Integrations- und Berufssprachkurse können ab 1. Juli wieder an Fahrt aufnehmen. , Datum: 30.06.2020, Ausgabejahr: Nr. 11/2020, Format: Pressemitteilung , BAMF stellt Maßnahmenpaket für Corona-konforme Weiterführung des Unterrichts vor.

Rund 200.000 Menschen in Integrations- oder Berufssprachkursen mussten im März ihre Kurse durch die Corona-Pandemie unterbrechen. Für viele von ihnen ging es danach im digitalen Raum weiter, durch virtuelle Klassenzimmer und Online-Tutorien. Ab dem 1. Juli sollen die durch die Corona-Pandemie eingeschränkten Kurse auch wieder verstärkt in den Klassenräumen durchgeführt werden können. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat in den vergangenen Wochen ein Paket geschnürt, das die Kursträger während der Pandemie intensiv unterstützt. Die Zeit der Unterbrechung haben BAMF, Kursträger, Lehrkräfte und Teilnehmende mit viel Engagement und Kreativität gemeinsam gemeistert. Mit dem Maßnahmenpaket schafft das BAMF die Voraussetzungen, dass jetzt wieder bundesweit Kurse im Präsenzunterricht durchgeführt werden können und unterstützt die Integrations- und Berufssprachkursträger stark bei der Einführung oder Ausdehnung digitaler Lernformen. Die Maßnahmen gelten auch für alle anderen Kursformate des Bundesamtes, wie beispielsweise Erstorientierungskurse für Asylbewerberinnen und Asylbewerber, Kurse für Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler sowie die Frauenkurse "Migrantinnen einfach stark im Alltag".

Der konkrete Kursbeginn hängt ab von den pandemiebedingten Regelungen der jeweiligen Bundesländer sowie von den individuellen Möglichkeiten der insgesamt rund 2.200 Integrations- und Berufssprachkursträger sowie denen der Teilnehmenden. Die genannten rechtlichen Einschränkungen führten bisher in vielen Fällen dazu, dass regulärer Kursbetrieb vorerst nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich war. Genau darauf hat das Bundesamt mit seinem Maßnahmenpaket reagiert: Mehr Flexibilität in der Durchführung der Kurse lässt Spielräume, auf die jeweils gültige Situation zu reagieren. Die Bandbreite reicht hier von Präsenzunterricht in einem größeren Raum oder verteilt auf mehrere Räume (z. B. mit live-Streaming), Online-Unterricht (virtuelles Klassenzimmer) bis zu verschiedenen Hybrid-Formen (eine Kombination aus Präsenz- und digital gestütztem Unterricht). Kursträger haben die Wahl zwischen verschiedenen Mo-dellen. Außerdem ist eine Pandemiezulage für die Träger vorgesehen, die pandemiebedingte Mehraufwände unbürokratisch abdeckt. Für Integrationskurse mit Alphabetisierung soll es zusätzliche Erleichterungen geben (Absenkung der Mindestteilnehmerzahl für die spezielle Garantievergütung), damit speziell in dieser Kursart vorrangig ein vollständiger Präsenzunterricht möglich ist.

"Gemeinsame Sprache und Werte sind die Schlüssel zur erfolgreichen Integration", betont BAMF-Präsident Dr. Hans-Eckhard Sommer immer wieder, "daher ist es enorm wichtig, dass die Integrations- und Berufssprachkurse so bald wie möglich wieder flächendeckend an Fahrt aufnehmen. Die Voraussetzungen dafür haben wir jetzt geschaffen. Ich bin sicher, dass uns dies mit den jetzt vorliegenden Maßnahmen sowie den hoch motivierten Trägern und Lehrkräften auch gelingen wird, denen ich für ihr vorbildliches Engagement seit Beginn der Pandemie meinen Dank und Anerkennung aussprechen darf."

Digitale Angebote sollen auch zukünftig den Präsenzunterricht ergänzen

"Die Pandemie-Phase ist für uns alle Herausforderung und Chance zugleich", so Dr. Sommer weiter: "Das gilt natürlich auch für das ausdifferenzierte Kurs-Angebot des Bundesamtes und die in den vergangenen Monaten erfolgreich erprobten digitalen Möglichkeiten." In der Zeit ohne die Möglichkeit von Präsenzunterricht sind verstärkt digitale Unterrichtswerkzeuge wie virtuelle Klassenzimmer und Online-Tutorien zum Einsatz gekommen. "Sie können zwar den Präsenzunterricht in vielen Bereichen nicht vollständig ersetzen, erlauben aber gerade in Zeiten der Pandemie erfolgreichen Unterricht und werden das Sprachlernangebot sicherlich auch zukünftig sinnvoll ergänzen."

Das Sprachkurssystem des BAMF besteht seit 15 Jahren und wurde immer wieder an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst und optimiert. Allein 2019 gab es neben circa 8.000 Allgemeinen Integrationskursen rund 4.000 spezielle Kurse, beispielsweise Jugendintegrationskurse, Intensivkurse, Alphabetisierungskurse, oder Zweitschriftlernerkurse. Einstiegsangebote wie die Erstorientierungskurse für Asylbewerberinnen und Asylbewerber ergänzen das Angebot. Besondere Maßnahmen für Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler sowie Einstiegsangebote speziell für Frauen ("Migrantinnen einfach stark im Alltag") runden die Palette ab.

Frauen spielen ohnehin eine besonders wichtige Rolle bei der Integration, deshalb gibt es zu ihrer speziellen Förderung seit 2015 ein eigenes Integrationskursangebot. 411 Frauen- und Elternintegrationskurse fanden deutschlandweit im Jahr 2019 statt.

Integrationskursstatistik 2019: mehr Teilnehmende mit Abschluss B1

Der Erfolg der Integrationskurse zeichnet sich auch im erreichten Sprachniveau der Teilnehmenden ab. Fast zwei Drittel (63,1 Prozent) haben 2019 nach Abschluss des Allgemeinen Integrationskurses das Sprachniveau B1 erreicht (2018: 61,8 Prozent). Damit verfügen sie über eine selbstständige Anwendung der deutschen Sprache, vergleichbar mit dem englischen Sprachniveau von deutschen Schülerinnen und Schülern nach dem 10. Schuljahr.

Insgesamt haben im Jahr 2019 mehr als 176.000 Menschen am ausdifferenzierten Angebot der Integrationskurse teilgenommen. Damit ist die Zahl der Teilnehmenden seit Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes und dem damit verbundenen Beginn der Integrationskurse vor 15 Jahren auf mehr als 2,3Mio. gestiegen.

Seit 2016 gibt es in Ergänzung und aufbauend zu den Integrationskursen auch Berufssprachkurse. Sie bieten Zugewanderten, EU-Bürgerinnen und –Bürgern sowie Deutschen mit Migrationshintergrund die Möglichkeit, die Chancen zur Integration in den Arbeitsmarkt, in die Ausbildung oder in weiterführende Maßnahmen zu verbessern. Angeboten werden Basiskurse mit allgemein berufsbezogener Ausrichtung (von B1 auf B2, von B2 auf C1; je 400-500 Unterrichtseinheiten), ergänzt durch Spezialkurse (300-600 Unterrichtseinheiten) mit fachlicher Ausrichtung z. B. für Personen, die sich im Anerkennungsverfahren befinden (akademische Heilberufe und Gesundheitsfachberufe) genauso wie Spezialkurse für ehemalige Integrationskursteilnehmende, die das Sprachziel B1 nicht erreicht haben. Zwischen 2016 und 2019 konnten die Berufssprachkurse rund 450.000 Kurseintritte verzeichnen. Gemeinsam mit den Integrationskursen bilden die Berufssprachkurse das Gesamtprogramm Sprache.

Weitere Informationen zu den Auswirkungen des Corona-Virus auf die Integrationsarbeit des Bundesamtes finden Sie auf unserer Themenseite und ausführliche Informationen zu den Integrationskurszahlen entnehmen Sie bitte unserer Integrationskursstatistik 2019.

Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge