Repräsentativuntersuchung "Ausgewählte Migrantengruppen in Deutschland" , Datum: 25.05.2022, Bestellnummer: FFFB40, Format: Forschungs­bericht, Bereich: Behörde

Der Forschungsbericht zur Repräsentativuntersuchung "Ausgewählte Migrantengruppen in Deutschland" (RAM 2015) enthält Erkenntnisse über vier große Gruppen von Menschen mit Migrationshintergrund. Hierfür wurden zwischen Juni bis September 2015 insgesamt 2.498 Personen interviewt, darunter 633 polnische, 632 rumänische, 614 türkische Staatsangehörige und 619 deutsche Staatsangehörige mit türkischem Migrationshintergrund.

Der vorliegende Bericht liefert einen deskriptiven Überblick über ausgewählte Aspekte der Integration und Einstellungen der im Jahr 2015 befragten vier Gruppen.

Ausgewählte Ergebnisse

Zuwanderungsgeschichte prägend

Fast alle der polnischen und rumänischen Staatsgehörigen waren selbst zugewandert. Unter türkischen Staatsangehörigen waren es weniger als drei Viertel, während die Mehrheit der Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland geboren wurde. Bei zugewanderten polnischen und rumänischen Befragten zeigte sich eine deutliche Prägung durch arbeitsbezogene Zuwanderungsgründe. Bei türkischen Befragten und Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund war hingegen eine Familienzusammenführung häufiger das Zuzugsmotiv. Solche migrationsbiographischen Hintergründe, aber auch soziodemographische, wie das höhere Durchschnittsalter der befragten türkischen Staatsangehörigen, bestimmten die unterschiedlichen Lebenssituationen der vier Gruppen im Jahre 2015 mit.

Unterschiede bei schulischer und beruflicher Bildung

Polnische und rumänische Staatsangehörige kamen zum Großteil erst nach Abschluss ihres Schulbesuchs nach Deutschland und brachten überwiegend eine mittlere oder hohe Schulbildung mit. Während türkische Staatsangehörige aufgrund ihrer Zuwanderungsgeschichte bzw. der der Eltern eher eine niedrige bis mittlere Schulbildung aufwiesen, erreichten im Vergleich mit ihnen die Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund häufiger eine hohe Schulbildung. Polnische Befragte verfügten 2015 häufiger über berufliche Ausbildungs- oder Studienabschlüsse als Zugehörige der anderen drei Gruppen.

Haushaltseinkommen

Türkische Befragte waren häufiger nicht (mehr) erwerbstätig, was mit Blick auf das höhere Durchschnittsalter verständlich ist. Die pro Haushaltsmitglied zur Verfügung stehenden Mittel fielen bei ihnen deutlich geringer aus als bei den drei anderen Gruppen. Folglich war unter den türkischen Befragten der Anteil, der angab, mit dem Haushaltseinkommen nicht zurechtzukommen, größer als bei den anderen Gruppen.

Deutsche Sprachkenntnisse von migrationsbiographischen Indikatoren beeinflusst

Die Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund wiesen die besten Deutschkenntnisse auf, wohingegen die Deutschkenntnisse der türkischen und polnischen Staatsangehörigen im mittleren Bereich lagen. Wie mit Blick auf die kurze Aufenthaltsdauer der rumänischen Staatsangehörigen nicht überraschend, billigten sie sich die vergleichsweise geringsten Deutschkenntnisse zu. Hinsichtlich des Erwerbs der deutschen Sprache überwog bei den zugewanderten rumänischen, polnischen und türkischen Befragten der Erwerb der deutschen Sprache im Alltag durch Bezugspersonen oder im Arbeitsumfeld sowie durch die Nutzung deutscher Medien. Bei der kleinen Gruppe der zugewanderten Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund, die alle schon mindestens zehn Jahre in Deutschland lebten, berichtete die Hälfte, dass sie in Deutschland aufgewachsen waren, dort die Schule besucht und auf diesem Wege die deutsche Sprache erworben hatten.

Keine sozialen Abgrenzungstendenzen erkennbar

Drei Viertel der Befragten äußerten, dass sie häufig Kontakt zu Deutschen im Freundeskreis hatten. Nur wenige Befragte wünschten sich, in einem Viertel zu wohnen, in dem überwiegend ausländische Personen leben. Insgesamt war eine hohe Offenheit gegenüber Deutschen erkennbar. Hingegen machte mehr als jede dritte befragte Person mit rumänischer, türkischer sowie mit deutscher Staatsangehörigkeit und türkischem Migrationshintergrund Benachteiligungserfahrungen im Alltagsleben.

Große Zufriedenheit

2015 äußerte sich eine deutliche Mehrheit der Befragten eher oder sehr zufrieden mit dem Leben in Deutschland. Der Blick auf das Zurechtkommen mit dem Haushaltseinkommen zeigt, dass es aber mit einem Fünftel unter den türkischen Befragten eine etwas größere Gruppe gab, die weniger zufrieden war.

Weitere Aspekte der Integration der vier Gruppen werden im Forschungsbericht dargestellt, so etwa die Identifikation mit Deutschland, dem Herkunftsland, Bleibe- oder Einbürgerungsabsichten. Zudem erfolgt ein Blick auf ausgewählte Einstellungen, wie zum Beispiel zum Gefühl politischer Machtlosigkeit.

Der Forschungsbericht wurde verfasst von: Dr. Christian Babka von Gostmoski