Flexible Materialien für einen flexiblen Kurs , Datum: 24.01.2023, Format: Meldung, Bereich: Integration , Eine Lehrkraft spricht über ihre Erfahrungen mit dem Erstorientierungskurs und wie eine BAMF-geförderte Handreichung sie beim Unterrichten unterstützt.

Zum heutigen Internationalen Tag der Bildung schildert eine Lehrkraft eines Erstorientierungskurses ihre Erfahrungen und erklärt, warum ihr der Beruf viel Freude macht. Erstorientierungskurse geben einen Überblick über das Alltagsleben in Deutschland. In 300 Unterrichtseinheiten werden Informationen und grundlegende Deutschkenntnisse vermittelt, um den Kursteilnehmenden die erste Orientierung in Deutschland zu erleichtern. Das Angebot der Erstorientierungskurse richtet sich an Schutzsuchende und Zugewanderte und wird aktuell insbesondere auch von ukrainischen Geflüchteten nachgefragt.

Speziell für die Erstorientierungskurse (EOK) fördert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Erstellung und stetige Weiterentwicklung einer Handreichung für Lehrkräfte. Diese bietet den Kursleitungen niedrigschwellige pädagogische Hilfestellungen sowie eine Vielzahl konkreter Materialien für die Planung und Gestaltung des EOK-Kursalltags.

Potraitfoto einer Frau Chantal Clavier-Graf ist Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache. Seit 2010 unterrichtet sie bei einem Träger in Baden-Württemberg. Quelle: privat

Chantal Clavier-Graf unterrichtet seit zwölf Jahren Deutsch als Fremdsprache auf allen Niveaustufen. Daneben nimmt sie Einstufungstests und Abschlussprüfungen ab. 2022 war sie zum ersten Mal Lehrkraft in einem EOK. Im BAMF-Interview spricht sie über die Besonderheiten des Kurses aus Sicht einer Lehrkraft und wie ihr die vom BAMF geförderte Handreichung bei der Unterrichtsgestaltung hilft.

Warum war es Ihnen wichtig, einen EOK zu unterrichten?

Clavier-Graf: Der EOK ist ein sehr guter Baustein, um sich in Deutschland grundlegend zu orientieren. Es ist nie leicht in einem fremden Land zurecht zu kommen. Der EOK bietet viele praktische Informationen im Alltag. Ich wollte einen Beitrag zu diesem tollen Angebot leisten.

Natürlich erfordert es persönliches Engagement einen EOK zu unterrichten. Aber auch ich habe viel gewonnen. Ich habe im Kurs eine Menge gelernt und bin jetzt um etliche Erfahrungen reicher. Man merkt schnell: Ein EOK ist ein Rundum-Paket! Das ist nicht nur Unterricht. Das ist Leben in Deutschland.

Welche thematischen Schwerpunkte haben Sie im Kurs gesetzt?

Clavier-Graf: Während der EOK für einige Teilnehmende der erste Kontakt zur deutschen Gesellschaft ist, bringen andere schon ein bisschen Vorwissen mit. Wir haben also aus den insgesamt elf angebotenen Modulen, die ausgesucht, die für alle wichtig waren. Da ist man im EOK ganz flexibel. Das Modul zum Gesundheitssystem war zum Beispiel hilfreich, da viele bereits mit ihren Kindern zum Arzt mussten und hier ganz praktische Tipps bekamen. Etwa, wie man Termine vereinbart oder welche Unterlagen man mitbringen sollte. Ganz grundlegend ist natürlich auch das Thema "Werte und Zusammenleben".

Im EOK entsteht ein Dialog zwischen Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen. Hier spiegelt sich ganz praktisch, wie wir in der Gesellschaft zusammenleben wollen. Toleranz, Diversität und der Austausch über Unterschiede und Gemeinsamkeiten – das sind für mich grundlegende Bausteine der Demokratie. Ich sehe den EOK als Forum, das genau diese Werte stärkt.

Was waren die Herausforderungen und wie sind Sie ihnen begegnet?

Clavier-Graf: Einerseits ist natürlich die Verständigung eine Herausforderung. Einige im Kurs konnten gar kein Deutsch, manche nicht lesen und schreiben. Grammatik haben wir nur am Rande behandelt und uns erstmal auf das Alltägliche konzentriert, auf die wichtigsten Formulierungen und den elementaren Wortschatz. Besonders die Höflichkeitsfloskeln haben wir viel geübt. Denn, wenn man nicht auf ein "Wie geht es Ihnen?" der Nachbarin antworten kann, dann wirkt man schnell unhöflich.

Das Titelbild zeigt zwei Männer und zwei Frauen, die an einem Tisch sitzen und gemeinsam kreativ arbeiten. Quelle: BAMF

Ich war sehr froh, die EOK-Handreichung zur Verfügung zu haben. Meine Kollegin und ich haben mit einer Kombination aus unterschiedlichen Materialien gearbeitet. In der Handreichung gibt es zu den verschiedenen Themen Aufgaben und Kopiervorlagen, aber zum Beispiel auch Bildkarten, Spiele, Exkursionsanregungen, Diktate und vieles mehr.

Wie genau verwenden Sie die EOK-Handreichung für Lehrkräfte im Kurs?

Clavier-Graf: Besonders wichtig für uns war, dass die Aufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsstufen vorhanden sind. So konnten die Teilnehmenden, für die Schreiben eine Herausforderung war, erstmal mit den Bildkarten arbeiten, während die anderen schon kleine Texte lesen oder sogar selbstständig recherchieren konnten.

Die Handreichung eignet sich auch zum Wiederholen und Vertiefen. Durch die modulübergreifenden Materialien konnten wir immer wieder auf das bereits Gelernte zurückblicken und es mit Neuem verbinden. Die Handreichung hat uns die Vorbereitung und die Arbeit im Kurs sehr erleichtert. Die Materialien der Handreichung sind wunderbar auf die Bedürfnisse der Gruppe anpassbar und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben jeweils individuelle Lern- und Erfolgserlebnisse.