Integration von Geflüchteten auf dem Land , Datum: 14.05.2020, Format: Meldung, Bereich: Behörde

Bei Migration und Integration denken viele zunächst an städtische Phänomene. Mit dem verstärkten Zuzug von Geflüchteten in den letzten Jahren und der 2016 eingeführten Wohnsitzregelung erweitert sich jedoch der räumliche Fokus. Das Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat deswegen in einer Studie untersucht, wie die Integration von Geflüchteten auch in ländlichen Räumen gelingen kann.

"Fragen der Mobilität und der verfügbaren – auch digitalen - Infrastruktur spielen eine zentrale Rolle für die Integration von Geflüchteten in ländlichen Räumen, ebenso wie für die Attraktivität dieser Räume als Lebensort insgesamt", hebt die Projektleiterin, Dr. Susanne Worbs, ein zentrales Ergebnis der Studie hervor. "Da Geflüchtete zunächst überwiegend auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen sind, hängen ihre Integrationschancen stark von der Erreichbarkeit entsprechender Angebote ab." Dies betrifft gleichermaßen Arbeit, Bildung, Gesundheitsversorgung, die notwendigen Behördenkontakte und die Freizeitgestaltung.

Vielfalt der ländlichen Räume

Im Detail haben die Analysen, die auf Registerdaten und Interviews in sechs Landkreisen beruhen, gezeigt, dass sich Landkreise in Deutschland bezüglich Demografie, Siedlungs- und Infrastruktur, ökonomischen Kennziffern und sozialem Leben stark voneinander unterscheiden – und damit auch hinsichtlich der Integrationsvoraussetzungen. Die "Stärken" oder "Schwächen" der jeweiligen Region, beispielsweise in der Wirtschaftsstruktur oder der ÖPNV-Versorgung, wirken sich auf zugewanderte Menschen in ähnlicher Weise aus wie auf die schon länger dort lebende Bevölkerung.

Die für eine gelingende Integration sowie einen längeren Verbleib in ländlichen Räumen entscheidenden Faktoren hat das Forschungsteam anhand von Interviews mit mehr als 60 Personen in sechs Landkreisen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz identifiziert. Ergänzend wurde eine Auswertung des Ausländerzentralregisters (AZR) zur räumlichen Verteilung von Geflüchteten in ganz Deutschland vorgenommen. Die der Studie zu Grunde liegenden Daten beziehen sich auf das Jahr 2017.

Im Interview erläutert Johannes Weber, wissenschaftlicher Mitarbeiter im BAMF-Forschungszentrum und einer der Autoren der Studie, die wichtigsten Ergebnisse.

Die komplette Studie "Integration von Geflüchteten in ländlichen Räumen" (Forschungsbericht 36) finden Sie unter "Downloads".