Verständigung wird von 66 Prozent der Befragten als "sehr gut" bewertet, wobei dies auch mehrheitlich auf Klienten in nicht-muttersprachlichen Beratungssettings zutrifft. Eine starke interkulturelle Öffnung der MBE ist erkennbar.
Der direkte Einsatz schriftlicher Förderpläne im Rahmen eines Case Managements wird von den (wenigen) Betroffenen positiv erlebt: eine strukturierende (72 Prozent) und motivierende (64 Prozent) Wirkung des Instruments wird mehrheitlich bestätigt, ein potenziell erhöhter Zeitaufwand hingegen nicht als störend empfunden. Vergleichbare Effekte bezüglich Beratungszufriedenheit und -erfolg lassen sich jedoch auch bei Befragten nachweisen, welche mit ihrem Berater weniger formelle Zielvereinbarungen getroffen haben.
Hohe Relevanz des Beratungsangebots
Der Beratungserfolg wird von den Klienten positiv bewertet: In 88 Prozent der Beratungsfälle wurde eine deutliche Verbesserung der anfänglichen Problemlage berichtet, wobei der Beitrag der MBE zur Lösung der Anliegen hoch eingeschätzt wird. Durch die Beratung kommt es darüber hinaus auch zu einer verbesserten Kenntnis der Institutionen- und Behördenlandschaft.
81 Prozent der Befragten geben rückwirkend an, dass sie ihr Anliegen ohne die Unterstützung der MBE (eher) nicht hätten lösen können. Über die Hälfte bestätigt uneingeschränkt die Aussage, dass die MBE dazu beiträgt, dass sich Zuwanderer in Deutschland willkommen fühlen.
Optimierungsmöglichkeiten
Die überwiegend positiven Bewertungen von Beratungsqualität und -erfolg resultieren in einer hohen Gesamtzufriedenheit. Diese hohen Zufriedenheitswerte der Befragten mit dem Angebot der MBE schließen Spannungsfelder und Optimierungsmöglichkeiten des Beratungsgeschehens nicht aus. So lassen sich aus der Studie Ansatzpunkte für Verbesserungen identifizieren. Grundlegend könnte der Bekanntheitsgrad der MBE ausgeweitet werden. Zudem wird von einem Teil der befragten MBE-Ratsuchenden ein Ausbau mehrsprachiger Beratungsangebote vorgeschlagen. Auch eine verbesserte Zusammenarbeit mit bestehenden Regeldiensten wird sowohl von Berater- als auch Klientenseite für wünschenswert befunden.
Verfasserinnen des Forschungsberichts: Lisa Brandt, Rebekka Risch und Susanne Lochner