Respektvolles Miteinander üben , Datum: 21.03.2019, Format: Meldung, Bereich: Behörde , Fortbildung zu "Antidiskriminierung und Diversitätssensibilisierung" für BAMF-Mitarbeitende

Mit einem neuentwickelten Schulungsprogramm werden die Mitarbeitenden des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) seit diesem Jahr zu "Antidiskriminierung und Diversität“ sensibilisiert und fortgebildet. Im Interview hat Dr. Sebastian Gradinger, Leiter des BAMF-Qualifizierungszentrums (QZN), die Hintergründe erläutert.

Ein Mann hält einen Vortrag vor einer Gruppe. Impression aus der Schulung: Ein Trainer informiert Teilnehmende des Schulungsprogramms zu den Themen Antidiskriminierung und Diversitätssensibilisierung. Quelle: BAMF | Ulrich Hanzig

Die Mitarbeitenden des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge kommen in ihrem Arbeitsalltag auf vielfältige Art und Weise mit Neuzugewanderten, Asylsuchenden, anerkannten Geflüchteten sowie mit den nachfolgenden Generationen der ersten Einwandergenerationen in Kontakt. Dies geschieht in den Außenstellen, aber eben auch im täglichen Miteinander in der Belegschaft. Die Mitarbeitenden des Bundesamtes bilden glücklicherweise immer mehr die soziale Diversität unserer Gesellschaft ab. Dadurch sind vielfältige Lebensrealitäten gegeben, sei es in Bezug auf migrations- und religionsbezogene Hintergründe, Geschlecht, soziale Hintergründe oder Behinderungen.

Vor diesem Hintergrund hat das Bundesamt für seine Belegschaft ein Schulungsprogramm zum Thema "Antidiskriminierung und Diversitätssensibilisierung" entwickelt. Das Angebot richtet sich seit diesem Jahr an alle Mitarbeitenden, um sie für ihre jeweiligen Tätigkeiten im Bundesamt sowie für das kollegiale Miteinander in puncto Diversität und Antidiskriminierung weiterzubilden.

Zum heutigen Internationalen Tag gegen Rassismus haben wir ein Interview mit dem Leiter des BAMF-Qualifizierungszentrums Dr. Sebastian Gradinger zum Schulungsprogramm geführt.

Herr Dr. Gradinger, vor welchem Hintergrund und mit welchem Ziel wurde die Schulungsmaßnahme ins Leben gerufen, bei der die Mitarbeitenden hinsichtlich bestehender Diversität sowie individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Diskriminierungsformen sensibilisiert werden sollen?

"Zum einen hat sich das BAMF dazu verpflichtet Diversity-Management als Gesamtstrategie innerhalb der Organisationsstrukturen sowie bei der Personalgewinnung und -qualifizierung anzuwenden, als es im Jahr 2007 die Charta der Vielfalt unterzeichnet hat. Darüber hinaus gelten die Vorgaben des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) und mit dem neuen Leitbild des Bundesamtes haben die Leitung und Belegschaft noch einmal das Selbstverständnis einer gleichberechtigten, diversitätssensiblen und wertschätzenden Haltung innerhalb des Bundesamtes unterstrichen. Die neuen Schulungen sollen uns alle darin bestärken, konstruktiv mit der vorhandenen Vielfalt umzugehen und die Chancen und Potentiale zu erkennen. Darüber hinaus helfen sie auch dabei, einen konstruktiven Umgang mit Konflikten und Irritationen zu finden. Gleichzeitig gilt es Diskriminierungen und rassistische Äußerungen noch besser zu erkennen, ihnen entgegenzuwirken und Betroffenen von Diskriminierung und Rassismus unsere Unterstützung zu geben.

Es ist wichtig, dass die Schulung dabei auch zwischen den verschiedenen Ebenen von individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Diskriminierung unterscheidet, weil das vielen oft noch nicht so bewusst ist, dass Rassismen und Diskriminierungen nicht allein zwischen einzelnen Menschen stattfinden. Sie verbergen sich teils auch in Routinen, Verfahrensabläufen, Regelwerken, unbewussten Vorurteilen, Ignoranz oder Gedankenlosigkeit, was zum Beispiel als institutionelle Diskriminierungsebene bezeichnet wird. Die Schulung versucht hier eine erste Sensibilisierung anzustoßen."

Warum sind Diversitätssensibilität und Antidiskriminierung gerade für das BAMF wichtige Themen? Welche Bedeutung haben sie?

"Es sind natürlich gesamtgesellschaftliche und keine BAMF-spezifischen Herausforderungen, von denen wir hier sprechen. Aber als Bundesbehörde und Mitarbeitende des Bundesamtes können wir hier positiv voranschreiten und Verantwortung übernehmen. Die Schulungen sollen dabei helfen, ein ausgeprägtes Verständnis für unsere eigenen Vorurteile und Privilegien zu entwickeln und besser zu verstehen, wie und wann ausgrenzende und diskriminierende Prozesse stattfinden, um diese dann abbauen zu können. Und wie beschrieben, ist das sowohl für unsere Arbeit mit den Menschen im Asylverfahren und Sicherheitsbereich, im Integrationsbereich, der Öffentlichkeitsarbeit und im Miteinander der Belegschaft selbst von Bedeutung. Wenn wir dann alle auch noch etwas für das Leben außerhalb des Amtes mitnehmen, kann das in diesem Themenfeld ja auch nur zu begrüßen sein."

Welchen Vorteil bietet die Beteiligung von externen Experten, wie dem Fachverband Gender_Diversity? Welchen Vorteil bietet die Ausbildung hausinterner Trainerinnen und Trainer?

"Die Themenfelder, die durch die Schulung berührt werden, sind komplex und es war wichtig, dass wir ein Schulungskonzept entwickeln, das zeitgemäß ist und uns als Bundesamt für einige Jahre auch wirklich weiterbringt. Der Fachverband hat hier die nötige Expertise mitgebracht, die es braucht, um eine gute Balance zwischen erforderlichen theoretischen Hintergrundimpulsen und ebenso wichtigen praktischen Übungen und Bezügen zu unserer Arbeit zu finden. Dabei hat sich das Konzept seit der ersten Schulung immer weiterentwickelt, wozu auch das Feedback der Mitarbeitenden in den Schulungen beigetragen hat.

Zwei Frauen kleben Papierblätter auf einen Papierbaum an einer Pinnwand. Zwei BAMF-Mitarbeiterinnen ersetzen an einem Gender-Baum Begriffe durch geschlechtsneutrale Formulierungen. Quelle: BAMF

Die Ausbildung der hausinternen Trainerinnen und Trainer ist jetzt ein weiterer Schritt im Rahmen des Diversity-Managements als Gesamtstrategie im Bundesamt. Die Trainerinnen und Trainer erhalten eine umfassende Ausbildung und vertiefte Kenntnisse in die Materie. Damit wollen wir einerseits sicherstellen, dass die Schulungen dauerhaft im Bundesamt durchgeführt werden können; andererseits wollen wir gewährleisten, dass die Schulungen qualitativ hochwertig bleiben. Darüber hinaus war es dem Bundesamt im Rahmen der Interessensabfrage zur Auswahl der hausinternen Trainerinnen und Trainer möglich, auf die im Haus vorhandene Expertise zurückzugreifen und auf das damit verbundene große Interesse der Belegschaft an einer solchen Tätigkeit zu stoßen. Als ein weiterer positiver Nebeneffekt wird angesehen, dass die ausgebildeten Trainerinnen und Trainer durch ihre Vorerfahrungen und die intensive Schulung hausintern auch zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Antidiskriminierungsarbeit und Diversitätssensibilisierung werden. So können sie wichtige weitergehende Impulse für die Gesamtstrategie des Diversity-Managements im Bundesamt geben. Die Auswahlverfahren laufen gerade und wir haben uns sehr über das große Interesse gefreut."

Weitere Informationen zum Leitbild des BAMF und zum Qualifizierungszentrum des BAMF gibt es unter "Beiträge". Informationen zur Charta der Vielfalt und zum Fachverband Gender_Diversity gibt es unter "Links".