Kursarten für spezielle Zielgruppen , Datum: 28.11.2018, Format: Artikel, Bereich: Integration

Manche Zugewanderte können aus familiären, kulturellen, biographischen oder sonstigen Gründen nicht am allgemeinen Integrationskurs teilnehmen. Manche haben spezielle Interessen, manche einen besonderen sprachpädagogischen Förderbedarf. Um auch ihnen den Weg hin zu einer gleichberechtigten Teilhabe am Leben in Deutschland zu erleichtern, wurden spezielle Integrationskurse konzipiert. Diese haben einen Umfang von bis zu 1000 Unterrichtsstunden.

Der Alphabetisierungskurs

Alphabetisierungskurse richten sich an Migrantinnen und Migranten, die in ihren Herkunftssprachen nicht bzw. nicht ausreichend alphabetisiert sind und daher zu Beginn des Spracherwerbsprozesses einer besonderen (schrift-)sprachlichen und methodisch-didaktischen Förderung bedürfen. Zur angesprochenen Zielgruppe gehören zwei Hauptgruppen, die gemeinsam unterrichtet werden:

  • Primäre Analphabeten (ohne schriftsprachliche Kompetenzen)
  • Funktionale Analphabeten (mehr oder weniger gering ausgebildete elementare Kompetenzen im Lesen und Schreiben, die für den Besuch eines allgemeinen Integrationskurses oder eines Integrationskurses für andere spezielle Zielgruppen aber nicht ausreichen)

Im Alphabetisierungskurs wird angestrebt,

  • dem Ziel der funktionalen Alphabetisierung der Teilnehmenden möglichst nahezukommen und gleichzeitig Deutschkenntnisse zu vermitteln,
  • die soziale Integrationsfähigkeit der Teilnehmenden durch Autonomie fördernde und an Nachhaltigkeit orientierte Unterrichtsmethoden zu stärken,
  • Deutschkenntnisse auf dem Niveau der elementaren Sprachverwendung (entsprechend dem GER) zu erwerben, in der Regel bis zum Niveau A2 und gegebenenfalls darüber hinaus. Für Teilnehmende, die aufgrund ihres erreichten Sprachstands aus einem laufenden Alphabetisierungskurs in eine andere Kursart für spezielle Zielgruppen (z.B. Frauenintegrationskurs oder Förderkurs) oder auch in einen allgemeinen Integrationskurs wechseln könnten, kann ein Niveau oberhalb von A2 bis B1 angestrebt werden.

Diesen Zielen dienen

  • ein Einstufungssystem, das – je nach Vorkenntnissen – einen Einstieg auch in fortgeschrittenere Kursabschnitte eines Alphabetisierungskurses ermöglicht, 
  • die Möglichkeit für höher Eingestufte, bei entsprechendem Lernerfolg in eine andere Integrationskursart zu wechseln,
  • eine konsequent teilnehmerorientierte Methodik, die auch soziale, interkulturelle sowie psychologische Ziele berücksichtigt,
  • ein durch Binnendifferenzierung und offene bzw. Lernerautonomie fördernde Unterrichtsmethoden gekennzeichneter Unterricht, der ein für den einzelnen Teilnehmer niveaugerechtes Weiterlernen innerhalb des Alphabetisierungskurses ermöglicht.

Die Grundlage für die Umsetzung der Alphabetisierungskurse ist das Konzept für einen bundesweiten Alphabetisierungskurs. Hier finden Sie weitere Informationen.

Der Frauenintegrationskurs

Manche Migrantinnen können aus familiären, kulturellen oder biographischen Gründen nicht am allgemeinen Integrationskurs teilnehmen. Für sie hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einen bundesweiten Frauenintegrationskurs konzipiert. Der bis zu 1000 Unterrichtsstunden umfassende Frauenintegrationskurs verfolgt das Ziel, den Teilnehmerinnen Kenntnisse der deutschen Sprache auf dem Niveau B1 entsprechend des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens (GER) sowie Alltagswissen und Kenntnisse der Rechtsordnung, der Kultur und der Geschichte Deutschlands zu vermitteln. Darüber hinaus werden im Frauenintegrationskurs folgende inhaltliche Schwerpunkte gesetzt:

  • Erziehung und Ausbildung der Kinder
  • Besuch von Behörden und Einrichtungen vor Ort, die für die Zielgruppe relevant sind
  • Auseinandersetzung mit den Geschlechterrollen in Deutschland und den jeweiligen Heimatländern.

Weitere Informationen finden Sie im Konzept für einen bundesweiten Frauen- und Elternintegrationskurs.

Der Elternintegrationskurs

Der Elternintegrationskurs soll zugewanderten Müttern und Vätern die Möglichkeit geben, das deutsche Bildungssystem und die Bildungseinrichtungen ihrer Kinder kennen zu lernen. Daher wird empfohlen, Elternintegrationskurse in der Nähe der Kindergärten und Schulen anzubieten, idealerweise in deren Räumen. So können die Eltern das Bildungssystem aus erster Hand erleben und die Akteure persönlich kennen lernen. Sie bekommen die Möglichkeit, den Bildungsweg ihrer Kinder aktiv mitzugestalten.

Der Elternintegrationskurs umfasst 1000 Unterrichtsstunden und hat das Ziel, den Teilnehmenden Kenntnisse der deutschen Sprache auf dem Niveau von B1 entsprechend des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens (GER) sowie Kenntnisse der Rechtsordnung, der Kultur und der Geschichte Deutschlands zu vermitteln.

Weitere Informationen finden Sie im Konzept für einen bundesweiten Frauen- und Elternintegrationskurs.

Der Jugendintegrationskurs

Junge Erwachsene stellen besondere Anforderungen an Integrationsangebote. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat darauf reagiert und ein „Konzept für einen bundesweiten Jugendintegrationskurs“ vorgelegt. Es dient allen Beteiligten bei den Integrationskursen als verbindlicher Leitfaden zur Organisation und Gestaltung des Unterrichts mit jungen Migranten. Der Jugendintegrationskurs richtet sich an Zuwanderer, die

  • nicht mehr schulpflichtig sind,
  • das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben
  • den Besuch einer weiterführenden Schule oder die Aufnahme einer Ausbildung anstreben.

Um die Teilnehmenden in ihrer besonderen Lebenssituation zu fördern, werden im Jugendintegrationskurs neben Deutsch auch fachsprachliche, berufsorientierende und allgemeinbildende Inhalte vermittelt. Themen sind zum Beispiel: 

  • Bildungssystem
  • Arbeitsmarkt
  • Berufsprofile
  • Gesundheitsvorsorge
  • Drogen- und Gewaltprävention
  • Freizeitgestaltung

Alle Inhalte sollen praxisorientiert und auch außerhalb des Klassenraumes vermittelt werden. Dazu dient auch eine Praxisphase gegen Ende des Kurses. Die selbstständige Arbeit in wechselnden Sozialformen (z.B. Gruppen- und Einzelarbeit) und der Einsatz von modernen Medien tragen zu einem lebendigen Unterricht bei. Das Konzept setzt auf eine Aktivierung der Teilnehmenden unter Einbindung von Beratungsangeboten, zum Beispiel der Jugendmigrationsdienste.

Weitere Informationen finden Sie im Konzept für einen bundesweiten Jugendintegrationskurs.

Der Intensivkurs

Der Intensivkurs ist ein spezieller Integrationskurs für besonders schnell lernende und hochqualifizierte Teilnehmer. Er umfasst 430 Unterrichtsstunden. Im Intensivkurs können die Teilnehmenden das Sprachniveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens bereits in 400 Stunden Sprachkurs erreichen, statt wie im allgemeinen Integrationskurs in 600 Stunden. Auch der Orientierungskurs ist kürzer. Er umfasst 30 Unterrichtsstunden.

Weitere Informationen finden Sie im Konzept für einen bundesweiten Intensivkurs.

Der Förderkurs

Der Förderkurs richtet sich an Zuwanderer, die bereits länger in Deutschland leben, ihre Deutschkenntnisse jedoch meist nicht im Unterricht erworben haben. Bei dieser Zielgruppe ist häufig eine Kombination aus relativ hoher kommunikativer Kompetenz und starker Abweichung von der Sprachnorm zu beobachten. Im Gegensatz dazu sind die schriftsprachlichen Fähigkeiten, das Leseverstehen und das Schreiben meist eher schwach ausgeprägt.

Ziele des Förderkurses sind daher sowohl das "Neu-Lernen" als auch das Umlernen von sprachlichen Strukturen hin zu normgerechtem Sprachgebrauch. Dafür stehen insgesamt bis zu 1000 Unterrichtsstunden zur Verfügung.

Der Förderkurs ermöglicht es den Teilnehmern, neben ihren schon vorhandenen Alltagskenntnissen auch ihre Deutschkenntnisse soweit zu entwickeln, dass ihre Chancen auf bessere Teilhabe am Arbeitsmarkt und am sonstigen gesellschaftlichen Leben steigen.

Konzept für einen bundesweiten Integrationskurs für Zweitschriftlernende (Zweitschriftlernerkurs)

Der bis zu 1.000 UE umfassende Integrationskurs für Zweitschriftlernende (Zweitschriftlernerkurs) richtet sich an Migrantinnen und Migranten, die den Schrifterwerb in einer bzw. mehreren Sprache(n) mit einem nicht-lateinischen Schriftsystem durchlaufen haben und in diesen Sprachen alphabetisiert sind. Das lateinische Alphabet müssen sie nun als weiteres Schriftsystem erwerben, um die deutsche Sprache erfolgreich erlernen zu können.

Im Zweitschriftlernerkurs erwerben sie zunächst das lateinische Alphabet, woran sich der Sprachkurs mit bis zu 900 UE und der Orientierungskurs mit 100 UE anschließen. Im Sprachkurs erwerben die Teilnehmenden Deutschkenntnisse auf dem Sprachniveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmans (GER) und im Orientierungskurs werden die Themenbereiche Politik in der Demokratie, Geschichte und Verantwortung sowie Mensch und Gesellschaft behandelt. Der Zweitschriftlernerkurs schließt mit den beiden skalierten Abschlusstests "Deutsch-Test für Zuwanderer" (DTZ) und "Leben in Deutschland" (LiD) ab.

Weitere Informationen finden Sie im Konzept für einen bundesweiten Integrationskurs für Zweitschriftlernende.