Geflüchtete im Kontext der Migrations- und Integrationsforschung , Datum: 20.12.2023, Format: Meldung, Bereich: Forschung

Wie können ehrenamtlich Engagierte für humanitäre Aufnahmeprogramme von Geflüchteten gewonnen werden? Wie geht es älteren Geflüchteten hierzulande? Wie unterscheiden sich Geflüchtete, andere Zugewanderte und Menschen ohne Migrationshintergrund hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, an einer Panelstudie teilzunehmen? BAMF-Forschende haben sich hiermit näher befasst und Ergebnisse publiziert.

Die Idee einer staatlich-gesellschaftlichen Kooperation bei der Aufnahme von Geflüchteten wurde vor über 40 Jahren in Kanada entwickelt und gewinnt zunehmend auch in Europa an Bedeutung. So hat Deutschland mit dem humanitären Aufnahmeprogramm "Neustart im Team" (NesT) 2019 ein erstes Bundesprogramm eingeführt. Ohne Zweifel sind für das Gelingen solcher Kooperationen die Unterstützung und das Engagement von Akteurinnen und Akteuren aus der Zivilgesellschaft essentiell. Vor welchen Herausforderungen sie stehen und welche Strategien bei der Gewinnung von ehrenamtlich Engagierten für humanitäre Aufnahmeprogramme förderlich sind, ist Gegenstand einer Studie des Migration Policy Institut (MPI). Dr. Nadja Dumann und Dr. Florian Tissot vom BAMF-Forschungszentrum (BAMF-FZ) waren an der auf Englisch erschienenen Studie beteiligt.

Ältere Geflüchtete in Deutschland

Eine Frau lächelt in die Kamera. Dr. Amrei Maddox Quelle: @ BAMF

Es sind nur sehr wenige, aber sie haben spezielle Bedürfnisse, die es im Sinne der Gleichbehandlung zu beachten gilt: ältere Geflüchtete. In einem in der Zeitschrift "impu!se" (Nr. 120) erschienen Artikel fasst Dr. Amrei Maddox den Kenntnisstand der Forschung zum Thema zusammen und gibt Einblicke in ihre Lebenssituation.

"Bei älteren Geflüchteten kommen verschiedene Vulnerabilitäten zusammen. Um eine adäquate Gesundheitsversorgung für sie zu gewährleisten, ist es wichtig, die spezifischen Lebenssituationen und Bedürfnisse mitzudenken, etwa die überwiegend geringen Deutschkenntnisse, die besondere Bedeutung der Haushaltssituation und kulturelle Einflüsse", resümiert Dr. Amrei Maddox.

Zur Teilnahmeentwicklung bei Panelbefragungen

Variiert die Wahrscheinlichkeit an einer Panelstudie teilzunehmen zwischen Personen ohne Migrationshintergrund, Geflüchteten und anderen Personen mit Migrationshintergrund?
Gemeinsam mit Dr. Jannes Jacobsen vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM-Institut) hat Dr. Manuel Siegert vom BAMF-FZ in "Field Methods" einen Artikel veröffentlicht, der dieser Frage nachgeht. Für die Analysen wurden die Daten des SOEP, der IAB-SOEP-Migrationsstichproben und der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten herangezogen.

Die Analysen zeigen, dass in der ersten Befragungswelle bei Geflüchteten die Adressqualität schlechter als bei Personen ohne Migrationshintergrund aber von ähnlicher Qualität wie bei anderen zugewanderten Personen ist. Einmal kontaktiert, sind Personen in Flüchtlingshaushalten in der ersten Erhebungswelle eher bereit an der Befragung teilzunehmen als Personen der anderen Gruppen. In den folgenden Wellen ändert sich dieses Muster aber: Die Adressqualität bleibt relativ niedrig, jedoch verschlechtert sich die Motivation zur Teilnahme und fällt im Vergleich zu den anderen Bevölkerungsgruppen nun schlechter aus. Die Forscher gelangen jedoch zu der Erkenntnis, dass dies hauptsächlich ein Kompositionseffekt ist. Wenn soziodemografische Merkmale der Teilnehmenden und der Interviewenden berücksichtigt werden, ist bei Geflüchteten die Wahrscheinlichkeit aus dem Panel auszusteigen ähnlich hoch wie bei Personen ohne Migrationshintergrund, aber niedriger als bei anderen Personen mit Zuwanderungshintergrund, so das Fazit ihrer Analyse.