Großes Interesse an Studienergebnissen zu Geflüchteten aus der Ukraine , Datum: 16.06.2023, Format: Meldung, Bereich: Forschung

Kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Ende Februar 2022 hat das BAMF-Forschungszentrum (BAMF-FZ) mit drei Partnerorganisationen ein neues Forschungsprojekt gestartet, um die Situation ukrainischer Geflüchteter zu untersuchen. Im Dezember 2022 wurden erste Ergebnisse veröffentlicht, kurze Zeit später erschienen vertiefte Analysen. In der Reihe "BAMF-Forschung im Dialog" stellten Forschende der vier Institutionen im März Studienergebnisse vor und beantworteten Fragen – rund 120 Interessierte waren online dabei.

Eine Frau lächelt in die Kamera. Dr. Amrei Maddox Quelle: privat

Rund 1,1 Mio. Ukrainerinnen und Ukrainer sind alleine im vergangenen Jahr nach Deutschland geflohen. Wie es ihnen geht, wie sie leben, über welche Berufskenntnisse sie verfügen und welche Unterstützung sie benötigen, untersuchen vier Forschungseinrichtungen in dem gemeinsamen Projekt "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland" (IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP).

"Die Ergebnisse zeigen, dass viele ukrainische Geflüchtete aktiv am Leben in Deutschland teilnehmen. 17 Prozent sind erwerbstätig, rund die Hälfte besucht einen Sprachkurs oder hat diesen abgeschlossen, 74 Prozent leben in einer privaten Unterkunft und viele geflüchtete Kinder besuchen bereits Schulen", sagt Dr. Amrei Maddox, wissenschaftliche Mitarbeiterin im BAMF-FZ.

"BAMF-Forschung im Dialog"

Rund 120 interessierte Bürgerinnen und Bürger, Vertretende von Landes- und Kommunalverwaltungen, von Arbeitsagenturen und Jobcentern sowie von zivilgesellschaftlichen Organisationen verfolgten die Veranstaltung und beteiligten sich an der Diskussionsrunde.

Logo der Veranstaltungsreihe "BAMF-Forschung im Dialog"

Von besonderem Interesse waren beispielsweise die Themen Ankunft und Erwerbstätigkeit. Die Erwerbstätigenquote von 17 Prozent, die sich für den Befragungszeitraum von August bis Oktober 2022 ergab, kommentierten die Forschenden als gutes Ergebnis. Es wurde aber auch diskutiert, wieso die Erwerbstätigenquote im internationalen Vergleich geringer ausfällt. Unter anderem fehlende Sprachkenntnisse und die große Bedeutung passender Bildungszertifikate sowie deren Anerkennung für den deutschen Arbeitsmarkt spielen hierbei eine Rolle.

Weiterhin wurde über geflüchtete Männer aus der Ukraine gesprochen, welche mit rund 20 Prozent der erwachsenen Geflüchteten eine Minderheit darstellen. Die deutliche Mehrheit der befragten Männer floh mit Partnerin und Kindern. Frauen sind hingegen deutlich häufiger alleine bzw. mit ihren Kindern, aber ohne Partner nach Deutschland gekommen. Die Forschenden erläuterten, dass insbesondere die Generalmobilmachung in der Ukraine und die damit verknüpften Ausreiseverbote für viele Männer für diese Geschlechterunterschiede verantwortlich seien.

Auch die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften wurde im Hinblick auf ihre Auswirkungen angesprochen. Ukrainische Geflüchtete konnten oft direkt in private Wohnungen oder Häuser ziehen. 74 Prozent lebten zum Befragungszeitpunkt in privaten Unterkünften, nur 9 Prozent in einer Gemeinschaftsunterkunft. Dabei zeigt sich beispielsweise, dass ukrainische Geflüchtete, die in Privatunterkünften leben, sich bei ihrer Ankunft etwas stärker willkommen fühlten und mit höherer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig sind.

Ausblick

Aktuell werten die Forschenden Daten der zweiten Befragungswelle im Rahmen dieser Studie, die von Januar bis März 2023 stattfand, aus. In dieser wurden die teilnehmenden ukrainischen Geflüchteten der ersten Welle erneut befragt. Erste Ergebnisse aus der zweiten Befragung werden voraussichtlich im Juli 2023 veröffentlicht. Auch zukünftig sollen die ukrainischen Befragten in weiteren Studien zu ihrer Situation interviewt werden.