Integration von Migrantinnen in Deutschland: Politiken und Maßnahmen , Datum: 08.03.2023, Format: EMN Deutschland Paper, Bereich: Behörde , Studie der deutschen nationalen Kontaktstelle für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN)

Das EMN Deutschland Paper thematisiert die Integration von Migrantinnen in Deutschland. Die Studie gibt einen Überblick über den Integrationsstand von Migrantinnen, den damit verbundenen Herausforderungen sowie über die politischen Integrationsansätze in Deutschland.

Die im Rahmen dieser Studie betrachteten Integrationsbereiche konzentrieren sich im Wesentlichen auf die im EU-Aktionsplan für Integration und Inklusion 2021-2027 abgedeckten Felder, darunter Bildung und Sprache, Erwerbstätigkeit, Gesundheit, Wohnen sowie zusätzlich politische und zivilgesellschaftliche Partizipation. Im Einklang mit den EMN-Vorgaben werden in der Studie unter Migrantinnen primär drittstaatsangehörige Frauen verstanden. Da allerdings die Datengrundlage in Deutschland nicht durchgängig eine Unterscheidung nach Drittstaatsangehörigkeit und Geschlecht zulässt und zudem nicht alle Integrationsmaßnahmen nur explizit für Drittstaatsangehörige ausgelegt sind, werden in dieser Studie auch solche Forschungserkenntnisse und Integrationsmaßnahmen dargestellt, die sich allgemein auf Frauen mit Migrationshintergrund beziehen und damit Drittstaatsangehörige implizit miteinschließen.

Integrationsstand von Migrantinnen in zentralen Bereichen

Im Jahr 2021 lebten rund 3,2 Millionen drittstaatsangehörige Frauen in Deutschland und knapp 11 Millionen Frauen mit Migrationshintergrund. Dabei weißt ein Großteil von ihnen eigene Migrationserfahrungen auf. Die häufigsten Aufenthaltstitel für drittstaatsangehörige Migrantinnen sind familiäre sowie völkerrechtliche, humanitäre und politische Gründe. Insgesamt stellen Migrantinnen in Hinblick auf die Herkunftsregion und den aufenthaltsrechtlichen Status eine heterogene Gruppe dar.

Diese Heterogenität spiegelt sich auch in ihren unterschiedlichen Bildungsabschlüssen wider. Während es zwischen drittstaatsangehörigen Frauen und Männern kaum Bildungsunterschiede gibt, zeigt sich im Vergleich zu Personen ohne Migrationshintergrund ein Bildungsgefälle, insbesondere was den Anteil ohne Schulabschluss betrifft. Trotz ähnlicher schul- und berufsqualifizierender Abschlüsse partizipieren Migrantinnen jedoch deutlich seltener am Arbeitsmarkt als Migranten: Die Erwerbstätigenquote für drittstaatsangehörige Frauen betrug im Jahr 2021 nur rund 44 Prozent, während sie bei Männern bei 67 Prozent lag. Diese Partizipationslücke wird in der Studie auf zwei wesentliche Faktoren zurückgeführt.

Herausforderungen bei der Integration

Erstens zeigt sich, dass zugewanderte Frauen häufig Qualifikationen in Bildungs-, Erziehungs- und Gesundheitsberufen aufweisen, diese aber aufgrund hoher Anerkennungsanforderungen in Deutschland nicht nutzen können. Daraus folgen für Migrantinnen Zugangsschwierigkeiten zur qualifikationsadäquaten Erwerbsarbeit und eine insgesamt deutlich geringere Erwerbstätigenquote. Zweitens stellen neben der Anerkennung von Abschlüssen und Qualifikationen fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten eine zentrale Hürde bei der Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen dar. Dieses Vereinbarkeitsdilemma von Familie und Beruf wirkt sich auch negativ auf ihre Teilnahmemöglichkeiten bei Integrations- und Sprachkursen aus. In den Bereichen Wohnen, Gesundheit und politische Partizipation konstatiert die Studie einen zusätzlichen Bedarf an empirischen Untersuchungen, da fundierte Erkenntnisse zum Integrationsstand von Migrantinnen zum Teil fehlen, speziell in Hinblick auf die Wechselwirkung von Geschlecht und Migrationshintergrund. Insgesamt zeigt die Studie jedoch, dass sich Hürden wie Betreuungs- und Haushaltsverpflichtungen sowie mangelnde Sprachkenntnisse auch in anderen Integrationsbereichen negativ auswirken. Eingeschränkte rechtliche Möglichkeit (Wahlrecht) wirken sich zudem hemmend auf die politische Partizipation aus.

Integrationspolitik in Hinblick auf Migrantinnen

Des Weiteren beschreibt die Studie, wie die geschlechtsspezifischen Integrationsherausforderungen in Integrationsstrategien und -maßnahmen adressiert werden. So wird aufgezeigt, dass im integrationspolitischen Gesamtkonzept des Bundes, dem Nationalen Aktionsplan Integration (NAP-I), eine vermehrte Fokussierung auf die Ressourcen und Fähigkeiten von Migrantinnen und ihre Potenziale stattfindet. So wird nicht nur der schlechtere Zugang von Migrantinnen zum Arbeitsmarkt, sondern auch die besondere Notwendigkeit der qualifikationsbezogenen Beratung und Arbeitsvermittlung für hochqualifizierte Migrantinnen beleuchtet. Ein wesentliches Integrationsziel stellt die Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Migrantinnen und geflüchteten Frauen dar, was bspw. durch Programme wie "Stark im Beruf" gefördert wird. Die Integrationsstrategie des Bundes umfasst unter anderem vielfältige Bereiche wie Sprachvermittlung, Integration in Arbeit und Bildung sowie gesellschaftliche Integration (z. B. in Form des Integrationskurses). Der Integrationskurs bildet das Kernstück der Integrationsmaßnahmen des Bundes; hier bietet das BAMF auch spezielle Integrationskurse für Frauen und Eltern an, welche die besonderen Umstände und Betreuungspflichten dieser Gruppe bei der Gestaltung der Angebote berücksichtigen.

Die vorliegende Studie stellt den deutschen Beitrag zur EU-weit vergleichenden EMN-Studie "Integration von Migrantinnen in der EU: Politische Strategien und Maßnahmen" dar. Sie wird in allen beteiligten EU-Mitgliedstaaten und Norwegen nach gemeinsamen Vorgaben durchgeführt und liefert einen Überblick über die Integrationspolitiken und -maßnahmen im Zusammenhang mit Migrantinnen. Darüber hinaus gibt es zu diesem Thema ein kompaktes EMN-Inform sowie einen einseitigen EMN-Flash (siehe "Downloads" unter "Weitere Informationen").

Die Studie wurde verfasst von: Kaan Atanisev und Claudia Lechner

Zitation

Lechner, C. & Atanisev, K. (2023). Integration von Migrantinnen in Deutschland: Politiken und Maßnahmen. Studie der deutschen nationalen Kontaktstelle für das Europäische Migrationsnetzwerk (EMN) (EMN Deutschland Paper 1/2023). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
https://doi.org/10.48570/bamf.fz.emndp.01/2023.d.2023.migrantinnen.1.0