Muslimische Religiosität in der Diskussion , Datum: 20.12.2022, Format: Meldung, Bereich: Forschung

Wie lässt sich muslimische Religiosität erfassen und inwieweit beeinflusst sie Freundschaften? Wie wirkt sich die Religionszugehörigkeit auf Diskriminierungserfahrungen im Alltag bei Menschen aus muslimisch geprägten Herkunftsländern aus? Eine Ad-hoc-Gruppe zum Thema muslimische Religiosität ging diesen und weiteren Fragen beim 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie nach. BAMF-Forscherin Dr. Anja Stichs hat bei der Organisation der Ad-hoc-Gruppe mitgewirkt und präsentierte aktuelle Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt "Muslimisches Leben in Deutschland 2020".

Zusammen mit Dr. Yasemin El-Menouar (Bertelsmann Stiftung) und Dr. Stephanie Müssig (Universität Erlangen) organisierte Dr. Anja Stichs die Ad-hoc-Gruppe, die muslimische Religiosität von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtete und Forschende aus dem In- und Ausland zum Thema zusammenbrachte. Die Beiträge behandelten beispielsweise die verschiedenen Dimensionen der Religiosität, ihre Bedeutung für die Entstehung von Freundschaften oder ihren Zusammenhang mit antisemitischen Einstellungen.

Dr. Anja Stichs beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit Diskriminierungserfahrungen bei muslimischen und nicht-muslimischen Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei zeigt sich, dass weniger die Religionszugehörigkeit als die Herkunftsregion, aus der die Betroffenen stammen, eine Rolle spielt. Offenbar werden Menschen aus bestimmten Ländern von Dritten bei Alltagsbegegnungen als "muslimisch" gelesen, auch wenn sie tatsächlich einer anderen oder keiner Religion angehören. Die Ergebnisse entstanden im Rahmen des Forschungsprojekts "Muslimisches Leben in Deutschland 2020 (MLD 2020)" und werden im Frühjahr 2023 veröffentlicht.

Dr. Amrei Maddox und Katrin Pfündel (beide wissenschaftliche Mitarbeitende im BAMF-Forschungszentrum) stellten weitere Ergebnisse dieser Studie in Form eines Posters zum Zusammenhang der Religiosität und religiösen Alltagspraxis mit sozialen Kontakten von Musliminnen und Muslimen vor. Dabei zeigt sich, dass diese Faktoren überwiegend positiv mit Freundschaften zu Personen gleicher Herkunft zusammenhängen. Die Ergebnisse hinsichtlich Freundschaften zu Personen deutscher Herkunft sind gemischt, wobei Religiosität und religiöse Alltagspraxis auch oft keine Rolle spielen.

Die Veranstaltung bot den Teilnehmenden insgesamt einen guten Rahmen, um sich über aktuelle Forschungsergebnisse auszutauschen und sich zu vernetzen.

Über den 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

Die Veranstaltung fand vom 26. bis 30. September 2022 statt und bot ein breites Programm an Vorträgen, Panels und Ad-hoc-Gruppen.