Integration rumänischer und polnischer Zugewanderter , Datum: 22.12.2016, Format: Kurzanalyse, Bereich: Behörde

Die sechste BAMF-Kurzanalyse konzentriert sich auf ausgewählte Integrationsaspekte nach Deutschland zugewanderter rumänischer und polnischer Staatsangehöriger. 1.250 Personen wurden für die Repräsentativuntersuchung zu deutschen Sprachkenntnissen, Qualifikationen und Arbeitsmarktbeteiligung befragt.

Zeiträume der Zuwanderung

Wie die Repräsentativuntersuchung "Ausgewählte Migrantengruppen in Deutschland" zeigt, sind 62 Prozent der rumänischen Zugewanderten in den Jahren 2010 bis 2015 nach Deutschland gekommen – hier bezeichnet als Neuzugewanderte. Unter den polnischen Zugewanderten sind 38 Prozent Neuzugewanderte.

Pol­nische Altzugewanderte (vor 2010 nach Deutschland gekommen) können mit fast 17 Jahren Aufenthaltsdauer im Durchschnitt in der Regel auf eine schon längere Zeit in Deutschland zurückblicken als rumänische Altzugewanderte (13 Jahre Aufenthaltsdauer).

Zuwanderungsgründe, Schulbildung und Arbeitsmarktbeteiligung

Rund 70 Prozent der Neuzugewanderten kommen wegen der Arbeitssuche oder wegen eines Arbeitsverhältnisses nach Deutschland. Auch bei Altzugewanderten ist dies das dominierende Migrationsmotiv, häufig wurde aber auch die Familienzusammenführung als Ehepartnerin oder als Ehepartner genannt. Andere Gründe treten dahinter deutlich zurück.

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Dr. Christian Babka von Gostomski

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Die befragten Männer nennen zu 71 Prozent Arbeitsmigration als Grund der Zuwanderung, während die Frauen zu 38 Prozent die Familienzusammenführung als Ehepartnerin anführen. Diejenigen, die arbeitsmarktbezogene Zuwanderungsgründe nennen, sind häufiger erwerbstätig. Eine Erwerbstätigkeit gaben 68 Prozent der Befragten an.

51 Prozent der rumänischen Neuzugewanderten haben mindestens einen, der Fachhochschulreife vergleichbaren, allgemeinbildenden Schulabschluss erreicht.

Bei Männern steigert unter anderem das schulische Bildungsniveau die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein. Bei den befragten Frauen wirken sich eine berufliche Ausbildung und deutsche Sprachkenntnisse positiv aus. Diskriminierungserfahrungen vermindern hingegen die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit.

Unterschiede bei Aspekten der Integration

Hinsichtlich Integrationsaspekten bestehen Unterschiede eher zwischen Alt- und Neuzugewanderten als zwischen rumänischen und polnischen Zugewanderten. Neuzugewanderte weisen noch nicht so gute Deutschkenntnisse, eine geringere Verbundenheit mit Deutschland und seltenere Kontakte zu Deutschen als Altzugewanderte auf, allerdings bei häufigerem Wunsch nach mehr Kontakten.

Integration – Was ist das überhaupt?

Integration kann nicht an einem Indikator festgemacht werden. Es können vier Dimensionen der Integration unterschieden werden:

  • Strukturelle Integration meint die Positionierung auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungssystem der Aufnahmegesellschaft (beispielhafte Indikatoren: Schulabschluss, Erwerbstätigkeit, Bezug von Transfer­leistungen).

  • Kulturelle Integration umfasst die Aneignung von kulturellem Wissen der Aufnahmegesellschaft (z. B. deutsche Sprachkenntnisse).

  • Soziale Integration zielt unter anderem auf die Eingebundenheit in die Aufnahmegesellschaft (z. B. soziale Kontakte zu Personen deutscher Herkunft).

  • Identifikative Integration weist auf den Stand der Verbundenheit mit der Aufnahmegesellschaft hin (z. B. Bleibe- oder Einbürgerungsabsichten).

Zudem sind auch soziodemographische Sachverhalte, wie etwa die unterschiedliche Altersstruktur und spezifische Aspekte der Einwanderungsgeschichte bestimmter Gruppen Zugewanderter, zu berücksichtigen. Des Weiteren ist Integration als wechselseitiger Prozess zu sehen. Sowohl die aufnehmende Gesellschaft als auch die Zugewanderten sollten bemüht sein, mit gegenseitigem Verständnis aufeinander zuzugehen und an einer gelungenen Integration mitzuwirken. Aufgabe der aufnehmenden Gesellschaft ist es, Teilhabechancen zu bieten und Diskri­minierungen aufgrund der Herkunft abzubauen.

Diskriminierungserfahrungen und Bleibeabsicht

Rumänische Zugewanderte (so etwa 42 Prozent der rumänischen Neuzugewanderten) berichten über mehr Diskriminierungserfahrungen als polnische. 74 Prozent der Zugewanderten hoffen auf eine längerfristige Perspektive von zehn und mehr Jahren in Deutschland.

Verfasser der Kurzanalyse: Dr. Christian Babka von Gostomski