Anwerbung und Förderung von außereuropäischen Startups , Datum: 16.09.2020, Format: Working Paper, Bereich: Behörde , Studie von EMN Deutschland für das Europäische Migrationsnetzwerk

Die EMN-Studie thematisiert die Voraussetzungen der Gründung eines Startups sowie die allgemeinen Förderinstrumente in Deutschland. Im Fokus der Betrachtungen stehen dabei die Einreisebestimmungen sowie die spezifischen Förderinstrumente für internationale Startups auf Bundes- und Landesebene.

Die Zahl der Startups ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. 70.000 Startups wurden im Jahr 2019 in Deutschland gezählt, während es drei Jahre zuvor noch 54.000 Startups waren, wobei keine Informationen vorliegen, wie viele der Startups von Drittstaatsangehörigen gegründet und geführt werden.

Allgemeine Startup-Förderung in Deutschland

Gründe für den Anstieg an Startups liegen unter anderem in den deutlich ausgebauten allgemeinen staatlichen Förderangeboten sowie einer sich dynamisch entwickelnden privatwirtschaftlichen Förderlandschaft. Die allgemeinen staatlichen Förderinstrumente wurden zuletzt auch hinsichtlich der verschiedenen Startup-Phasen diversifiziert. Staatliche Förderprogramme für die Spätphase von Startups sind im internationalen Vergleich jedoch noch ausbaufähig, so das Ergebnis von Studien.

Während die Instrumente der Bundesländer meist die Ansiedlung und Bindung von Startups im jeweiligen Bundesland zum Ziel haben, zielen die Bundesinstrumente darauf ab, die grundsätzlichen strukturellen Rahmenbedingungen für Startup-Gründungen in Deutschland zu erleichtern. Dies gilt unter anderem für Angebote der Startup-Finanzierung und -Beratung, aber auch für die Förderung der wirtschaftlichen Internationalisierung des Startup-Standorts Deutschland. Die vorliegende EMN-Studie listet eine Vielzahl an allgemeinen Förderprogrammen von Bund und Ländern auf und stellt diese beispielhaft vor.

Branchen und Ökosysteme

Glossar

Ein Startup-Ökosystem oder Startup-Hub ist ein geographisch und politisch abgegrenzter Raum. Es umfasst eine Vielzahl von Faktoren, welche die Umwelt der darin enthaltenen Unternehmen beeinflussen und dabei maßgeblich Auswirkungen auf die Entwicklung von Unternehmen haben. Dazu gehören Personen und Finanzeinrichtungen, die das Startup fördern, Bildungs- und Beratungsmöglichkeiten sowie rechtliche und kulturelle Rahmenbedingungen.

Die wichtigsten Branchen für Startups in Deutschland sind die IT- und Softwareentwicklung, aber auch industrielle Technologie und Hardwareentwicklung, E-Commerce und Online-Marktplätze. Das nach Anzahl von Startup-Gründungen und erfolgten Investments in Startups seit vielen Jahren bedeutendste "Startup-Ökosystem" in Deutschland ist Berlin. Die Hauptstadt gehört auch in globalen Rankings zu den Top-10 der weltweiten "Startup-Ökosysteme" mit hochdynamischem Wachstum. Weitere wichtige "Startup-Hubs" sind Brandenburg, die Metropolregion Rhein-Ruhr in Nordrhein-Westfalen, Frankfurt, München, Stuttgart/Karlsruhe sowie Hamburg. Die Bundesregierung fördert die Entwicklung von "Startup-Hubs" unter anderem durch die "Digital Hub Initiative", die zwölf Regionen und 16 Städte als digitale Ökosysteme fördert.

Anwerbung und Förderung internationaler Startups

Die allgemeinen Startup-Förderinstrumente stehen in der Regel auch außereuropäischen Startups offen. Allerdings bestehen in der Praxis teils indirekte Zugangsbeschränkungen für Startup-Gründende aus Drittstaaten, da diese Einreisebestimmungen unterliegen. Dadurch wird ihnen insbesondere der Zugang zur Frühphasenförderung erschwert. Die Anwerbung von außereuropäischen Startups über spezifische Förderprogramme spielt in der staatlichen Förderlandschaft bisher nur eine untergeordnete Rolle. Neben dem allgemeinen Standortmarketing, finden sich einzelne Förderinstrumente auf Bundes- und Landesebene, die direkt oder indirekt die Anwerbung von Startup-Gründerinnen und -Gründern aus Drittstaaten zum Ziel haben. Diese sind aber bislang meist auf wenige Partnerländer bzw. spezifische "Startup-Hubs" in der Welt beschränkt (unter anderem die Bundesprogramme "German Israeli Startup Exchange Program", kurz GISEP, und "German-Indian Start-up Exchange Program", kurz GINSEP).

Zielgruppenspezifische Startup-Stipendien und international ausgerichtete Startup-Wettbewerbe sind zusätzliche Instrumente, die in einigen Bundesländern etabliert wurden. Ebenso existieren vereinzelt mehrsprachige Informationsangebote und Beratung zu den Rahmenbedingungen der Einreise und Startup-Gründung in Deutschland.

Herausforderungen bei der Anwerbung internationaler Startups

Auch wenn sich der Startup-Standort Deutschland in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt hat, lassen sich verschiedene Herausforderungen benennen, die bei der Anwerbung von außereuropäischen Startups nach Deutschland auftreten können. Dies betrifft unter anderem

  • aufenthaltsrechtliche Hürden, wie die vielfach als kompliziert wahrgenommenen Verfahrensschritte und Erteilungsvoraussetzungen eines Visums bzw. einer Aufenthaltserlaubnis zum Zweck der selbständigen Tätigkeit,
  • die oftmals langen Wartezeiten bei der Visa-Beantragung,
  • die geringe systematische Mehrsprachigkeit von Informationsplattformen und Beratungsstrukturen für Startups aus Drittstaaten,
  • eine zunehmende Intransparenz in der mittlerweile vielfältigen regionalen und bundesweiten Startup-Förderlandschaft
  • eine uneinheitliche Begriffsbestimmung für Startups und damit eine erschwerte Messbarkeit der Effizienz von entsprechenden Förderinstrumenten sowie
  • die Erschwerung der Expansion oder der Neugründung eines Startups für Drittstaatsangehörige innerhalb Europas über Staatsgrenzen hinaus, da teils neue Verfahren durchlaufen werden müssen.

Parallel zur nationalen Studie informieren die Vergleichspublikationen des EMN zum Thema und werfen einen EU-weit vergleichenden Blick auf die Rahmenbedingungen für Startups in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten: der ausführliche EMN –Synthesebericht, das kompakte EMN-Inform sowie der einseitige EMN-Flash (siehe "Downloads" unter "Weitere Informationen").

Die Studie wurde verfasst von: Janne Grote in Kooperation mit Dr. Ralf Sänger und Kareem Bayo von der IQ Fachstelle Migrantenökonomie

Dieser Download ist in weiteren Sprachen verfügbar