Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern im Familiennachzug , Datum: 07.11.2018, Bestellnummer: FFFB32, Format: Forschungs­bericht, Bereich: Behörde

Das Forschungszentrum des BAMF hat im Jahr 2016 rund 3.100 Menschen online befragt, die im Rahmen des Familiennachzugs zwischen 2010 und 2015 nach Deutschland gekommen sind. Darunter befanden sich sowohl Ehefrauen und -männer als auch Eltern, die zu ihren Kindern nach Deutschland nachzogen. Ziel der Studie war es, das Potential dieser Gruppe von Zugewanderten für den deutschen Arbeitsmarkt zu ermitteln.

Die wichtigsten Ergebnisse aus der Studie sind:

Hohe Heterogenität der Gruppe

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Barbara Heß

Position: Wissenschaftliche Mitarbeiterin

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Zugewanderte im Familiennachzug weisen intern eine hohe Heterogenität auf. So unterscheiden sich beispielsweise der Frauenanteil, die Zuwanderungskategorie (Ehegatten/Elternteile), die Aufenthaltsdauer und das durchschnittliche Einreisealter sowie die schulische und berufliche Bildung je nach Herkunftsgruppe stark, womit auch die Voraussetzungen für die Arbeitsmarktintegration variieren.

Deutschkenntnisse bereits vor Einreise

64 Prozent der Befragten haben bereits vor ihrem Zuzug Deutsch gelernt, 82 Prozent haben ein Zertifikat über ihre Deutschkenntnisse erhalten, darunter 76 Prozent mindestens auf dem Niveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER). Dennoch schätzen nur 49 Prozent ihre Deutschkenntnisse selbst als gut oder sehr gut ein. Bessere deutsche Sprachkenntnisse erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit signifikant.

Ausbildung im Herkunftsland

95 Prozent der Zuwanderer haben im Ausland eine Schule besucht, 61 Prozent eine berufliche Ausbildung oder ein Studium absolviert, wovon wiederum 91 Prozent ein entsprechendes Zeugnis besitzen. Männer haben signifikant häufiger eine Berufsausbildung absolviert, aber seltener einen Hochschulabschluss als Frauen.

Auch bezüglich der Branche bzw. Fachrichtung zeigen sich geschlechtsspezifische Differenzen: Der Schwerpunkt bei den Männern liegt im Bereich IT und Naturwissenschaften, bei den Frauen im Handel, in sozialen, kulturwissenschaftlichen oder medizinischen Berufszweigen.

Anerkennung der im Ausland erworbenen Kenntnisse

Nur 28 Prozent derjenigen, die eine ausländische berufliche Bildung mit Zeugnis vorweisen können, haben in Deutschland eine Zeugnisanerkennung oder die Feststellung der Gleichwertigkeit beantragt. 77 Prozent dieser Anerkennungsverfahren waren zum Befragungszeitpunkt abgeschlossen, sie endeten mehrheitlich (89 Prozent) mit der Anerkennung als (teilweise) gleichwertig.

Erwerbstätigkeit

Im Jahr vor ihrem Zuzug waren 56 Prozent der Befragten erwerbstätig, darunter Männer deutlich häufiger und länger als Frauen. Zum Befragungszeitpunkt in Deutschland gingen 35 Prozent einer Erwerbstätigkeit nach, auch hier liegt der Anteil bei den Männern deutlich über dem der Frauen. Diese Differenz nimmt jedoch mit steigendem Qualifikationsniveau der ausgeübten Tätigkeit ab. Zugleich wirkt sich bei Frauen das Vorhandensein von Kindern im Haushalt besonders deutlich negativ auf die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit aus.

Zufriedenheit mit beruflicher Situation

Nur gut ein Drittel (34 Prozent) der Befragten sind mit ihrer beruflichen Situation sehr oder eher zufrieden, hingegen 41 Prozent sehr oder eher unzufrieden. Dies sind im Vergleich zur Zufriedenheit mit anderen Lebensbereichen (u.a. Einkommen, familiäre Situation, gesundheitliche Situation) die schlechtesten Werte. Besonders unzufrieden (60 Prozent) sind mit ihrer beruflichen Situation Zugewanderte, die zum Befragungszeitpunkt nicht erwerbstätig waren. Dies weist darauf hin, dass ein starker Wunsch nach Teilhabe am Arbeitsmarkt besteht.

Aufbauend auf diesen Ergebnissen sehen die Autorinnen der Studie die (berufsbezogene) Sprachförderung, die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Aus- und Weiterbildungsangebote als zentrale Handlungsfelder an, um das Arbeitsmarktpotential von Zugewanderten im Familiennachzug besser zu erschließen.

Verfasserinnen des Forschungsberichtes: Marie Wälde, Katalin Evers