Musliminnen und Muslime sehen sich bei der Wohnungssuche diskriminiert , Datum: 14.11.2023, Ausgabejahr: Nr. 06/2023, Format: Pressemitteilung , Interreligiöse Erfahrungen führen zu einer positiveren Einstellung zu einer anderen Religion

Auf Basis der Studie Muslimisches Leben in Deutschland 2020 (MLD 2020) veröffentlicht das Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) drei Studien. Diese beschäftigen sich damit, wie muslimische und nicht-muslimische Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern das Zusammenleben in und die Zugehörigkeit zu Deutschland empfinden – dafür wurden über 4.500 Menschen mit Migrationshintergrund befragt. Die drei Publikationen behandeln die Themen Interreligiosität, wahrgenommene Diskriminierung und Einstellungen zum gesellschaftlichen Zusammenleben.

Interreligiosität und interreligiöse Offenheit

Hinsichtlich der Einstellungen zu anderen Religionen geht aus einer Studie hervor, dass vor allem konkrete interreligiöse Erfahrungen mit einer positiveren Wahrnehmung einhergehen. Am Beispiel des Islam zeigt sich, dass Menschen, die nicht muslimisch sind, aber schon mindestens einmal eine Moschee aufgesucht oder muslimische Bekannte haben, deutlich seltener befürchten, dass der Einfluss des Islams in Deutschland zu groß wird.

Interreligiöses Wissen hängt auch mit dem Verbreitungsgrad der jeweiligen Religion in Deutschland und in dem Herkunftsland zusammen, aus dem die Menschen oder ihre Eltern stammen. So geben viele Befragten mit und ohne Migrationshintergrund an, über das Christentum relativ gut Bescheid zu wissen – selbst, wenn sie dieser Religion nicht angehören. Dagegen wissen über den Islam Personen ohne Migrationshintergrund eher weniger. Über das Judentum attestieren sich relativ wenige nicht-jüdische Menschen einen hohen Kenntnisstand.

Wahrgenommene Diskriminierung

Ein Drittel der muslimischen Religionsangehörigen mit Migrationshintergrund aus einem muslimisch geprägten Herkunftsland fühlt sich mehrmals monatlich oder häufiger in alltäglichen Situationen benachteiligt. Damit liegt der Anteil im Vergleich zu Personen ohne Migrationshintergrund deutlich höher. Am stärksten sehen sich muslimische Menschen bei der Wohnungssuche von Diskriminierung betroffen. Dies äußert jede zweite Person.

Als Grund für die erlebte Benachteiligung vermuten die Betroffenen am häufigsten ihre Herkunft bzw. Abstammung. Ihre Religion folgt mit deutlichem Abstand an zweiter Stelle. Die Ergebnisse lassen sich unter anderem dadurch erklären, dass die Religionsangehörigkeit einer Person Dritten in der Regel nicht bekannt ist. Es ist daher davon auszugehen, dass Menschen oftmals alleine aufgrund ihrer Herkunft, die sich etwa durch das Erscheinungsbild, den Namen oder die Sprache äußert, als muslimisch gelesen werden.

Musliminnen, die ein Kopftuch tragen, sehen sich in allen Lebensbereichen häufiger diskriminiert als muslimische Frauen ohne ein solches.

Einstellungen über Zugehörigkeiten und Zusammenleben

Vielfach ähneln sich die Einstellungen von Personen mit und ohne Migrationshintergrund hinsichtlich der Themen Zugehörigkeit und Zusammenleben, wie die dritte veröffentlichte Studie zeigt. So ist die soziale Distanz gegenüber Asylantragstellenden in beiden Gruppen ähnlich stark ausgeprägt.

Bei einigen Einstellungsdimensionen zeigen sich jedoch auch Unterschiede: Beispielsweise schätzen Personen ohne Migrationshintergrund im Vergleich zu Personen mit Migrationshintergrund aus muslimisch geprägten Herkunftsländern die Integrationsmöglichkeiten muslimischer Zugewanderter geringer ein.

Die Einstellungen von Personen mit Migrationshintergrund werden unter anderem durch die jeweilige Migrationserfahrung und Zuwanderungsgeschichte geprägt. Einige Einstellungen verändern sich im Laufe der Generationen. So sind Angehörige der Nachfolgegenerationen beispielsweise offener gegenüber homosexuellen Personen eingestellt als selbst Zugewanderte, wenngleich sich auch bei ihnen nach wie vor eine größere soziale Distanz gegenüber homosexuellen Personen zeigt als bei Menschen ohne Migrationshintergrund. Die Religionsangehörigkeit und Gläubigkeit stehen oft in keinem Zusammenhang mit den Einstellungen. Dies ist dann der Fall, wenn die Einstellungen einen Bezug zur Religion haben.

Die Analysen können Sie unter folgenden Links abrufen:

Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge