Überblick über das Migrationsgeschehen in Deutschland , Format: Artikel, Bereich: Behörde

Historisch hohe Zuwanderung, viele Geflüchtete aus der Ukraine

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der am 24. Februar 2022 begann, hat die größte Fluchtbewegung innerhalb Europas seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausgelöst. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben mehr als 1 Million Menschen aus der Ukraine Schutz in Deutschland gesucht und damit das gesamte Migrationsgeschehen in Deutschland erheblich beeinflusst: Insgesamt wurden im Jahr 2022 in der Wanderungsstatistik 2.665.772 Zuzüge und 1.203.683 Fortzüge erfasst. Im Vergleich zu 2021 hat sich die Zuwanderung nach Deutschland damit etwa verdoppelt, die Abwanderung nahm um 21,1 Prozent zu.

Resultat dieser Entwicklungen ist ein Wanderungssaldo von +1.462.089 Personen. Die Nettomigration hat sich mehr als vervierfacht (2021: +329.163 Personen) und verzeichnete damit ihren bislang höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen der Wanderungen im Jahr 1950. Personen aus der Ukraine machen mit 41,2 Prozent den größten Anteil an der Gesamtzuwanderung aus. Vor dem Krieg sind vorwiegend Frauen mit Kindern geflohen. Nur 18,6 Prozent der aus der Ukraine gekommenen Menschen, die volljährig sind, waren männlich.

Die Zunahme der Außenwanderung gegenüber 2021 ist damit vor allem auf das Wanderungsverhalten ausländischer Staatsangehöriger zurückzuführen. Während die Zuzüge bei deutschen Staatsangehörigen von 183.650 auf 184.75 im Jahr 2022 lediglich um 0,6 Prozent und die Fortzüge um 8,2 Prozent (2021: 247.829, 2022: 268.167) stiegen, nahmen die Zuzüge ausländischer Staatsangehöriger um 117,7 Prozent (2021: 1.139.816, 2022: 2.481.019) und die Fortzüge um 25,3 Prozent zu (2021: 746.474, 2022: 935.516).

Abbildung 1: Außenwanderungsgeschehen in Deutschland seit 20151

Diagramm kann nicht geladen werden

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik

Knapp zwei Drittel aller Zuzüge aus europäischen Staaten

Im Jahr 2022 kamen 76,2 Prozent aller zugewanderten Personen aus einem anderen europäischen Land2 nach Deutschland, ein deutlicher Anstieg des Anteils gegenüber dem Jahr 2021 (63,8 Prozent). Dies spiegelt vor allem die hohe Zuwanderung aus der Ukraine wider, wodurch der Anteil aus EU-Staaten deutlich zurückgegangen ist, obwohl die Zuwanderung in absoluten Zahlen etwas zugenommen hat. Konkret kamen 24,6 Prozent der zugewanderten Personen aus Staaten der EU (2021: 46,7 Prozent). 12,4 Prozent der Zugezogenen wanderten aus einem asiatischen Staat zu. Lediglich 2,7 Prozent zogen aus afrikanischen Ländern nach Deutschland und 2,8 Prozent aus Amerika, Australien und Ozeanien (zusammengefasste Kategorie).3

Die Bedeutung der innereuropäischen Migration zeigt sich ebenfalls bei den Fortzügen: Auch hier war Europa die Hauptzielregion. 71,0 Prozent der abwandernden Personen zogen im Jahr 2022 aus Deutschland in ein anderes europäisches Land (2021: 67,9 Prozent), 47,2 Prozent wanderten in andere EU-Mitgliedstaaten (2021: 54,0 Prozent). Der Anteil der Fortzüge nach Asien betrug 6,4 Prozent, der nach Amerika, Australien und Ozeanien (zusammengefasste Kategorie) 5,2 Prozent. Nach Afrika wanderten lediglich 2,4 Prozent aller fortziehenden Personen ab.

Abbildung 2: Migration nach Herkunfts- und Zielgebieten4 im Jahr 2022

Diagramm kann nicht geladen werden

Diagramm kann nicht geladen werden

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik


Im Jahr 2022 stellte die Ukraine mit 1.097.882 Zuzügen das Hauptherkunftsland von Zugewanderten, ihr Anteil beträgt allein 41,2 Prozent. Mit deutlichem Abstand liegt Rumänien, das Hauptherkunftsland der Zugewanderten in den vergangenen Jahren, mit 7,7 Prozent aller Zuzüge an zweiter Stelle, gefolgt von Polen (4,0 Prozent), der Türkei (3,0 Prozent) und Bulgarien (2,7 Prozent). Die weiteren quantitativ wichtigen Herkunftsländer 2022 waren Syrien, Afghanistan, Indien, Italien und die Russische Föderation. Damit sind 4 der 10 Hauptherkunftsländer von Migrantinnen und Migranten des Jahres 2022 EU-Staaten.

Bei den Fortzügen waren im Jahr 2022 Rumänien, Ukraine, Polen und Bulgarien die wichtigsten Ziele. Der höchste positive Wanderungssaldo im Jahr 2022 wurde bei Personen aus der Ukraine (+959.527) verzeichnet, gefolgt mit deutlichem Abstand von Personen aus Syrien (+67.569), Afghanistan (+54.717) und der Türkei (+49.304).

Abbildung 3: Migration nach den häufigsten Herkunfts- und Zielländern im Jahr 2022

Diagramm kann nicht geladen werden

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik

Mehr zu den Datenquellen

Wanderungsstatistik

In der Wanderungsstatistik erfasst das Statistische Bundesamt alle Zu- und Fortzüge mit Verlegung des Hauptwohnsitzes über die Gemeinde- oder die Bundesgrenze hinweg. Für die Messung der internationalen Migration sind die Wanderungen über die Bundesgrenze relevant. Es werden deutsche und ausländische Staatsangehörige erfasst.

Die Erfassung der Wanderungsfälle verläuft über die Registrierung der An- und Abmeldungen in den lokalen Meldebehörden. Für Personen mit Wohnsitz im Ausland ist dies bei Auf-enthalten in Deutschland von mehr als drei Monate verpflichtend.

Die Wanderungsstatistik ist fallbezogen, d. h. jeder Wanderungsfall geht in die Statistik ein. Bei einer Person, die in einem Jahr mehrfach umzieht, wird jede einzelne Wanderung gesondert erfasst.

Ausländerzentralregister

Im Ausländerzentralregister (AZR) werden alle ausländischen Staatsangehörigen im Hinblick auf ihren Aufenthaltsstatus in Deutschland registriert, sobald diese sich längerfristig – d. h. in der Regel länger als 3 Monate – in Deutschland aufhalten. Für die Messung von Ab- und Zuwanderung wird die sogenannte Bewegungsbilanz nach dem AZR herangezogen. Diese weist Veränderungen im Registerbestand im Vergleich zum Vorjahr aus.

Das AZR ist eine personenbezogene Statistik - die Zu- und Abwanderungszahlen auf Basis des AZR sind daher niedriger als die auf An- und Abmeldungen basierenden, fallbezogenen Zahlen der Wanderungsstatistik des Statistischen Bundesamtes.


Hinweis

Weiterführende Informationen zum Thema "Überblick über das Migrationsgeschehen in Deutschland" in einer PDF-Datei sowie den dazugehörigen Tabellen-Anhang finden Sie unter "Downloads".

Fußnoten

  1. Im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie kann es ab Mitte März 2020 aufgrund von Einschränkungen im Publikumsverkehr von Meldebehörden oder verlängerten Fristen zur An- und Abmeldung zu einer zeitlich verzögerten Erfassung von Wanderungsfällen in der Statistik kommen.
  2. Europäische Union und europäische Drittstaaten inklusive der Türkei und der Russischen Föderation, diese werden in den amtlichen Statistiken zu Europa gezählt.
  3. In diesem Abschnitt wird auf das Herkunfts- bzw. Zielland der wandernden Personen abgestellt, nicht auf deren Staatsangehörigkeit. Somit können beispielsweise in der Zuwanderung aus EU-Ländern auch Drittstaatsangehörige enthalten sein, die aus diesen Ländern nach Deutschland ziehen. Zur Migration von EU-Staatsangehörigen nach Deutschland siehe den Abschnitt zur EU-Binnenmigration.
  4. Europa inkl. Türkei und Russische Föderation