Die Geschichte der Südkaserne , Datum: 12.01.2023, Format: Artikel, Bereich: Behörde , Chronik des Gebäudes

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Die ehemalige Südkaserne in der Frankenstraße beherbergt heute mit der Zentrale des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge eine Behörde mit humanitären Aufgaben. Seit seiner Entstehung wurde das Gebäude von verschiedenen Nutzern verwendet.

Nürnberg und das Reichsparteitagsgelände

Mehrere Soldaten stehen vor einem Gebäude. Die historische Aufnahme zeigt Soldaten der SS vor der ehemaligen Kaserne. Quelle: BAMF

Mit der Bestimmung Nürnbergs zur "Stadt der Reichsparteitage", wurde 1933 auch die Entscheidung gefällt, einen Kasernenneubau als Herberge der SS-Truppen für den Aufenthalt während jener Reichsparteitage zu errichten.

Diesen Zweck erfüllte die Kaserne jedoch nie. Sie wurde vielmehr als Einrichtung der Waffen-SS genutzt, die auf dem Areal hauptsächlich Fernmelder ausbildete.

Im Mai 1941 wurden 58 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau in die SS-Unterkunft überstellt. Hierdurch wurde die Kaserne zeitweise zu einem Außenlager des Konzentrationslagers. Im Juni 1943 wurde die Kaserne dem Konzentrationslager Flossenbürg zugeordnet.

Zwischen 40 und 300 Häftlinge wurden zunächst für die Fertigstellung der Kasernenanlage eingesetzt. Später beseitigten sie auch Bombenschäden in ganz Nürnberg.

Nutzung durch die US-Armee

Am 18. April 1945 wurde die SS-Kaserne von der 45. US-Infanteriedivision eingenommen und erhielt sogleich einen neuen Namen. Die "Merrell-Barracks" – benannt nach dem am gleichen Tag im Nürnberger Knoblauchsland gefallenen US-Soldaten Joseph F. Merrell – dienten während des Jahres 1945 zunächst als Lager für befreite Zwangsarbeiter. Zeitweilig waren 8.650 Personen in der Kasernenanlage untergebracht, die dort mit Unterstützung der amerikanischen Militärverwaltung notdürftig versorgt wurden.

Nach der vollständigen Räumung 1948 nutze das 2nd Armored Cavalry Regiment der US-amerikanischen Streitkräfte die Kaserne bis ins Jahr 1992 als Truppenunterkunft.

Nach dem Einsatz des Regiments im Golfkrieg im Jahr 1991 – und einer kurz zuvor durchgeführten großen Sanierung – war der Abzug aus Nürnberg und die Räumung der Merrell-Barracks bereits beschlossen.

Am 15. September 1992 wurden mit einer letzten Flaggenparade die amerikanischen Farben über der Südkaserne eingeholt.

Das Hauptgebäude wurde von der bayerischen Denkmalschutzbehörde als "die bedeutsamste Kasernenanlage des dritten Reiches" eingestuft und unter Denkmalschutz gestellt. Ein Abriss des Gebäudes kam somit nicht in Frage.

Zentrale des Bundesamtes

Zufahrt zu einem Gebäude. Die Hauptzufahrt zur heutigen zentrale des BAMF in Nürnberg. Quelle: BAMF

Mit der Übertragung des Gebäudes an die Bundesrepublik Deutschland kam das damalige Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (BAFl) als Nutzer ins Spiel. Die steigenden Zahlen der Asylantragstellenden in der Bundesrepublik im Jahre 1992 und die damit verbundene erhebliche Personalaufstockung machten ein ausreichend dimensioniertes Dienstgebäude für die Zentrale des Bundesamts dringend notwendig.

Nach mehrjährigem Umbau der Südkaserne, durch den das Gebäude ein moderneres Erscheinungsbild bekam, konnte das BAFl 1996 die neuen Räumlichkeiten beziehen.

In diesen Räumlichkeiten blieb das Bundesamt auch nach der Übernahme von Aufgaben im Integrationsbereich und der damit einhergehenden Umbenennung von Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Heute beherbergt das Gebäude neben dem Bundesamt auch eine Zweigstelle des UNHCR und das Hauptzollamt Nürnberg.

Dokumentation der wechselvollen Geschichte

Das Gebäude erlebte eine wechselvolle Geschichte, die heute in vielfältiger Art und Weise im Haus dokumentiert wird. Durch das Werk "Zeitenklammer" schafft der Düsseldorfer Künstler Manuel Franke eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Darin verarbeitet sind verschiedene Elemente, die von Nutzungsphasen des Gebäudes zeugen, wie die erhaltenen Deckenmosaike der SS-Zeit im Torhaus oder die "Blaue Wand" der US-Armee.

Zusätzlich erinnern die Gedenktafeln an die in diesem Gebäude untergebrachten Zwangsarbeiter. In Gebäudeführungen erläutern Mitarbeitende des Amtes zahlreichen Besuchergruppen die Geschichte der Südkaserne. Somit soll der historische Ursprung des Gebäudes und seine Wandlung vermittelt werden.